„Wir müssen sehen, wie es weitergeht“ – (Teil 1)

von 18. November 2016

Da das Frage-Antwort-Spiel mit den Befragten für einen Artikel zu lang ist, beginnt Hallelife heute eine kleine Serie zum genannten Thema.

Zu den Befragten gehört Thomas Brockmeier, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Hier sind die Fragen von Hallelife und die Antworten darauf.

Hallelife: Seit der Wahl von Donald Trump herrscht vielerorts helle Aufregung. Ist der Ausgang der Wahl wirklich so überraschend oder wurden Indikatoren dafür einfach ignoriert?

Brockmeier: Beobachter von außen müssen zwangsläufig auf die Experten im Land selbst vertrauen. Und die wurden definitiv überrascht. Aber auch die Frage, welche Einflussfaktoren sie möglicherweise über- oder unterschätzt haben, überlasse ich gerne der selbstkritischen Analyse in den USA.

Aus Wahlkampfaussagen Trumps hören einige Beobachter die Absicht zum Protektionismus heraus. Sehen Sie das auch so und wäre das für Deutschland eine Hiobsbotschaft?

Ich halte wenig davon, regelmäßig immer wieder neue “Hiobsbotschaften” zu diskutieren – zumal auf der Grundlage von interpretiertem Wahlkampfgetöse. Auch wenn die Erfahrung lehrt, dass nicht alles so heiß gegessen wie es gekocht wird – eines gibt durchaus zu gewissen Bedenken Anlass: Trump ist – für einen “businessman” zumindest bemerkenswert – im Wahlkampf als dezidierter Gegner des Freihandels aufgetreten und hat beispielsweise TTIP ins Reich der Phantasie verwiesen. Hier werden wir aufmerksam verfolgen, wie seine Administration sich nun tatsächlich positioniert und konkret verhält. Jeder US-Präsident wird in erster Linie die Interessen seines Landes im Blick haben müssen. Fakt ist: Von einem wohlgeordneten Freihandel können alle Beteiligten profitieren, das gilt insbesondere für die amerikanische Wirtschaft.

Welche Folgen erwarten Sie für Sachsen-Anhalt den den IHK-Bezirk Halle?

Für die sachsen-anhaltische Wirtschaft waren die USA im vergangenen Jahr der drittwichtigste Absatzmarkt überhaupt. Wir haben Güter im Wert von mehr als einer Milliarde Euro dorthin geliefert, das sind immerhin sieben Prozent aller unserer Ausfuhren. In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Export in die Vereinigten Staaten nahezu vervierfacht und ist allein von 2014 auf 2015 um deutlich mehr als die Hälfte gestiegen. Natürlich sind unsere exportorientierten Unternehmer daran interessiert, dass diese Erfolgsgeschichte weitergeht. Sie werden ihre Märkte genau beobachten und adäquat reagieren, da bin ich sicher. Wir verkaufen dort vor allem pharmazeutische Produkte, Optik/Elektronik und chemische Erzeugnisse – wenn die amerikanische Wirtschaft diese Güter besser und billiger produzieren könnte, hätte sie es vermutlich schon getan. Und was die Zölle betrifft: Wir werden – wie gesagt – sehen müssen, welche Ziele die Regierung Trump in der Handelspolitik verfolgt und wie sie diese innenpolitisch durchsetzt.

Ich gehe davon aus, dass Sie gute Kontakte in die USA haben. Welche Stimmen über die Wahl Trumps dringen von dort zu Ihnen?

Wenn ich mit Freunden und Bekannten über Politik diskutiere, dann bleibt das immer unter uns.