„Neuzugang planungssicher für drei Jahre“

von 23. August 2017

Hallelife-Reporter Martin Schramme befragte Alexander Suckel, der das Vorhaben in Halle an der Saale federführend vertritt.

Literaturhaus – was muss man sich darunter vorstellen?

Literaturhäuser gibt es seit den sechziger Jahren in der Bundesrepublik. Zunächst in größeren Zentren wie Berlin, München, Frankfurt am Main; in den letzten Jahren auch in kleineren und mittleren Städten. Zuletzt fanden Neugründungen in Rostock, Göttingen, Freiburg im Breisgau statt. Sie sind Zentren literarischer Begegnung, Orte des Austauschs, der Diskussion, des Streits. Der Gegenstand der Auseinandersetzung geht dabei über das rein Literarische weit hinaus. Es formieren sich Positionen zu gesellschaftliche, politischen, sozialen Fragestellungen. Literaturhäuser sind aus dem künstlerischen und Geistesleben dieser Städte nicht mehr wegzudenken. Sie sind einerseits Orte lokaler Konzentration und andererseits Schaufenster zur Welt, indem sie Autoren unterschiedlichster Prägung, Nationalität oder stilistischer Ausrichtung ein Publikum bieten. Was oft übersehen wird, ist der soziale und bildungspolitische Aspekt dieser Häuser. Der Arbeit mit Kindern, Schülern oder Geflüchteten widmen sich Literaturhäuser in besonderer Weise.

Woher haben sie die Idee?

Ich kenne fast alle deutschen Literaturhäuser durch Besuche, bin mit vielen Mitarbeitern an diesen Häusern durch gemeinsame Projekte seit Jahren verbunden und befreundet. Es war nur eine Frage der Zeit, wann dieses Thema auch in Halle einmal zur Sprache kommt.

Warum wollen sie in Halle ein Literaturhaus etablieren?

Halle hat eine lange literarische Tradition und ist als Literaturort bundesweit ein Begriff. Die kulturelle Vielfalt dieser Stadt einerseits und die enge Vernetzung der hier lebenden und tätigen Literaten, Künstler, Journalisten und Kunstvermittler ermöglichen einen regen Austausch, schnelle Kommunikationswege. Ziel ist es, literarische Aktivitäten zu bündeln und ihnen einen Ort, eine Heimstatt zu geben.

Auf wie viele Jahre ist das Vorhaben angelegt?

Wir haben derzeit eine planerische Sicherheit von drei Jahren. Unser Optimismus ist groß genug, dass das Literaturhaus Halle dann ein fester Bestandteil des kulturellen Lebens dieser Stadt sein wird.

Wie wollen Sie das Literaturhaus finanzieren?

Literaturhäuser unterliegen einer Mischfinanzierung, basierend auf einem Sockelbetrag aus städtischen oder Landesmitteln, die durch Einwerbung von Drittmitteln aus Stiftungen, Förderprogrammen oder durch Sponsoring aufgestockt wird. So wird es auch in Halle sein.

Wer beteiligt sich an dem Vorhaben?

Der Verein Literaturhaus Halle (Saale) e.V. ist der organisatorische und konzeptionelle Kopf des Unternehmens. Ihm gehören Vertreter aus vielen literaturrelevanten Institutionen an (Universität, Verlag, Rundfunk, Theater, Zeitung). Der Verein versteht sich aber auch als ein Bürgerverein. Jeder literaturinteressierte Bürger dieser Stadt ist eingeladen, sich, seine Ideen und Kompetenzen einzubringen. Wir haben mit dem Oberbürgermeister der Stadt Halle, Herrn Dr. Bernd Wiegand und mit Herrn Dr. Jürgen Fox, Vorstandsvorsitzender der Saalesparkasse, mit Vertretern aus Politik, Parteien und Verbänden starke, kompetente und zugewandte Partner.

Was ist Ihre persönliche Motivation, das Literaturhaus in Halle anzuschieben?

Ich liebe Literaturhäuser. Ich halte sie für absolut wichtig. Mein Kollege Thomas Wohlfahrt vom Berliner Haus für Poesie sagt: „Literaturhäuser sind die Stadttheater der Zukunft“. Literaturhäuser „kosten“ im Vergleich zu anderen Institutionen nicht so viel, sind aber in der Lage, eine große, auch überregionale Wirkung zu erzielen. Im Sinne einer schnöden Kosten-Nutzen-Rechnung ein unschlagbares Konzept.

Die Eröffnung soll im März 2018 sein. Was passiert in der Zeit bis dahin?

Wir arbeiten mit Hochdruck an der Vorbereitung. Vereinzelt wird es bereits ab Oktober schon Veranstaltungen geben. Eine gute Gelegenheit, das künftige Literaturhaus Halle im Kunstforum der Saalesparkasse kennen zu lernen.

Nachtrag:Der Verein Literaturhaus Halle (Saale) e.V. hat sich 2017 gegründet. Das Ziel des Vereins ist die Gründung eines Literaturhauses in Halle als ein lebendiger und streitbarer Ort zeitgemäßer Literaturvermittlung. Vorsitzende des Vereins sind der Autor und Dramaturg Ralf Meyer und die Literaturredakteurin Dr. Katrin Schumacher.Alexander Suckel arbeitet seit der Spielzeit 2011/12 als Musikalischer Leiter des Schauspiels, Regisseur und Dramaturg am neuen theater Halle.Im Sommer 2017 legte er beim Mitteldeutschen Verlag seinen ersten Roman “Inquietudo” vor (ISBN 978-3-95462-914-5).

Weiterführend Links zum Thema:

www.haus-des-buches-leipzig.de/

www.literaturhaus-magdeburg.de

www.verein-literaturhaus-halle.de/