„Make Halle great again“

von 20. Januar 2017

Am heutigen Freitag des Amtsantritts in den USA, eine Woche nach Freitag dem 13., ist die Welt in heller Aufregung, was passieren wird, wenn der Immobilienmogul Donald Trump Platz nimmt im Präsidentensessel des Weißen Hauses und damit im politischen Machtzentrum der USA. Egomanie und Größenwahn oder Selbstfindung und Renaissance? Immer mehr Länder der westlichen Welt sind in zwei Lager gespalten, der Ton ist schärfer geworden, Hass übertönt auf allen Seiten die verbliebenen Stimmen der Vernunft und teilt die Welt in Schwarz und Weiß.

Trump sagt, dass er nur ein Bote ist. Es gebe viel zu tun: Jobs zurück, Grenzen dicht und „Amerika“ wieder groß machen. Seit seinem Wahlsieg hat er immer wieder betont, dass er alle US-Amerikaner meint. Im medialen Trommelfeuer ist der scheidenden Barack Obama, der trotz Drohnenterrors und Guantanamo den Friedensnobelpreis bekam, zur Lichtgestalt geworden; wie seine kriegslüsterne Außenministerin Hillary Clinton. Der Jubel für den Einen (Obama) und der Shitstorm für den Anderen (Trump) haben die Augen vieler Menschen völlig verkleistert für die wahren Machtverhältnisse und die Rolle des Präsidenten dabei. Die Diskussion ist über weite Strecken boulevardesk und skandalisiert das Spiel der Macht in einer Weise, die den Blick für die wesentlichen Fragen und Personen verwässert. Obamas Verbindungen zu den Großbanken, die so viele Menschenleben ruinierten, und Trumps Links zur Mafia, von denen der in Deutschland lebende gebürtige US-Amerikaner, Publizist und Wirtschaftsjournalist William Engdahl schreibt, bleiben bestenfalls Randnotizen.

„Make Halle great again!“ Halle an der Saale soll also auch wieder groß werden. Das ist eine gute Idee, zumal das ganz ohne Mauern an den Stadträndern und in den Köpfen möglich ist. Die einst stolze Salzstadt hat seit 1933 ordentlich Federn gelassen. Erst wurde eine Synagoge zerstört, dann traf es Teile der Altstadt und nach dem Ende der DDR ging es mit Leerstand, Verfall und Abriss weiter, wenngleich etliche Gebäude saniert wurden. Zu viele Sanierungen und Neubauten waren der Schönheit der Stadt zudem abträglich.Halle hatte einmal 316.776 Einwohner (30. Juni 1990 nach der Eingemeindung Halle-Neustadts), großartige Stadtlenker wie Robert Rive (Bürgermeister von 1908 bis 1933) oder Hans Pflüger (1957 bis 1984), Vollbeschäftigung, deutlich mehr Kinder und kein Kind, das in Armut lebte. Visionäre Stadtmodelle und Bauwerke sind leider ebenfalls Vergangenheit. Halle ist ein „Ort mit Potenzial“ geworden, der sich zu oft im Kleinklein verliert und in scheinbar konkurrierenden Interessen aufreibt.