Im kommenden Jahr startet im Paulusviertel eines der größten Bauvorhaben der letzten Jahre in Halle (Saale) überhaupt. Die Hallesche Wohnungsgesellschaft HWG will das Regierungspräsidium nebst dazugehöriger Villa sanieren. Zudem sind auch Neubauten vorgesehen. Über die Baupläne im Umfang von 19 Millionen Euro informierte die HWG am Dienstagabend die Anwohner im Paulusviertel ausführlich. In Angriff nehmen will die HWG das Projekt gemeinsam mit dem Bauunternehmen Papenburg. Beide gründen dazu eine gemeinsame Firma, an der jedes Unternehmen 50 Prozent Anteile hält. Der Abkauf vom Land ist so gut wie in Sack und Tüten. Allerdings machte HWG-Chef Heinrich Wahlen deutlich, dass man das Land gebeten habe, den Komplex vor Vandalismus zu schützen. Andernfalls müsse man noch einmal über den Kaufpreis reden. Noch gehört das Gelände dem Land, dass den Komplex ausgeschrieben hatte.
In einem ersten Bauabschnitt, für den im kommenden Jahr die detaillierten Planungen laufen und 2013 gebaut werden soll, ist zunächst die Sanierung von Regierungspräsidium und Villa vorgesehen. 70 Wohnungen unterschiedlicher Größen sollen im alten Verwaltungsgebäude entstehen, zum Innenhof mit Balkons. Die hatte der Denkmalschutz zur Straßenseite hin nicht erlaubt. Zudem gebe es laut HWG-Chef Heinrich Wahlen im Souterrain Platz für nicht störendes Gewerbe. Dazu könnten beispielsweise ein Tante Emma-Laden oder ein Friseur zählen. Alle fünf Treppenhäuser sollen durch Fahrstühle ergänzt werden. Einen Concierge wird es geben. Die Villa könnte für repräsentative Büroräume, beispielsweise für Steuerberater, genutzt werden. Auch die Unterbringung der Kita, die auf dem Gelände ebenfalls vorgesehen ist, könnte in der Villa erfolgen. Rund 100 Plätze soll die neue Kindereinrichtung geben. Von fast allen halleschen Trägern sei er schon angesprochen worden, so Wahlen. Alle hätten sich um die Betreibung beworben.
Der zweite Bauabschnitt ist dem Abriss alter Baracken und dem Bau neuer Häuser gewidmet. An der Grundstücksgrenze zur Robert-Blum-Straße hin werden die Neubauten mit einer Höhe von errichtet, die bis zu 70 Wohnungen beherbergen sollen. Daneben ist auch eine Tiefgarage mit 170 Stellplätzen vorgesehen. Auch Bewohner umliegender Häuser können hier dann Parkflächen mieten. Laut HWG-Chef Wahlen werde das Dach der Tiefgarage begrünt. Grün werden soll auch der Hof, einen offenen Bewohnerpark wird es hier geben. Die Planungen für den zweiten Bauabschnitte beginnt 2013, Baubeginn soll 2014 sein.
Zur Bürgerversammlung, bei der das Projekt vorgestellt wurde, waren rund 200 Bewohner des Paulusviertels gekommen. Unter anderem gab es Wünsche, ob man nicht einen Teil des Geländes für Spielflächen nutzen kann. Hier konnte Heinrich Wahlen keine Hoffnung machen. Wenn, hätte die Stadt einen Teil des Grundstücks kaufen müssen. Allerdings sei man bereit, die Spielfläche der entstehenden Kita mit freizugeben. Andere Bewohner hatten Sorgen wegen der Parkplätze. So wurde angezweifelt, dass die 170 Stellflächen in der Tiefgarage ausreichen. Andere Bewohner befürchteten eine Zunahme des Autoverkehrs.
Die HWG versprach, die Arbeiten transparent vollziehen zu wollen. Es werde keinen abgedichteten Bauzaun geben. Die Bewohner im Paulusviertel können den Baufortschritt also hautnah miterleben.
2014 können dann die ersten Mieter ihre neuen Wohnungen beziehen. Bei 6,50 Euro soll der Kaltmietpreis pro Quadratmeter liegen. Eigentumswohnungen sind nicht vorgesehen.