Bautagebuch Sole-Brunnen Holzplatz

Bautagebuch Sole-Brunnen Holzplatz
von 17. April 2023 0 Kommentare

Bautagebuch Sole-Brunnen Holzplatz

Stand 14.04.2023

Stabilisierung durch Einschubverrohrung

Wenn die Einschubverrohrung komplett drinnen ist kann der Brunnen nicht mehr kollabieren und somit auf die nächsten Jahrzehnte (oder länger) gesichert und der letze Brunnen damit gerettet.

Am Haken der Maschine hänge jetzt bereits 1,5 Tonnen Gewicht, was nun Vorsicht in eine alte brüchige Verrohrung eingeführt werden muss, mit ganz wenig Spielraum.  Geplant waren 2 Durchmesser, 80mm bis ca. 300 m und 150 mm bis auf 530 m. Jetzt ist man an einer engen Stelle angekommen, wo es erneut heißt Entscheidungen zu treffen.

Nun ist man an einer Stelle angekommen, wo der Brunnen sich verengt hat, die geplanten Rohre (ggf durch Rostablagerungen)  sind nun zu groß, man muss jetzt auf eine Nummer kleiner gehen um nichts zu riskieren. Durch die verwendetet Muffen, welche auch noch einmal einige Millimeter haben, kann kein Grundwasser in das neu verlegte Rohr eintreten, denn diese werde dadurch wasserdicht verbunden.

Die bereits eingeschobenen unteren 300 m Rohr, mit 50 mm Durchmesser bleiben drinnen,  die Oberen noch folgenden Rohre werden nun mit 100 mm, statt den geplanten 150 mm auf den Rest von 200 m eingeschoben.

Stand;  jetzt bei 324m   >> Ziel 530 m

Tag 3

Verrohrung und Pressetermin

Tag 2

Anlieferung Filter und Rohre / Start der Verrohrung

Tag 1

Einrichtung der Bergbau-Baustelle

 

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SOLE FÜR (H)ALLE – SANIERUNG DES LETZTEN SOLEBRUNNENS HAT BEGONNEN

Viele Hallenser kennen ihn noch  den alten Förderturm auf dem Holzplatz. Er war das letzte bauliche Wahrzeichen, was auf die Förderung einheimischer Sole hinwies. Mit der Stillegung des Brunnens und dem später folgendem Abriss, nahm die Salzära in der Stadt ein jähes Ende.

Doch jetzt beginnt ein neuer Zeitabschnitt, denn die Neue Hallesche Pfännerschaft hat mit der Sanierung des letzten Solebrunnens begonnen.

Ein weiteres industrielles Denkmal verschwand

 

Das traurige Ende einer Ära welche unserer Heimatstadt zu Ansehen und Wohlstand verholfen hat.

Doch das kann es nicht gewesen sein! Viele Halloren, Hallenser und auch Unternehmen machten sich Gedanken über Halles letzte, Solebrunnen.

Im Jahr 1925 wurde das Bohrloch bis in eine Tiefe von 530 Meter abgeteuft. Die Sole sprudelte hier bis 1971. Derzeit ist das Brunnenloch provisorisch abgedeckt. Eine Inspektion im Jahre 2012 ergab, dass es sich lohnt, den Brunnen zu reaktivieren. Er wurde nie endgültig verschlossen und liegt in der Nähe des Saline Museums. Dieses sehr positive Ergebnis nahmen 11 Hallenser (darunter viele Halloren) zum Anlass nun nicht mehr locker zu lassen. 2015 installierte man mit Unterstützung von Pro Halle e.V. genau an der Stelle des alten Förderturms eine Stele, die an diesen erinnern sollte.

