Ein Dorint Koch und seine Eleven

Ein Dorint Koch und seine Eleven
von 3. September 2018

Und schon hat man ein tolles Gericht mit Namen „Jugend kocht“. So geschehen am 2. Tag des 1. Halleschen Schlemmerfestes auf den Markt. Trotzdem der Wettergott übellaunig war, drängten sich Zuschauer unter nicht ganz wasserfesten Zelten zusammen und folgten dem Geschehen. „Jugend kocht“ wurde initiiert von Dieter Bürnhein , der in Schulen geht und mit Schülern zusammen solche Kochstunden schon mal arrangiert. Unterstützt wird das Ganze vom Lionsclub „August Herrmann Francke“, der bekannterweise sehr rührig in der Stadt ist und schon viele Projekte mit Kindern und Jugendlichen finanziell begleitete. Schon das allein ist ein Applaus wert.

Heute gehört der Applaus aber dem stellvertretenden Küchenchef Christian Lifka, der seine sechs „Mannen“ (1 Junge und fünf Mädchen) ein besonderes Rezept anrichten und kochen lässt, begleitet von Stefan Beyer, der in gewohnt gekonnter Manier tatsächlich die nächsten zwei Stunden moderiert und in einer beneidenswerten Position ist. Er darf kosten, was er auch ausgiebig tut. Ein Küchenprofi ist er nicht, wie er zugibt, lernt aber gern dazu. Zum Beispiel auch die Geschichte der weißen Kleidung der Köche, die Christian Lifka, der in der Jugend ein Moped sich ersparen wollte und so das Kochen für sich entdeckte, zum Besten gibt.

Im 13. Jahrhundert war bei reichen Bürgern extremes Schlemmen angesagt. Die trieben es aber meist sehr ausgiebig und auch toll, vom Fett ganz zu schweigen. Die Köche fungierten da nicht nur als Zubereiter der ausgefallensten Speisen, sondern auch gleichzeitig als eine Art Ärzte, die den rebellierende Mägen Linderung bringen sollten. Schließlich stand man vor der immensen Aufgabe mehrere Tage zu schlemmen, was üblich war bei den Vornehmen der Zeit. Die Köche gaben den Überfressenden Kräutersuds und anderen Tinkturen und wurden damit ebenfalls zu Göttern in Weiß. Man konnte beruhigt weiterschlemmen. Solcherart Geschichten bekommt man nicht in der Ausbildung zu hören, dies muss man sich schon selber erlesen, wie Christian weiß.

Doch schon ist er beschäftigt, die sechs Kinder anzuleiten. Anna Lena, Paul, Melanie, Pia, Ornina und Daria bemühen sich redlich die vielen Kräuter, Zutaten und Früchte zurechtzuschneiden. Die Schüler einer 9. Klasse der Sekundarschule Halle Süd kochen gern in ihrer Freizeit, mit Mutti oder Vati und manchmal auch allein. Pia hatte gerade einen Tag vorher Geburtstag und wird von Stefan interviewt. Natürlich will sie Hobbyköchin bleiben, aber beruflich soll es entweder als Lehrerin oder Zollbeamtin weitergehen.

Normalerweise suchen sich die Kinder die Rezepte, die sie kochen möchten, aus. Nur heute hat Christian Lifka das Rezept selbst zusammengestellt:

Maishähnchenbrust mit Scarmoza und einer Kräuterexplosion gefüllt, dazu Pinienkerne mit Kohlrabi an einer Kartoffelmousseline und Fingermöhren mit Spitzkohl und als Dessert ein Mango Tiramisu ohne Amaretto. Schließlich soll die Jugend am Schluss ihr Gericht zusammen mit den Eltern verkosten. Doch bis dahin wird geschnippelt, gewaschen, blanchiert, gerührt, gemixt und das alles über eine Großleinwand beinah hautnah übertragen. Christian kommentiert alle Schritte und macht aus dem scheinbaren Durcheinander ein wohlgeordnetes Kochen. Stefan stellt unendlich viele Fragen und kostet ausgiebig. So kennt er Scarmoza nicht. Er tippt auf Käse und hat schon mal eine heiße Spur entdeckt, da es sich um Büffelmozarella handelt, die einen fein geräucherten Geschmack hinterlässt. Die Kräuterexplosion interessiert ihn besonders und er erfährt, dass es sich dabei um eine Art Pesto aus Thymian, Fenchel, Rosmarin und besonders Estragon handelt. Der beiliegende Kerbel wird dann eher als Deko benutzt. Zweieinhalb Stunden kochen die jungen Eleven, selbst die Schulsozialarbeitern, die sich zu Hause eher von ihrem Mann bekochen lässt, ist voll integriert und findet das Ganze spannend. Und so tummeln sich alle mit ihren hohen weißen Kochmützen oben auf der Bühne vor der Küchenzeile von Micheel und lassen sich weder von den Kameras, noch von neugierigen Fragen von ihrem Tun ablenken. Routiniert greift Christian überall ein, wo es noch klemmt, zeigt geduldig wie man Taschen in die Hühnerbrüste schneidet und die Knochen gekonnt freilegt und sucht auch schon mal das Salz. Obwohl es auf der Bühne gehörig wuselt, ist von Stress keine Spur. Währenddessen unterhält Stefan gutgelaunt die Gäste auf den Marktplatz. Die CMF Organisatoren, die zwar auf den Regen nicht gut zu sprechen sind (laut Wetterbericht sollte es heute schön werden) sind aber froh und sehr zufrieden über dieses gelungene kulinarische Ereignis, dass nun seinen ersten Auftakt hatte.

Selbst der Citymanager Wolfgang Fleischer ist begeistert und hofft das seine Frau, Mitglied des Lionsclubs, sich alles merkte und ihn zu Hause ebenfalls bekocht. Beate Fleischer beobachtet zwar mit Herrn Bürnheim interessiert das Geschehen, ob sie aber ihrem Mann den Wunsch erfüllen wird, bleibt ihr Geheimnis. Kein Geheimnis ist der Erfolg der Kochshow, denn das fertige Gericht kann sich sehen lassen und man sieht den Gesichtern auch einen gewissen Stolz auf das Geschehene an. Recht haben sie und dürfen ihr Werk verkosten, beisitzende Eltern miteingeschlossen. Sei nur noch bemerkt, dass ein zufällig unter den Zuschauern sitzendes Mitglied des Hallischen Hansevereins, den CMF Eventberatern irgendetwas von mittelalterliches Kochen (hier mal ein Beispiel) aus alten Halleschen Rezepten erzählte. „Das wär auch etwas fürs nächste Jahr“, versichert Micha, einer der Organisatoren des 1. Halleschen Schlemmermarktes und muss erst mal auf die Bühne, hat er doch die Aufgabe, das Resultat von „Jugend kocht“ zu fotografieren.