Ärztekammer beklagt Bürokratie und Medizinermangel

von 12. Januar 2012

Sachsen-Anhalts Ärzte haben auf ihrem Neujahrsempfang riesigen Bürokratismus beklagt. So haben die Unternehmensberatung AT Kearney 40,4 Milliarden Euro Verwaltungskosten im Gesundheitswesen für das Jahr 2010 ermittelt. Seit Jahren klage man darüber und fühle sich nun bestätigt, sagte die Präsidentin der Ärztekammer Sachsen-Anhalt, Dr. Simone Heinemann-Meerz. Von jedem gezahlten Euro Kassenbeitrag stünden lediglich 77 Cent für die direkte Patientenversorgung zur Verfügung. Den übrigen Teil verschlinge die Verwaltung. Die Studie geht von einem Einsparpotenzial von 13 Milliarden Euro aus, wodurch eine Senkung des Krankenversicherungsbeitrages von 15,5 auf 14,2 Prozent erreicht werden könnte.

„Auf der Suche nach einem Weg in eine bezahlbare und patientengerechte Gesundheitsversorgung für alle Versicherten dürfen diese Zahlen nicht unberücksichtigt bleiben“, so Heinemann-Meerz. „Die aufgeblasene Bürokratisierung muss daher nicht nur gestoppt, sondern auch auf ein sinnvolles Maß reduziert werden“, erklärt die Kammerpräsidentin.

Ein Problem sei aber auch der Ärztemangel. Demnach seien 180 Mediziner weiterhin tätig, obwohl sie bereits älter als 65 Jahre sind. Oft finden sie keinen Nachfolger für ihre Praxen. In den kommenden Jahren werden in Sachsen-Anhalt über 600 neue Hausärzte gebraucht. „Solange ein Drittel der Tätigkeiten eines Klinikarztes reine Verwaltungsarbeiten sind und solange niedergelassene Ärzte mit hohem Verwaltungsaufwand das Einziehen der Praxisgebühr für die Krankenkassen übernehmen müssen, bleibt der Arztberuf wenig anziehend“, sagte Heinemann-Meerz. „Diese Tätigkeiten rauben den Ärzten dringend notwendige Zeiten ihrer eigentlichen Aufgabe: der Versorgung der Patienten.“ Sie fordert zudem eine Einsicht bei den Kassen, verantwortungsvoll mit den Versichertenbeiträgen umzugehen. „Das kann nur mit schlanken bürokratischen Strukturen gelingen, denn das oberste Ziel einer adäquaten und umfassenden medizinischen Versorgung sind bezahlbare Beiträge für die Versicherten. Hierfür muss die Politik die entsprechenden Weichen stellen.“