 

 

Mit dem Ziel Sole für (H)alle gründeten sie am 23.Januar 2016  den Verein “Neue Hallesche Pfännerschaft e.V.”.  Gemeinschaftlich stellt man sich seither den umfangreichen Aufgaben um die technischen Voraussetzungen zu schaffen und die Genehmigung durch das Bergamt einzuholen. Um aus dem Brunnen wieder Sole zu fördern, erhielt die Neue Hallesche Pfännerschaft e.V. Fördergelder und arbeitet mit dem Pro Halle e.V. eng zusammen. Der Weg war lang und mühsam, doch es ist geschafft.

v.l.n.r.: Thomas Schwengfelder von HPC AG, Tobias Heinicke von der Pfännerschaft, Michael Wichmann von Landsberger Bohrgesellschaft mbH (Geschäftsführer) und Matthias Lux Vorsitzender von ProHalle e.V.

Nun haben wir in Halle nicht einfach eine Baustelle mehr, sondern ein Bergbauprojekt, wohlgemerkt das Einzige in der Stadt. Mit den Genehmigungen von Bergamt wurde das Gelände am Holzplatz wieder in den Bergbau aufgenommen.  Eine 2. positive Reaktivierung also.

Bald könnte wieder hallesche Sole in der Saline verarbeitet werden.

Der Förderverein Pro Halle e.V., der die wirtschaftliche, touristische und kulturelle Entwicklung der Stadt Halle (Saale) vorantreiben will, hat dabei finanziell geholfen. „In Halle als traditioneller Salzstadt wieder Sole zu fördern, wäre eine Sensation. Deshalb unterstützen wir die Sanierung des Solebrunnens am Holzplatz mit 160.000 Euro“, freut sich Matthias Lux, Vorsitzender des Pro Halle e.V.

Matthias Lux Vorsitzender ProHalle e.V.

10 Jahre danach stehen wir hier und es wird etwas wiederbelebt, was Jahrhunderte Stadtgeschichte gewesen ist, was einige Jahrzehnte unterbrochen war und jetzt wieder da ist. Es ist etwas ganz Besonderes und darum ist es Ein schöner Tag für Halle! Es ist kein Museum, es ist sichtbare Stadtgeschichte, im Stadtbild anfassbare Natur- und Technikwissenschaft. Ein bemerkenswertes Projekt, was auch die Perspektive für einen wirtschaftlichen Betrieb in der Zukunft bietet“, so Matthias Lux.

Thomas Schwengfelder von der HPC AG und Tobias Heinicke Vorsitzender Neue Hallesche Pfännerschaft

Es ist sehr schön, dass man auf die Historie eingegangen ist, denn Halle hat Jahrzehnte, wenn nicht Jahrtausende davon gelebt. Bei diesem Standort hier liegt geologisch gesehen eine ganz besondere, einzigartige Situation vor, die nur hier Sole hervorbringt.

Obwohl es eine Störungszone ist, die man bis an den Harznordrand verfolgen kann, bei der 2 Gesteinsblöcke mehrere tausend Meter zueinander verschoben sind, tritt nur in Halle Sole in dieser Qualität bis an die Erdoberfläche. Aus einer Tiefe von ca. 500 m tritt nur hier in Halle, im Bereich Hallmarkt und auf dem Holzplatz Sole aus und wird im Brunnen bis 10 m unter Geländeoberkante hochgedrückt. Das ist eine Besonderheit und man kann es nicht erklären warum dies nur hier ist. Durch diese Besonderheit erfolgte aber in der Vergangenheit die Ansiedlung in Halle, da sich die Menschen das zunutze gemacht haben.

Wenn man jetzt durch die Stadt geht, sieht man noch die vor einige Jahren neu verlegten 5 Bronzeplatten, welche an die alten Sole-Brunnen erinnern.

Der einzige noch vorhandene Brunnen in Halle ist der Gutjahrbrunnen am Hallmarkt, der eventuell noch funktionstüchtig wäre. Er hat aber bei weitem nicht die Solequalität des Brunnens am Holzplatz. Zudem muss man damit rechnen, da er sehr oberflächennah im Stadtzentrum liegt, dass er durch Abwässer und ehemalige Verfüllungen kontaminiert ist und somit unbrauchbar für die Soleförderung geworden ist. Deswegen ist am Holzplatz der einzige noch verbliebe Brunnen der Stadt, aus dem man in der Lage ist Sole zu fördern, die auch verarbeitet und vielfältig genutzt werden kann.

