Architekturpreise für Hallenser

von 15. Oktober 2010

[fotostrecke=98]
Am Freitagabend wurde im Erweiterungsbau der Moritzburg in Halle (Saale) durch die Architektenkammer Sachsen-Anhalt der 6. Architektenpreis des Landes vergeben. Erstmals wurden dabei auch Preisgelder ausgereicht, wie der in Vertretung für Bauminister Karl-Heinz Daehre gekommene Staatssekretär André Schröder erläuterte. Er lobte die Vielzahl der Bewerbungen, insgesamt 63 Projekte wurden eingereicht. Zudem sei es auch ein Zeichen für die Internationale Bauausstellung, dass auch zahlreiche IBA-Projekte darunter sind. Bei 63 Projekten hat die Jury viel zu tun, darauf wies Architektenkammer-Präsident Ralf Niebergall hin. Er Verglich die Jurysitzungen unter dem Vorsitz der Architektin Angela Mensing de-Jong vor zwei Wochen mit einer Modenschau. “Das war eine Art Architekt auf dem Laufsteg.” Doch man habe sich nicht von schönen Bildern blenden lassen, sondern genau hingeschaut.

Am Ende entschied sich die Jury für ein Projekt aus Köthen. Dort wurde die Ruine einer alten Reithalle zum Konzertsaal ausgebaut. “Die geschaffene Verbindung des Neuen mit dem Alten ist auch eine Symbiose von Form und Klang”, hieß es in der Begründung. Der Hauptpreis geht damit an den Johann-Sebastian-Bach-Saal, entworfen durch die Architekten Busman und Haberer.

Kein Wörtchen mitzureden hatte die Jury beim Publikumspreis. Rund 1.500 Bürger haben ihren Favoriten aus den 63 Bewerbern ausgewählt. Mit 309 Stimmen lag der Skatepark aus Halle-Neustadt vor. “Vielleicht liegt es ja an der Internetaffinität der Zielgruppe”, mutmaßte man. Landschaftsplaner Wolfgang Aldag sowie Bürgermeister Thomas Pohlack stellvertretend für die Stadt als Bauherr konnten den Preis entgegen nehmen. Obendrauf gab es auch noch einen weiteren Preis im Rahmen der Feierstunde. So können sich die Architekten über 1.000 und 1.250 Euro-Schecks freuen.

Weitere Preise gab es für den Landschaftszug Dessau-Rosslau, den Umbau der Domänenscheune des Kloster Drübeck, für die Sanierung eines mittelalterlichen Fachwerkhauses in Quedlinburg und die Sanierung des Bergmannssiedlung in Sangerhausen. Eine Auszeichnung erhielt zudem der Gastgeber. Ausgezeichneten wurden die Architekten Nieto Sobejano für den Erweiterungsbau der Moritzburg in Halle (Saale).

Einige Projekte erhielten auch Ehrungen, weil sie in die engere Wahl der Jury kamen, darunter der Werkstatt-Neubau des Landesmuseums für Vorgeschichte. Ohne Preis gingen dagegen die Architekten des halleschen Busbahnhofs nach Hause.

Umrahmt wurde die Veranstaltung vom Mitteldeutschen Architektentag. Und da auch politische Prominenz anwesend war, nutzt dies Architektenkammer-Präsident Niebergall für ein paar eindringliche Worte. Man hoffe, dass die Kürzung der Städtebauförderung nicht so drastisch ausfällt. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer konnte zwar zunächst einmal Entwarnung geben, die Städteförderung wird es erst einmal weiter geben. “Aber ich frage mich wie es die Menschen früher gemacht haben. Da wurden auch Städte gebaut, ohne Fördermittel. Und die Häuser stehen heute noch”, so Böhmer. Fördermittel könnten nicht die Dauerlösung sein. Sie seien aber nötig gewesen, weil es in den neuen Bundesländern einen riesigen Nachholbedarf gegeben habe. Nach Angaben des Ministerpräsidenten seien seit der Wende 2,4 Milliarden Euro in Sachsen-Anhalt in den Städtebau geflossen. Böhmer sprach sich zudem für moderne, dem Zeitgeist entsprechende Bauten aus. “Wir müssen den Mut haben Zeichen zu setzen.” Auch in der Vergangenheit habe sich die Architektur weiterentwickelt, so hätte man im Mittelalter nicht mehr mit den Techniken der Neandertaler gebaut. Die neuesten Möglichkeiten und Ausdrucksformen zu finden stehe uns auch heute zu. Böhmer lobte in diesem Zusammenhang den Erweiterungsbau der Moritzburg, der die historische Substanz auf modellhafte Weise mit moderner Architektur verbinde. Lobende Worte fand Böhmer auch für die Arbeit der Architektenkammer Sachsen-Anhalt. Sie werde nicht müde, mit vielfältigen Aktivitäten Architektur und Baukultur in die öffentliche Diskussion zu bringen.

Für etwas Entwarnung bei der Städtebauförderung sorgte Jan Mücke, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. “Die Bundesregierung bekennt sich zur Städtebauförderung. Auch wenn Kürzungen ins Haus stehen”, sagte er in seiner Eröffnungsrede. Angesichts des 50-Millliarden-Euro-Haushaltslochs und der Schuldenbremse sei ein Herunterfahren der Mittel nötig. Mücke gestand ein, dass die aktuell kolportierte Senkung rund 300 Millionen Euro einen “schmerzhaften Einschnitt” bedeuten. Deshalb arbeite man daran, die Mittel doch noch etwas aufzustocken. Mit Blick in die Zukunft sprach Mücke andere Projekte der Bundesregierung an, so das klimagerechte Bauen. Dafür stünde im kommenden Jahr fast eine Milliarde Euro bereit. Das Ziel sei es, bis 2020 die CO2-Emissionen bei Privathaushalten durch die energetische Gebäudesanierung um 80 Prozent zu senken.