Abriss der Hochstraße ist kein Thema

von 13. Februar 2017

Solange Alternativen nicht im Blick sind, will die Stadt ihre Hauptverkehrsader, die Hochstraße, nicht antasten. Weil es aus Gründen des Naturschutzes entlang der Saale schwer ist, weitere Brücken durchzusetzen, dürfte es auf absehbare Zeit dabei bleiben. Immerhin haben sich die Gegner der Hochstraße, die in der „Bürgerinitiative Hochstraße Halle an der Saale“ versammelt sind, Gehör verschafft mit ihrem Forderungskatalog zum „Verkehrsentwicklungsplan 2025“ (VEP). Im Kern fordert der Verein, mit dem mehrheitlich hallesche Eliten sympathisieren, erstens die dritte Saalebrücke zu bauen, zweitens die Mansfelder Straße zu öffnen, drittens die Lkw-Durchfahrt zu verbieten und viertens die Hochstraße langfristig verzichtbar zu machen, also abzureißen.

Im Gründungsaufruf 2006 mobilisierte die Initiative nach eigenen Angaben 150 von 600 angeschriebenen Personen, das Vorhaben zu unterstützen. Sie wollte „öffentlich und im Dialog mit der Stadt Halle Möglichkeiten diskutieren, ob und in welcher Form die Hochstraße zwischen Waisenhaus-Apotheke und Saale-Übergang perspektivisch durch andere Verkehrswege ersetzt werden kann“. Diese Ankündigung verknüpfte sie mit dem Verweis auf die Bewerbung der Franckeschen Stiftungen um den UNESCO-Welterbetitel und erweckte so den Eindruck, der Abriss der Hochstraße sei eine Bedingung für den Erfolg der Bewerbung. Die Stiftungen scheiterten mit ihrer Welterbe-Bewerbung Ende 2015 im ersten Anlauf. An der Hochstraße lag es nicht.

Als es zuletzt im Januar 2017 in den zuständigen Gremien um die Grundsätze der Entwicklung des Hauptstraßennetzes ging, standen der VEP 2025 und der Stadtmobilitätsplan 2030 im Mittelpunkt. Die Stadtverwaltung hat das Gesamtkonzept in seine Teile zerlegt mit unterschiedlichen Laufzeiten, um das große Gebiet systematisch mit Bürgern und Stadträten zu bearbeiten. Der Arbeitskreis VEP wurde beispielsweise 2012 abgeschlossen, das Radwegekonzept bis 2013 und das Fußwegekonzept bis 2016. Seit 2008 gibt es eine neue Richtlinie für die Straßennetzstruktur (RIN08), in der alle Verkehrsarten definiert sind. Davor galt die Kategorisierung von 1988, also noch aus DDR-Zeiten.

Mehrere Korridore für mögliche neue Saale-Übergänge werden intensiv diskutiert. Der zuständige Dezernent, Uwe Stäglin, drückt aufs Tempo, doch viele Räte wollen sich von der Verwaltung noch nicht auf eine bestimmte Trasse festlegen lassen, dabei war die Diskussionen noch vor wenigen Jahren so gut wie eingeschlafen. So hatte Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados im Gespräch mit dem zuständigen Ministerium in Magdeburg alle Brückenbaupläne aufgegeben, weil ihr Landeszuschüsse für den innerstädtischen Straßenbau wichtiger schienen.

Derweil läuft die Sanierung der Hochstraße: Von Mai bis Dezember 2016 war die Südbrücke dran, am 18. April soll der Ersatzneubau der Nordbrücke beginnen und bis Mitte November 2017 abgeschlossen sein.