Eine Neubohrung wäre für alle Beteiligten finanziell nicht stemmbar.

2012 wurde der Brunnen von alten Steigleitungen, einer alten Pumpe und sonstigen Unrat beräumt und es gab es den ersten Test. Man befuhr ihn mit einer Kamera bis in eine Tiefe von 525 m, wo man auf eine Schlammsole gestoßen ist. Dabei wurde festgestellt, dass der Brunnen noch ganz gut in Schuss ist, aber die alte Stahlverrohrung doch einige Mängel und Beschädigungen aufweist.

In der Vergangenheit wurden dann aber trotzdem einige Pumpversuche unternommen,, um eine mögliche Dauerförderung zu testen. Getestet wurde die Ergiebigkeit und ob eine Versorgung für den Salinebetrieb möglich ist. Der letzte Pumpversuch erfolgte 2018, mit dem Ergebnis, dass die Sole nach wie vor eine hochwertige Qualität hat und einen Salzgehalt von mindesten 23% erreicht.

Pumpversuch 2018

 

Halle soll wieder seine eigene Sole bekommen, denn in den vergangenen Jahrzenten wurde dies angeliefert. (z.B aus Bernburg)

Das gesamte Verfahren und die jetzt stattfindenden Bau-, Sanierungs-, und Förderarbeiten um Halles letzte Solequelle, stehen unter Bergrecht. Somit ist das Bergamt, mit der verantwortlichen Behörde LAGB, welche auch die Genehmigungen für das Bewilligungsfeld und Arbeiten auf dem Holzplatz erteilte. Die Neue Hallesche Pfännerschaft hat nach Vorliegen dieser Genehmigungen als Einzige in Halle das Recht Sole aufzusuchen und zu fördern.

Weiterhin musste ein Hauptbetriebsplan eingereicht werden, der auch die Mengen benennt, die perspektivisch maximal gefördert werden sollen. Das Förderziel liegt bei 1000 m3 im Jahr und dies liegt 1/10 unter der Fördermenge, die vor 1971 realisiert worden ist. Damals musste als Großbetrieb noch gefördert werden, um Salz zu produzieren und zu verkaufen. Jetzt haben es die Neue Hallesche Pfännerschaft und der Hallesche Salinemuseum e.V. übernommen, diese Tradition zu erhalten und ggf. die Hallenser mit heimischen Produkten zu versorgen.

Thomas Schwengfelder von der HPC AG

Da das Bergamt relativ kritisch (vorsichtig) in Hinsicht auf den Zustand des Brunnens war, wurde 2022 nochmals eine relativ kostenintensive Untersuchung des Brunnens veranlasst, um den Zustand der Verrohrung zu prüfen. Im Sommer letzten Jahres erfolgten die aufwendige Untersuchungen über gesamte Bohrung von 525 m mit dem Ergebnis, dass der alten Verrohrung in diesem Zustand keine längere Förderung von Sole mehrt zugetraut wird und eine Sanierung unbedingt erfolgen muss.

 

Untersuchungen 2022

 

Diese alte Diva (der Brunnen), mit über 100 Jahre alten Stahlrohren, wo niemand weiß, wann sie kollabieren kann, vor allem wenn eine Pumpe angeschlossen wird. Der Pumpvorgang regt den Brunnen nochmals dynamisch an und das kann dazu führen, dass irgendwann alles zusammenbricht und der Brunnen unbrauchbar wird. Dies soll nun von vornherein verhindert werden! Wenn der Brunnen einmal kollabiert, dann ist es mit großer Wahrscheinlichkeit mit der Soleförderung in Halle für sehr lange Zeit vorbei. Für eine neue Bohrung und somit einen neuen Brunnen müsste man mit Kosten von mindestens 500.000 € rechnen.

Michael Wichmann von Landsberger Bohrgesellschaft mbH (Geschäftsführer)

Deswegen die Idee, die alte Verrohrung so zu lassen wie sie ist, denn der Brunnen ist ja funktionstüchtig. Dies bedeutet, die Sole tritt unten ein und steigt aus über 500m Tiefe von allein bis auf ca., 10 m Höhe an, das ist eine tolle Besonderheit.

