Die im letzten Jahr von Bundesrat und Bundestag beschlossenen Mittelkürzungen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie die gestiegenen Energiepreise zwingen die Verkehrsunternehmen im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) zu einer Tarifanpassung. Wollte man die Belastungen in voller Höhe an die Kunden weitergeben, müssten die Nahverkehrs-Tarife zum 1. August 2005 für Zug, Tram und Bus um mindestens 9% angehoben werden
Die im letzten Jahr von Bundesrat und Bundestag beschlossenen Mittelkürzungen für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sowie die gestiegenen Energiepreise zwingen die Verkehrsunternehmen im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) zu einer Tarifanpassung.
Wollte man die Belastungen in voller Höhe an die Kunden weitergeben, müssten die Nahverkehrs-Tarife zum 1. August 2005 für Zug, Tram und Bus um mindestens 9% angehoben werden. Gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen wird der MDV aber die Belastung auf mehrere Schultern verteilen und die Kunden somit nur anteilig mit einbeziehen.
Finanzierungslücke von 6-7 Mio. Euro
Verantwortlich für die notwendige Tarifanhebung sind vor allem die Kürzungen der Ausgleichzahlungen für die Schülerbeförderung und für Schwerbehinderte, der Regionalisierungsmittel sowie die Reduzierung der Mineralölsteuervergütung. Verschärft wird die dramatische Situation durch die ständig wachsenden Betriebskosten. Insbesondere der Anstieg des Dieselkraftstoffpreises (um durchschnittlich 8 % binnen eines Jahres) sowie die massiv gestiegenen Ausgaben für Strom tragen dazu bei. Nicht zu unterschätzen auch die problematische Alterspyramide: Immer weniger Schüler müssen zu immer weiter entfernt liegenden Schulen gefahren werden (wegen Schulschließungen). Allein im Jahr 2005 entsteht dadurch eine Finanzierungslücke von 6-7 Mio. Euro bei den mitteldeutschen Verkehrsunternehmen. Hintergrund: Die Verkehrsunternehmen finanzieren sich nur zu knapp zwei Dritteln über die Ticketerlöse. Das restliche Drittel wird durch Bundes- und Landesmittel sowie von den sogenannten Aufgabenträgern also den Landkreisen und kreisfreien Städten finanziert. Da sich letztere selbst in einer prekären finanziellen Situation befinden, können diese die fehlenden Bundes- und Landesmittel nicht ausgleichen.
Verkehrsunternehmen und Fahrgäste teilen sich die Mehrbelastung
MDV-Geschäftsführer Dr.-Ing. Werner Meier: "Die Tarifanpassung schmerzt unsere Kunden. Deswegen ist uns dieser Schritt keineswegs leicht gefallen. Andererseits müssten wir aber das Angebot kürzen, im schlimmsten Fall ganze Strecken komplett wegfallen lassen. Das wollen unsere Kunden – wie eine Umfrage zeigt – verständlicherweise schon gar nicht. Deswegen haben sich die Partner im Verbund darauf verständigt, die Belastungen auf mehrere Schultern zu verteilen. An Stelle einer 9%-igen Erhöhung wird es in den Städten Halle und Leipzig eine durchschnittliche Steigerung von 4-5% und in der Region von durchschnittlich 3-4% geben. Für den Rest müssen die Verkehrsunternehmen selbst nach Einsparpotenzialen suchen."
Trotz Tarifanpassung mehr Fahrgäste im MDV
Trotz der schwierigen Gesamtsituation haben der MDV und alle darin integrierten Verkehrsunternehmen sowie Aufgabenträger den festen Willen, den Nahverkehr in Mitteldeutschland auch perspektivisch zu sichern und an erfolgversprechenden Punkten auszubauen. Beispielgebend sind hierbei die neuen und besser koordinierten Nachtverkehrsangebote rund um Leipzig, die verbesserte Anbindung von Merseburg an Leipzig (Bus) sowie die neue S-Bahn Halle Leipzig. So konnten bereits das dritte Jahr in Folge die Fahrgastzahlen um 2% gesteigert werden. Ohne diese gemeinsam mit den Verkehrsunternehmen erzielten Erfolge müssten die Tarife deutlich mehr angehoben, die Leistungen dagegen erheblich gekürzt werden.
