Ein Geschichtstag in der Kälte

Ein Geschichtstag in der Kälte
von 26. Februar 2023 0 Kommentare

Dass der Weltgästeführertag ausgerechnet an einem der kältesten Februartage stattfindet, konnte nur die Leute stören, die mit kurzer Hose durch die Stadt rennen. Die anwesenden Leute waren gut eingepackt und harrten der Dinge, die da kommen. Und sie kamen. Auf der Ratshoftreppe standen verschiedene Gästeführer bereit, um die Besucher für ihre Stadtthemen abzuholen. Halle hat nun mal eine Vielzahl von geschichtsträchtigen Themen. Die vielen Stadtführer kamen mit einer Vielzahl von Themen im Gepäck. Man konnte sich für das Thema Matthias Grünewald oder Burg Giebichenstein, den Alten Markt, das Salzschwein, den Göbelbrunnen und einiges mehr entscheiden. Am heutigen Tag bekam man diese Führungen auch für lau.

Ein Mitarbeiter der Wärmestube in Halle, stellte auch noch sein Projekt vor. Die Wärmestube gibt Leuten, die mittellos sind, die nötige Wärme gerade bei dieser Kälte. Gegen die menschliche Kälte sind leider die Wärmestuben auch machtlos. Die Besucher können spenden und vollbringen gleich noch eine gute Tat samt dazugehöriger menschlicher Wärme. Solche Wärmehäuser gab es schon im Mittelalter. Sie nannten sich Badestoven und eines gab es im Cyriakuskloster, das an der Stelle des 1530 gebauten Neuen Residenz stand.

Bei dieser Veranstaltung waren am Ratshof mit dabei zwei Halloren und Erasmus von Halberstadt der Salzhändler des Salzstadtclans e.V.  Der ließ es sich nicht nehmen, ein sehr lautes „Salz zu verkaufen, das Beste und schönste Salz aus Halle an der Saale“ zwischen die Leute zu schmettern. Jeder konnte ihn hören, auch ohne Mikro, das für viele bei der Vorstellung nicht so recht die Lautstärke hergab. Technik versus starke Stimme, da gewinnt sogar mal ein Salzkaufmann aus dem 15. Jahrhundert. Die mussten eh gut schreien können, um ihre Waren an den Mann zu bringen.

Es war gut zu sehen, dass sich so viele Leute für die Geschichte der Stadt interessierten.  So spendierte der Salzstadtclan seinen Mittelalterstadtrundgang „Die Salzmagd erzählt von der historischen Salzstadt Halle (Saale)“ und die Geschichte der Salzmagd als Fotogeschichte gleich der Organisatorin. Beide Heftchen kann man sich als freie PDF-Datei auf der Seite des Salzstadtclans e.V. herunterladen. Obendrauf bekam sie noch das „Kleine Lexikon von Halle (Saale)“ mit seinen über 760 Eintragungen. Da kann man immer nachschlagen, so als Gedächtnisstütze. Sie hatte etwas Glück, das Buch zu bekommen. Dank sei dem Stadtmarketing. Der Autor des Buches (Erasmus von Halberstadt alias Michael Waldow) und sein Begleiter (Mitautor Hallore Bernd Bieler) hatten den Band kurz vorher vom Stadtmarketing abgeholt, weil es dort, aus welchen Gründen auch immer, nicht angeboten werden soll, wie es im liebevollen Brief des Geschäftsführers hieß. Leider ließ er aus unerfindlichen Gründen den Grund weg. So ist der Umgang mit der Geschichte eben in Halle, dem einen gefällt es, dem anderen nicht. Gut, das war jetzt nicht so schlimm. Als kleiner Verlag und kleiner Freizeit- und Kreativverein hat man zwar keine Lobby, aber Freunde. Das Leibniz-Institut in Halle zu mindestens nahm ja schon einige Bände ab und die Käufer vom Professor bis zur Mitarbeiterin waren begeistert. Das Leben ist halt vielfältig. Auch der zweite Hallore unserer kleinen Gruppe griff gleich noch einen Band ab.

Der Tag in seiner Kälte war also ein Erfolg. Für die Besucher sowieso, die lernten viel geschichtliches aus der Stadt, für die zwei Halloren und dem Salzhändler ebenso, die im „Groben Gottlieb“ es sich danach gut gehen ließen. Sie kennen ihre Stadt und wenn man was vergessen sollte, hat man ja das Lexikon zur Hand. Übrigens, das Geld fürs Buch ist kein Grundstein für einen Schatz, wie mancher irrtümlich glaubt, der dann mal vergraben wird, sondern es wird für den Salzstadtclan e.V. und seine vielen Projekte vom „Salzwinkel“, dem Objekt des Vereins, über den Tier- und Umweltschutz bis zur Jugendarbeit in der Schule verwendet.  Im Verein und beim Verlag ist man noch sehr idealistisch in dieser ach so materiellen Welt.

Fotos: Silke Lehmann

         

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