Besonders schützenswert sind auf der ca. 2.000 m langen und ca. 200 bis 300 m breiten Peißnitzinsel ein ca. 10 ha großes Naturschutzgebiet (NSG) im Norden und ein etwa 3 ha großen Geschützten Park im Süden sowie große Teile am Saaleufer und angrenzend an die Schutzgebiete ausgedehnte Auenwald- und Wiesenbereiche anzusehen.
Dafür zu sorgen, dass ausreichender Schutz zum Erhalt und Bestand der besonderen Natur- und Landschaftsbestandteile besteht und Tourismus bzw. Naherholung sich der Tatsache unterordnet, war das Anliegen von 3 jungen Ornithologen, welche sich im Mai 1980 zusammenfanden. In den ersten Jahren erfassten sie insbesondere die Vogel- und Pflanzenwelt im Restauenwald Peißnitznordspitze, welcher damals den Schutzstatus eines Geschützten Gehölzes genoss.
Die am 29.05.1983 gegründete Peißnitzgruppe des Arbeitskreises Umweltschutz (AKUS) Halle in der Gesellschaft für Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund (KB) der DDR dehnte schrittweise ihren Wirkungskreis auf die gesamte Insel aus. Neben Arbeitseinsätzen und Kartierungen, suchten die bis zu 12 Mitglieder die Öffentlichkeit und begannen mit Umweltbildungsarbeit. Dies führte schließlich am 01.09.1983 zur Gründung einer Arbeitsgruppe Sozialistische Landeskultur am damaligen Pionierhaus. Die Kartierungen bildeten u.a. die Grundlage für 2 Anträge auf Unterschutzstellung als NSG beim Rat des Bezirkes Halle im Jahre 1983. Der im Jahre 1990 bei der Bezirksverwaltungsbehörde Halle gestellte NSG-Antrag führte letztendlich zum Erfolg.
Im Frühjahr 1984 begann die Gruppe mit ersten Überlegungen zur Wiederherstellung eines Feuchtgebietes im Bereich einer im Jahre 1975 entstandenen Aufschüttungsfläche südlich des Restauenwaldes Peißnitznordspitze. Ab Frühjahr des Jahres 1987 begann schließlich die konzeptionelle Phase, welche im Jahre 1989 in eine entsprechende Konzeption mündete. Nach einem Beschluss des gesamten AKUS erfolgte die Vorlage beim Rat der Stadt Halle (Saale).
Während der Erstellungsphase der Konzeption fanden nicht nur Beratungen, Begehungen, Vermessungen, Kartierungen und Schurfgrabungen im Rahmen des AKUS statt. Die Peißnitzgruppe des AKUS bezog ebenfalls die GNU-Fachgruppen Ornithologie, Botanik, Entomologie und Feldherpetologie in Form von Begehungen, Beratungen und Stellungnahmen ein. Ebenfalls wendeten sich die Mitglieder der Peißnitzgruppe des AKUS an die Bundes-, Bezirks- und Stadtleitung in Halle des KB, die Zentral-, Bezirks- und Stadtvorstände Halle und Halle-Neustadt der GNU sowie an den Rat der Stadt, die Volkseigenen Betriebe Garten- und Landschaftsgestaltung (GALA) und Naherholung. Konsultationen mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Institut für Landesforschung und Naturschutz (ILN) der Akademie für Landwirtschaftswissenschaften (AdL) der DDR, der Pädagogischen Hochschule (PH) Halle-Köthen sowie der Oberflussmeisterei Halle in der Wasserwirtschaftsdirektion Saale-Werra brachten weitere Erkenntnisse ein.
Somit war eine fachlich-inhaltliche, aber auch kritische Betrachtung möglich, was letztendlich zu einer fundierten Konzipierung beitrug und führte.
