Zeit schenken

Zeit schenken
von 3. April 2018

Das dachten sich wohl auch die sechs Studentinnen des Studienganges „Soziale Arbeit“ und riefen flugs ein Projekt auf den Plan namens „Zeit schenken“. Dazu gingen sie in ein Altersheim, wo die Zeit still zu stehen scheint. Der Alltag ist manchmal monoton und man glaubt im Leben schon alles gesagt zu haben. Die Erinnerungen verblassen und so manch interessantes bleibt unerwähnt.

Doch wie schenkt man nun Zeit? Zum Beispiel mit Hoppel! Das ist nun keine neue medizinische Indikation und auch kein Rezept, hat aber etwas von gesundheitlicher Förderung und ist ein ziemlich gutgelaunter Hase. Und da Hoppel auch nicht gern allein ist, bringt er einen Gefährten mit. Tiere im Altersheim scheint für viele Menschen fast ein Unding, aber solange es Mensch gibt, gehört zu seiner Evolution auch das Tier, freilich aus unterschiedlichen Erwägungen. Bleiben wir aber bei dem Ziel „Zeit schenken“ und gehen erst mal rein „wissenschaftlich“ vor. Das Tier soll, so die Studentin Sandra Richter, der Erhaltung der kognitiven Fähigkeiten dienen. Damit einher geht eine Förderung von Wohlbefinden und Selbstwirksamkeit. Die hoppelnden Hasen erwecken Erinnerungen und geben Raum für gemeinsame Gespräche. Die Tierliebhaber finden sich und treten in einen Generationsaustausch.

Ganz unwissenschaftlich könnte man sagen, dass die weist-du-noch Generation, die ach-sind-die-süß Menschen wieder eine Aufgabe in der Langweiligkeit des Alterns haben. Nun wären vielleicht die Kaninchen etwas unspektakulär, wenn nicht noch das Kursana, so heißt die Einrichtung, auch mal Enten, Hühner und sogar Pferde besucht hätten. Das war dann ein Och und Ach und es gab, sofern möglich, Streicheleinheiten für die Pferde und noch viel wichtiger für die Menschen. Ein Dank der Leiterin des sozialen Dienstes Frau Kloss sei an dieser Stelle erlaubt, hat sie doch ein Herz für Tiere und noch viel wichtiger für die Menschen. Denn selbstverständlich ist dies alles nicht. Tiere sind nicht nur belebend, sondern brauchen auch eine fachgerechte Betreuung, nur von gutgemeinten Ratschlägen und Streicheleinheiten können sie auch nicht leben. So suchen die Studentinnen Susanne, Anne, Anna-Luise, Dila, Kristin, besagte Sandra und ihre Dozentin Halweig Hanke zur Fortführung des Projektes eine Privatinitiative, die dieses menschliche und tierische Projekt mit eigenen Tieren fortführt. Die Studentinnen können dies nicht tun, haben sie doch noch einige Trimester vor sich, die dann wiederrum auch viel Zeit kosten. Hoppel und Partner indes nehmen sich die Zeit in ihrem neuen Domizil und stehen den alten Menschen als Streichelobjekt zur Verfügung. Ihnen kann man auch unbedenklich seine Wehwehchen und Sorgen mitteilen.

Übrigens trat in diesem Zusammenhang die Voltigiergruppe des Pferdehofes Schwittersdorf auf und Voltigierkinder im Alter von 6-15 Jahren zeigten unter der Leitung von Frau Hildegard Schick, was sie können. So trafen zwei Generationen aufeinander und schenkten sich gegenseitig Zeit und Beachtung. Vielleicht ist das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, aber wenn man heute die Zeitung liest und Nachrichten sieht, ist das ein sehr wohltuender Tropfen, der wieder etwas Hoffnung gibt. Diese Zeit sollte man sich einfach mal nehmen.