„Du hast Dich verändert“ – die Paul-Riebeck-Stiftung kann es nicht leugnen

von 8. Januar 2012

„Du hast Dich Verändert“, so ein Lied von Peter Maffay. Und treffender kann man es wohl kaum ausdrücken. Die Ansprüche an die Altenpflege haben sich in den letzten Jahren stark verändert. Erkannt hat es das „Management“ der Paul-Riebeck-Stiftung mit ihrer rührigen Mannschaft sehr früh.

Das vergangene Jahr war ein erfolgreiches für die Paul-Riebeck-Stiftung. Und zwar Finanziell und projektbezogen, so Vorstand Andreas Fritschek. 1,8 Millionen Euro flossen im Vorjahr in Maßnahmen die der Lebensqualität und dem Wohlbefinden der Bewohner zugutekommen. „Genau dort ist jede Investition richtig“, so Fritschek.

Umgestaltungs- und Renovierungsarbeiten der Altenpflegeheime Akazienhof und Riebeckpark waren der Schwerpunkt. Und das erlebten die Bewohner hautnah mit, der Umbau geschah während sie im Stift wohnten. Das Objekt Riebeckpark erhielt neu gestaltete Aufenthaltsbereiche und Bewohnerzimmer in den Wohnbereichen. Dann folgten die Renovierungsarbeiten im Altenpflegeheim Akazienhof. Farbenfrohe Anstriche und moderne Lampeninstallationen erhellen die Wohnbereichsflure. Einfach gut gelungen sind die neu gestalteten Gemeinschaftsräume, die nun (auf Neudeutsch) in einen Küchen- und Lounge-Bereich unterteilt sind. 9 Gemeinschaftsküchen wurden in beiden Objekten eingebaut. Entspannte Atmosphäre bieten sollen die neuen Pflegebäder mit einem integrierten Lichtspiel über der Wanne. Aber auch die Arbeit für das Personal hat sich verbessert, neue Dienstzimmer entstanden.
Im April sollen die Baumaßnahmen im Akazienhof und im Sommer im Riebeckpark abgeschlossen sein. Bis dahin nimmt die Stiftung nochmals insgesamt 885.000 Euro in die Hand.

Eines der größten Bauprojekte des vergangenen Jahres war der Bau der Kindertagesstätte im Riebeckpark, 481 000 Euro investierte die Stiftung in die Einrichtung. Betrieben wird sie von der Outlaw gGmbH, Platz ist für 55 Kinder. Davon sind 12 Krippenplätze und 43 Kindergartenplätzen, davon sind vier Plätze Kindern mit Behinderungen vorbehalten. Zwölf Plätze stehen als Betriebskindergartenplätze für Mitarbeiterkinder der Paul-Riebeck-Stiftung zur Verfügung. Von 6.00 Uhr bis 18.00 Uhr werden die Kinder von einem Fachkräfteteam mit drei Erzieherinnen, einer Heilpädagogin, zwei Bürgerarbeiterinnen und einer Kitaleiterin betreut. Und eine Besonderheit hebt diese Einrichtung gegenüber anderen hervor: Mitarbeiterkinder der Stiftung können nach Vereinbarung auch bis 20.00 Uhr bleiben oder bei Bedarf am Wochenende in der Einrichtung unterkommen. Diese individuelle Regelung bietet optimale Lösungen für die im Schichtsystem arbeitenden Mitarbeiter der Stiftung. „Immer wieder schön zu sehen wie die Kinder keine Berührungsängste zu den Älteren haben“, so Fritschek.