Wir wollen jetzt über diese 500 m eine neue Verrohrung in die alte einschieben, um diese damit abzustützen und ein Kollabieren zu verhindern. Da diese alte Verrohrung unten schon max. 80 mm im Durchmesser ist, heißt das, diese noch weiter zu verjüngen, es sind dann nur noch 5 cm (ca. ¼ des Querschnitts). Man wollte so nah wie möglich an der alten Wandung entlang gehen.

Unten ist auf 325m eine 2 Zoll-Verrohrung bereits eingeführt und drüber wird eine 4 Zoll-Verrohrung folgen. An der Stelle bei 205 m haben wir eine Querschnittsverringerung. Im oberen Bereich der ersten 200m betrug der alte Durchmesser 150 mm, ab da etwa bis in eine Tiefe von 230m nur noch 80 mm.

 

Stand

Stabilisierung durch Einschubverrohrung

Wenn die Einschubverrohrung komplett drinnen ist, kann der Brunnen nicht mehr kollabieren und somit auf die nächsten Jahrzehnte (oder länger) gesichert.Der letze Brunnen ist damit gerettet.

Am Haken der Maschine hängen jetzt bereits 1,5 Tonnen Gewicht, das nun vorsichtig in eine alte brüchige Verrohrung eingeführt werden muss, mit ganz wenig Spielraum. Geplant waren 2 Durchmesser, 140 mm bis ca. 200 m und 50 mm bis auf 530 m. Jetzt ist man an einer engen Stelle angekommen, wo es erneut heißt Entscheidungen zu treffen.

Die geplanten Rohre (ggf. durch Rostablagerungen in der alten Verrohrung) sind nun zu groß, man muss jetzt auf eine Nummer kleiner gehen, um nichts zu riskieren. Durch die verwendetet Muffen, die auch noch einmal einige Millimeter haben, kann kein Grundwasser in die neu verlegten Rohre eintreten, denn diese werde dadurch wasserdicht verbunden.

Die bereits eingeschobenen unteren 324 m Rohr, mit 50 mm Durchmesser bleiben drinnen, die oberen noch folgenden Rohre werden nun mit 100 mm, statt den geplanten 140 mm auf den Rest von 200 m eingeschoben.

Stand;  jetzt bei 324m   >> Ziel 530 m

Wir berichten weiter! Bitte verfolgen sie die  News im Bautagebuch

 

Vorstellung des Vorhabens zum Pressetermin

 

Reine Sohle soll gefördert werden

Tobias Heinicke Vorsitzender des Vereins Neue Hallesche Pfännerschaft e.V, schätzt, dass jährlich rund eine Million Liter Sole gefördert werden können, so ist auch das gesteckte Ziel. Diese hallesche Sole soll im neuen Technischen Halloren und Salinemuseum durch die SalzwirkerBrüderschaft im Thale zu Halle zum beliebten HalloreSiedesalz verarbeitet werden.

v.l.n.r. Thomas Schwengfelder von HPC AG, Michael Wichmann von Landsberger Bohrgesellschaft mbH (Geschäftsführer), Matthias Lux Vorsitzender ProHalle e.V. und Tobias Heinicke Vorsitzender Neue Hallesche Pfännerschaft

Weiterhin ist eine Nutzung der gewonnenen Sole in den Bereichen Gesundheit, Erholung und Wellness angedacht. Die Stadtwerke könnten einen weiteren Teil der geförderten Sole abnehmen, weil sie diese zum Befeuchten des Winterstreusalzes benötigen. Wenn es der Neuen Halleschen Pfännerschaft gelingt, wieder Sole zu fördern, wäre die Stadtwerketochter Hallesche Wasser und Stadtwirtschaft GmbH (HWS) grundsätzlich bereit, die für den Winterdienst notwendige Menge an Sole abzunehmen. Allerdings muss die Qualität der Sole stimmen.

 

         

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