Ein kurzer Blick auf die Änderungen
Beispiel Leipzig: Unverändert bleiben in der Zone Leipzig die Einzel- und 4-Fahrtenkarten für Kinder und für Kurzstrecken sowie die Tageskarte für Kinder. Einzelfahrkarten zum Normaltarif werden 10 Cent teurer; bei Nutzung der 4-Fahrten-Karte (+30 Ct.) steigt der Preis um 7,5 Cent pro Fahrt. In der Region erhöhen sich die Preise für Einzelfahrten im Schnitt um 10 Cent, so von 1,40 EUR auf 1,50 EUR für Fahrten in einer Zone bzw. von 2,20 EUR auf 2,30 EUR für 2-Zonen-Fahrten. Wesentlich geringer fällt die Steigerung für Zeitkartennutzer aus. Inhaber von Abonnements zahlen zum Beispiel in der Beispiel in der Zone Leipzig nur 3,5 Cent mehr. Abos für zwei Zonen z. B. Zone Leipzig plus eine weitere Zone beträgt die Steigerung pro Fahrt 4,8 Cent (Basis durchschnittliche Nutzungshäufigkeit von Abo-Karten in Leipzig mit 60 Fahrten pro Monat, in der Region mit 52 Fahrten pro Monat).
Beispiel Halle: Unverändert bleiben in der Zone Halle die Einzelfahrkarte, die Tageskarte und die Tageskarte Gruppe sowohl im Vorverkauf als auch beim preiswerten Kauf am Automaten im Fahrzeug. Um fünf Cent pro Fahrt erhöht sich der Preis für die 4-Fahrten-Karte in Halle. In der Region steigen die Preise für Einzelfahrten im Schnitt um 10 Cent, so von 1,40 EUR auf 1,50 EUR für Fahrten in einer Zone bzw. von 2,20 EUR auf 2,30 EUR für 2-Zonen-Fahrten. Wesentlich geringer fällt die Steigerung für Zeitkartennutzer aus. Inhaber von Abonnements zahlen zum Beispiel in der Zone Halle nur 1,9 Cent, für eine Zone in der Region nur 1,6 Cent pro Fahrt mehr als bisher (Basis: durchschnittliche Nutzungshäufigkeit von Abo-Karten in Halle mit 67 Fahrten pro Monat, in der Region mit 52 Fahrten pro Monat).
Speziell für Tagesausflügler interessant: Die Preise für Tageskarten und Gruppen-tageskarten für längere Strecken (sechs bzw. sieben Zonen) werden gesenkt. So wird die Tageskarte "Netz" (7 Zonen und mehr) um 3,90 EUR preiswerter, für die Gruppentageskarte "Netz" sind künftig 13,30 EUR weniger als bisher zu zahlen.
Umtausch und Rückgabe alter Tickets
Vor dem 1.8.2005 erworbene Einzel-, 4-Fahrten- und Tageskarten können bis zum Jahresende genutzt werden. Ein Umtausch ist also nicht erforderlich. Wochenkarten für die Woche, in der der Tarifwechsel liegt, gelten für die gesamte Woche zum alten Preis. Ebenso gelten Jahreskarten bis zum Ablauf ihrer Gültigkeit mit dem alten Preis. Längerfristig im Vorverkauf erworbene Wochen- und Monatskarten, deren Gültigkeit erst nach der Tarifanpassung beginnt, werden hingegen mit der Tarifanpassung ungültig. Sie sind unter Zahlung des Differenzbetrages Fahrkarten des neuen Tarifs zu tauschen. Abonnements werden zum 1.8. automatisch auf den neuen Tarif umgestellt.
Die neuen Preise:
Einzelfahrkarte mit Umsteigeberechtigung 1,50 Euro (bisher 1,50)
Einzelfahrkarte Kurzstrecke ohne Umsteigeberechtigung 1,10 (bisher 1,00)
Einzelfahrkarte Kind mit Umsteigeberechtigung 1,00 (bisher 0,90)
4-Fahrtenkarte mit Umsteigeberechtigung 5,40 (statt 5,20)
4-Fahrtenkarte Kurzstrecke ohne Umsteigeberechtigung 4,40 (bisher 4,00)
4-Fahrtenkarte Kind mit Umsteigeberechtigung 4,00 (3,60)
Tageskarte 4,10 (4,10)
Tageskarte Kind 2,70 (2,50)
Tageskarte Gruppe (5 Pers.) 9,50 (9,50)
Wochenkarte übertragbar 13,10 (12,60)
Wochenkarte Azubi nicht übertragbar 10,50 (9,80)
Monatskarte, übertragbar 39,00 (37,50)
Monatskarte Abo, übertragbar 32,50 (31,25)
9-Uhr-Monatskarte übertragbar 31,00 (29,50)
Monatskarte Azubi nicht übertragbar 31,00 (29,00)
Jahreskarte, übertragbar 379,00 (364,00)