Neue Wege geht auch die Stiftung auch in der Betreuung der ihr anvertrauten Bewohner. Sie konnten Menschen aller Altersklassen gewinnen die ihre Freizeit liebevoll älteren Menschen widmen. Um dieses „Ehrenamt“ besser zu koordinieren, dafür sorgt im Paul-Riebeckstift Marion Rohland, Koordinatorin Ehrenamt. Ihre Stelle wurde extra geschaffen. Beachtenswert, den in vielen Einrichtungen läuft die Gewinnung von Ehrenamtlichen (wenn überhaupt) so nebenbei. Die momentane Bilanz dank einer festen Ansprechpartnerin: 27 Freiwillige, vom Schüler bis zum Ruheständler, zwischen 14 bis über 60, besuchen regelmäßig die Bewohnerinnen und Bewohner der Paul-Riebeck-Stiftung. Eine von ihnen ist Christin Gunia, Studentin für Geografie und Japanologie im fünften Semester an der Martin-Luther-Universität Halle. Sie besucht regelmäßig im Riebeckstift einen 59-jährigen Bewohner aus England. Er versteht zwar Deutsch, antwortet aber nur auf Englisch. Und hier ist Christin Gunia das sprachliche Bindeglied zwischen ihm, dem Personal und den anderen Mitbewohnern. „Es ist mir einfach wichtig, mich für ältere Menschen einzusetzen. Mein Opa und meine Oma haben mir so viel mitgegeben. Ich fühle mich deshalb verpflichtet, etwas zurückzugeben. Indem ich Bewohner der Paul-Riebeck-Stiftung einmal wöchentlich begleite, verschaffe ich ihnen Abwechslung vom gewohnten Alltag. Darüber freuen sie sich. Man gibt so wenig von seiner Zeit, bekommt aber so viel zurück. Vor allem Dankbarkeit“, erzählt die Studentin. Ein Grund warum sie sich bewusst für eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Paul-Riebeck-Stiftung entschieden hat.
Neben den regelmäßig Aktiven stehen sieben weitere Ehrenamtliche für besondere Anlässe und Veranstaltungen bereit. Zu ihnen gehören beispielsweise Musiker der Oper Halle, die den Bewohnern mit ihren Auftritten abwechslungsreiche Stunden schenken. Während der Fokus 2011 bislang vor allem auf das Altenpflegeheim Riebeckpark gerichtet war, wird das begleitete Ehrenamt 2012 Schritt für Schritt auf die anderen Häuser der Paul-Riebeck-Stiftung erweitert.

Aber auch über den Tellerrand schaut die Paul-Riebeck-Stiftung. Bürgerschaftliches Engagement und Kooperation in der „Südlichen Innenstadt“ sind für die Stiftung wichtige Punkte für die kommenden Jahre. Mit der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V., dem Bauverein Halle & Leuna eG und dem Familienzentrum Treffpunkt Lutherplatz plant die Paul-Riebeck-Stiftung den Aufbau eines Netzwerkes für bürgerschaftliches Engagement im Quartier. Einen mobilen Bücherdienst oder ein Seniorenbesuchsdienst sind nur einige der Ideen. Einbezogen sollen dabei auch die Mieter der seniorengerechten Wohnungen der Paul-Riebeck-Stiftung. Im Herbst 2011 wurde eine Mieterbefragung durchgeführt. Eines der Ergebnisse ist dass die Mieter ihre Nachbarn bei solchen Aktivitäten unterstützen würden, bei denen sie selbst Hilfe annehmen möchten: einen Urlaubsservice etwa, Einkaufen oder Freizeitangebote. Anfang 2012 sollen nun auf Basis der Befragung die Ergebnisse ausgewertet und umgesetzt werden.

Dass die Bevölkerung im älter wird ist bekannt. Von Haus aus mit diesem Thema bestens vertraut geht die Paul-Riebeck-Stiftung damit in diesem Jahr mit neuen Wegen an die Öffentlichkeit. Geplant sind hallesche Aktionstage zum Thema vom 20. Juni bis 20. Juli 2012, momentanen Arbeitstitel „Alter.native“. 2012 ist das „Europäischen Jahr des aktiven Alterns und der Solidarität zwischen den Generationen 2012“. Geplante Partner sind die Stadt Halle, der Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Uniklinikum Halle und die Leopoldina. Bei letzterer geht es um die Leopoldina-Fotoausstellung „Neue Bilder vom Alter(n)“, die zur Eröffnung des Leopoldina-Hauptgebäudes gezeigt wird. So sollen ehrenamtliche Ausstellungsbegleiter die Fotoausstellung betreuen. Aber auch Vorträge, zum Beispiel Demenz, sind geplant.