„Friedensbewegung“ trifft sich zum 100. Mal

von 21. März 2016

Auf den Veranstaltungen der „Friedensbewegung Halle“ ging es bisher bei weitem nicht nur um das Thema Frieden, doch die Frage von Krieg und Frieden spielte immer wieder eine zentrale Rolle. „Liebe Hallenser, wir sind die Friedensbewegung und ständige Montagsdemo Halle!“, beginnt Frank Geppert sein Einladungsvideo zur 100. Montagsdemo in Halle an der Saale. Er ist inzwischen die längste Zeit der Kopf der Bewegung in der Händelstadt, die jede Woche immer montags ab 18 Uhr auftritt, zumeist auf dem Marktplatz vor dem Ratshof, mehrfach auch auf dem Riebeckplatz und vor dem Fahnenmonument (eigentlich „Flamme der Oktoberrevolution“), und oft bis 20 Uhr und länger alle möglichen Themen abarbeitet, unter anderem die Kriege in Syrien und in der Ukraine. Geppert betont, dass er die Unterscheidung zwischen den politischen Richtungen als Strategie der Spaltung ansieht. Er will diese Spaltung nicht und hat dafür wiederholt den Vorwurf riskiert und kassiert, auf dem rechten Auge blind zu sein, etwa als die „Brigade Halle“ eine hallesche Bürgerwehr mit Link zur NPD, im Herbst 2015 plötzlich zum Zuhörerkreis dazustieß.

Die Hauptredner der Montagsdemo in Halle, neben Frank Geppert nicht zuletzt Don Donatus, arbeitet sich immer wieder an aktuellen nationalen und globalen Themen ab. Sie wollen dem eigenen Bekunden nach aufklären und aufwecken. Von Anfang an standen ihr immer wieder Menschen kritisch, protestierend oder massiv störend gegenüber, die sich selbst links verorten und sich primär als antirassistisch, anti-antisemitistisch, antifaschistisch, anti-deutsch sowie pro-amerikanisch und pro-israelisch artikuliert haben. Die Kritik, in der immer wieder von „Nazis“ und „Verschwörungstheoretikern“ die Rede war, gipfelte im Herbst 2015 in dem Vorwurf, die Montagsdemo in Halle sei ein Pegida-Ableger und „Wolf im Schafspelz“. Die Aussagen nährten sich nicht zuletzt aus dem verstärkten Auftreten des Ex-Nazis Sven Liebich, der die Demo mit Transparenten bestückt, die Internet-Plattform „Halle leaks“ betreibt und aufrührerische Reden hält sowie mehrfach auf der Demo gesichteten, teilweise auch optisch klar erkennbaren Sympathisanten rechter Gruppierungen.

Die Teilnehmer der Demos kommen bei weitem nicht nur aus Halle. Sie reisen aus ganz Sachsen-Anhalt und Sachsen an. Hinzu kamen Gäste unter anderem aus Berlin und München. Die prominenteste Gäste und Mitstreiter in Halle waren bisher zum Beispiel der Radiomann Ken Jebsen, der Linksaktivist Pedram Shahyar und die ehemalige Pegida-Sprecherin Katrin Oertel. Bisher noch nicht in Halle gewesen sind hingegen Montagsdemo-Promis wie Andreas Popp (Wissensmanufaktur) und Jürgen Elsässer (Compact-Magazin).

Als Zuhörerschaft wurde auf den Veranstaltungen ein breites Spektrum von Menschen gesehen, die von der linken Aktivistin Jutta Ditfurth schon in der Entstehungsphase pauschal als Querfront diffamiert wurden: Deutsche und Ausländer, Anarchisten und Linke, Christen und Atheisten, Otto-Normalos und Spezies, Künstler und Hippies, Reichsbürger und Rechte, Mittelständler und Arbeitslose, Studierte und Arbeiter … Wesentlicher Kit der Bewegung waren und sind Enttäuschung, Misstrauen, Frust, Veränderungswille, Systemkritik und die verzweifelte Suche nach anderen Lösungen und Wegen. Die Montagsdemo in Halle ist indes eine der wenigen Veranstaltung einer zeitweise bundesweit boomenden Bewegung, die alle Anfeindungen, internen Auseinandersetzungen und Veränderung in Orga-Team und Zuhörerschaft überstanden hat.

Ansprache zur 100. „Montagsdemo“ am 21. März 2016 (youtube)

https://youtu.be/DgD6YwwYtUY