Im Jahre 1990 eröffneten sich Möglichkeiten der Umsetzung des Vorhabens. Mitglie-der des in Folge der AKUS-Auflösung im Januar 1990 am 24.03.1990 gegründeten Arbeitskreises Auenwald Peißnitz im Kulturbund Halle e.V. suchten den Kontakt zu den Befehlshabern der Westgruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Halle. Dies führte dazu, dass in Abstimmung mit dem nunmehrigen Magistrat der Stadt Halle (Saale), im Zeitraum vom 26.-30.09.1990 die sowjetische Armee mit einem Pionierpanzer den Grobaushub vornahm. Zuerst führte die Firma Pro Natur und dann das nunmehrige hallesche Grünflächenamt in den Jahren 1990/91 die groben Erdarbeiten aus. Parallel dazu organisierte der Arbeitskreises Auenwald Peißnitz im Kulturbund Halle e.V. und der dann am 23.02.1991 gegründete AHA zahlreiche Arbeitseinsätze. Dabei pflanzte man u.a. von der halleschen Baumschule Wilsch bereitgestellte auentypische Gehölze wie Stieleiche, Gemeine Esche, Feldahorn, Feldulme, Weißdorn, Gemeiner Schneeball, Blutroter Hartriegel und Europäisches Pfaffenhütchen. Ferner entstanden Absperrungen aus Totholz, welches das Amphibienlaichgewässer und das angrenzende Gelände vor Betreten schützen sollte. Dies diente dem Schutz der bereits erstmalig im Frühjahr 1991 laichenden Amphibien wie Wechsel- und Erdkröte und Grünfrosch, der sich ansiedelnden Insektenfauna sowie der sich sukzessiv entwickelnden Vegetation im Ufer- und Randbereich und Umfeld des Amphibienlaichgewässers. Es fanden sich zudem Nahrungsgäste wie z.B. Weißstorch, Graugans, Eisvogel und Graureiher ein.
Mit der Zeit entwickelte sich eine gehölzentwickelte Beschattung, was zu den am 30.08.2014 vom Teamleiter der unteren Naturschutzbehörde im halleschen Fachbereich Umwelt Detlef Wagner erstmals angeregten Debatte, dass Veränderungen im Bereich des Amphibienlaichgewässer erforderlich sind führte. Er regte dabei grob Ausholzungen im Uferbereich an, was grundsätzlich die Zustimmung des AHA fand.
Im Rahmen einer Beratung am 13.10.2014 bekräftigte die Leiterin des halleschen Fachbereiches Umwelt Kerstin Ruhl-Herpertz diese Vorschläge. Die anwesenden AHA-Mitglieder bekräftigten die grundsätzliche Zustimmung des AHA. Man vereinbarte aber zudem sich über konkretere Schritte noch zu verständigen.
Auf der Basis von Hinweisen von Bürgerinnen und Bürgern begab sich am 24.02.2015 der AHA-Vorsitzende vor Ort. Entgegen der Absprachen erfolgte nicht nur eine Aus- und Abholzung im Uferbereich, sondern eine Rodung mit schwerer Technik, dem Eschenahorn und eine gut ausgebildete Weide zum Opfer fielen. Ferner zerstörte man mit der Rückegasse die Anpflanzungen aus den neunziger Jahren und die sich entwickelnde Sukzession unter den im Jahre 1975 gepflanzten Bäumen. Der sich am Ort einfindende Sachbearbeiter Arten- und Biotopschutz der halleschen unteren Na-turschutzbehörde Herr Hahn rechtfertigte wortreich das unabgestimmte und unangemessene Vorgehen bei den Abholzungen und Rodungen. Insbesondere die mit schwerer Technik durchgeführten Rodungen waren nicht Beratungsgegenstand am 30.08.2014 und 13.10.2014.
Somit hat der dafür verantwortliche Fachbereich Umwelt in der Stadt Halle (Saale) eine ursprünglich durchaus begrüßenswerte Aktion zur Erweiterung der Belichtung des Amphibienlaichgewässers, zu einem unverantwortlichen Eingriff in Landschaft, Natur und Umwelt ausarten und somit an fachlich-inhaltlicher Verhältnismäßigkeit missen lassen. Der AHA betrachtet daher diese überzogenen Abholzungen und nicht besprochenen Rodungen mit Einsatz von schwerer Technik, als Fortsetzung der am 22.09.2013 festgestellten massiven Ausholzungen im Nordteil der Peißnitzinsel in un-mittelbarer Angrenzung zum Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet Restauenwald Peißnitznordspitze.
Daher fordert der AHA die sofortige Einstellung aller Rodungen und Abholzungen im Nordteil der Peißnitz. Außerdem hält der AHA eine umfassende Prüfung des Vorgangs und eng damit verbundener Konsequenzen für die Verantwortlichen dringend geboten.
In dem Zusammenhang ruft der AHA zur Mitarbeit in seiner seit dem 29.05.1983 bestehenden ehrenamtlichen Peißnitzgruppe auf, um sich verstärkt für den Schutz, Erhalt und Entwicklung der Landschaft, Natur und Umwelt auf der Peißnitzinsel einsetzen zu können. Wer Interesse hat in der Gruppe mitzuwirken, wende sich bitte an folgende Anschrift:
Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA)
Große Klausstraße 11 in 06108 Halle (Saale)
Tel.: 0345/200 27 46; Fax.: 01805/684 308 363 (deutschlandweit zum Ortstarif)
Internet: http://www.aha-halle.de
E-Mail: aha_halle@yahoo.de