Bis heute tragen die Familien der Todesopfer und diejenigen, die nach einem Fluchtversuch inhaftiert wurden, an den Folgen. Deshalb halte ich es für dringend geboten, den Opfern der SED-Diktatur und ihren Angehörigen durch Anerkennung Erinnerung und Gedenken Respekt und Mitgefühl zu zeigen, soBirgit Neumann-Becker.
Fluchtgeschichten Der Mauerbau 1961 und die Folgen
Am 13. August 2018 um 18:00 Uhr werden in der Gedenkstätte Roter Ochse in Halle (Saale) die ehemaligen DDR Flüchtlinge Andrea Hoppe, Rüdiger John, Klaus Görsch berichten. Andrea Hoppe unternahm 1986 einen Fluchtversuch über die tschechisch-bundesdeutsche Grenze, Rüdiger John 1961 durch einen Fluchttunnel in Berlin und Klaus Görsch wurde bereits vor dem praktischen Fluchtversuch verhaftet. Diese Zeitzeugen repräsentieren Epochen der Fluchtversuche und Geschichte der Haft in der DDR und mit Andrea Hoppe auch Erfahrungen mit dem Grenzregime in der damaligen CSSR. Die Berichte der drei Zeitzeugen geben einen ganz konkreten Einblick in die Folgen des politisch motivierten Strafrechts in der DDR.
Diese Veranstaltung findet gemeinsam mit der Stiftung Gedenkstätten, dem Bundesbeauftragten für die Stasiunterlagen, den Zeitgeschichte(n) Verein und der Konrad-Adenauer-Stiftung, politisches Bildungsforum statt.
Gedenken an Christian-Peter Friese ein Naumburger Todesopfer an der Berliner Mauer
Der Naumburger Christian- Peter Friese fuhr am 24.12. 1970 mit dem Zug nach Berlin und wurde beim Versuch, die Mauer zu überwinden in der Nacht zum 25.Dezember erschossen. Die Posten des 37. Regiments des Grenzkommandos Berlin-Mitte geben 98 Schüsse auf den Flüchtenden ab, der tödlich getroffen wurde. Seine Mutter wurde zum Schweigen verpflichtet, seine Urne wurde unter strenger Bewachung der Staatssicherheit in Naumburg beigesetzt. Die offizielle Todesursache wurde als Verkehrsunfall legendiert. Die Obduktion ergibt als wirkliche Todesursache Brust-und Bauchdurchschuss.
Christian Peter Friese wäre am 5. Januar 2018 70 Jahre alt geworden.
Bisher gibt es in Sachsen-Anhalt bzw. in Naumburg keine namentliche Erinnerung an ihn und seine Geschichte. Dies soll sich noch in diesem Jahr durch eineInitiative des Naumburger Domgymnasiums ändern. Dort hat sich ein Geschichtskurs im vergangenen Schuljahr mit dem Grenzregime und der Lebensgeschichte von Christian- Peter Friese beschäftigt und plant noch in diesem Jahr in Naumburg einen Gedenkstein für ihn zu errichten. Dabei wird die Schule von der Stiftung Rechtsstaat und der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur unterstützt.
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DIE MAUER
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Am Montag, dem 13. August jährt sich zum 57. Mal der Bau der Berliner Mauer. Voraus gegangen war die Errichtung eines strikten Grenzregimes an der innerdeutschen Grenze, das u.a. mit der Grenzbe-festigung und Zwangsaussiedlungen durchgesetzt wurde.
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Nicht nur für DDR-Bürger sondern auch für Menschen aus anderen Ostblockländern gab es in Berlin die letzte Möglichkeit, den kommunistischen Einflussbereich zu verlassen. Mit dem Bau der Berliner Mauer wurde ihnen diese letzte Möglichkeit genommen.
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Was folgte, war die Implementierung eines tödlichen Grenzregimes an der Berliner Mauer, an der innerdeutschen Grenze und an den anderen Grenzen osteuropäischer Länder zu Westeuropa.
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Es gehört zu den Kennzeichen eines diktatorischen Regimes, die grundlegenden Menschen-und Freiheitsrechte einzuschränken. Obwohl die DDR 1974 den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte unterzeichnet hatte, der einen Artikel über Reisefreiheit enthält, wurde dieser Vertrag niemals in nationales Recht umgesetzt. Sogenannte Republikflucht stand unter Strafe. Die innerdeutsche Grenze wurde auf 1.376 km nicht nur durch Stacheldraht, Mauern und Zäune, durch breite Sperrgürtel sondern auch durch ca. 1,3 Mio Minen, 55.000 Selbstschussanlagen, 3.000 auf Menschen abgerichtete Hunde und einen Schießbefehl gegen die Bevölkerung gesichert. Die Berliner Mauer hatte eine Gesamtlänge von 43,1 km.