Aufschwung im Süden Sachsen-Anhalts hält vorerst an

von 23. Juli 2014

„Insgesamt bleibt die Stimmung sehr gut. Von Eintrübungen, wie sie manche Konjunkturbeobachter gegenwärtig für die deutsche Wirtschaft sehen, ist im Süden Sachsen-Anhalts gegenwärtig noch nichts zu spüren. Allerdings sorgen politische Initiativen in den Bereichen Arbeitsmarkt, Rente, Energie und Verkehr in Teilbereichen der Wirtschaft durchaus für eine zunehmende Verunsicherung“, so Danny Bieräugel, Konjunkturexperte bei der IHK. Dies zeige sich besonders bei den Beschäftigungs- und Investitionsplänen, die deutlich schwächer ausgefallen seien, als man es in einer Aufschwung-Phase normalerweise erwarten könne, so Bieräugel weiter.

Zu den wirtschaftspolitischen Risiken führt IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Thomas Brockmeier aus: „Die Einführung des gesetzlichen Mindestlohns wird Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Wohlstand kosten. Steigende Energiekosten und die Maut-Diskussion machen ebenfalls keine Lust aufs Investieren, die Margen – sofern vorhanden – schrumpfen. Die aktuell noch sehr hohen Steuereinnahmen hingegen bedeuten Spielräume, die unbedingt für kluge Investitionen statt für Geschenke genutzt werden müssen.“ Zugleich forderte der IHK-Hauptgeschäftsführer den Abbau von Handelsbarrieren. „Nicht-tarifäre Handelshemmnisse wie beispielsweise bürokratische Zertifizierungsvorschriften hindern vor allem kleine und mittlere Betriebe daran, sich stärker in internationale Wertschöpfungsketten zu integrieren. Deshalb ist die geradezu hysterisch geführte Debatte um TTIP, das geplante Freihandels- und Investitionsschutzabkommen mit den USA, sehr beunruhigend. Der Abbau von Handelshemmnissen würde Unternehmen, Konsumenten und Arbeitnehmern auf beiden Seiten des Atlantiks unter dem Strich Vorteile bringen. Marktwirtschaft hilft – wenn man sie nur lässt“, so Brockmeier abschließend.

Die Ergebnisse des IHK-Konjunkturberichtes im Einzelnen:
Die Industrie holt wieder auf. Das Geschäftsklima ist mit 24,5 Punkten im Vergleich zum Vorquartal weitgehend unverändert und liegt deutlich über dem Vergleichswert aus dem Vorjahr. Dabei verbessert sich die Geschäftslage stark auf 41,0 Prozentpunkte. Die Schwäche aus dem Vorquartal ist somit überwunden. Die Unterindikatoren zu Gewinn, Umsatz und Auftragseingängen weisen eine stabile Entwicklung auf. Die Geschäftserwartungen sinken dagegen leicht auf 8,0 Prozentpunkte ab. Die Investitionsabsichten gehen auf -0,6 Prozentpunkte deutlicher zurück.

Das Baugewerbe ist weiter in Hochstimmung. Hier bleibt das Geschäftsklima mit 26,7 Punkten unverändert hervorragend. Trotz des witterungsbedingt außergewöhnlich starken Vorquartals bleibt die gute Stimmung ungebrochen. Die Geschäftslage erreicht erneut einen sehr hohen Wert von 38,3 Prozentpunkten. Insbesondere die Umsätze und Auftragseingänge sind verbessert. Die Geschäftserwartungen liegen mit 15,1 Prozentpunkten solide im positiven Bereich. Es wird mit weiter steigenden Umsätzen gerechnet.

Im Dienstleistungsgewerbe ist die Lage weiter gut, allerdings steigen die Beschäftigungsrisiken. Das Geschäftsklima bleibt mit 20,1 Punkten im Vergleich zum Vorquartal konstant. Dabei liegt die Geschäftslage mit 45,7 Prozentpunkten kaum verändert auf einem überaus hohen Niveau. Auch Gewinnlage und Umsatzlage bleiben stabil. Die Geschäftserwartungen erholen sich etwas und liegen mit -5,5 Prozentpunkten nur noch leicht im Minus. Ungewöhnlich schlecht fallen dagegen erneut die Beschäftigungsabsichten aus. Sie verschlechtern sich noch einmal deutlich und markieren mit -18,0 Prozentpunkten den niedrigsten Wert seit 2005.

Der Handel macht eine kleine Verschnaufpause im Boom. Trotz leichter Rückgänge kann das außerordentlich hohe Stimmungsniveau mit einem Geschäftsklima von 14,7 Punkten gehalten werden. Die Geschäftslage bleibt mit 35,0 Prozentpunkten konstant. Es werden per Saldo erneut starke Verbesserungen bei der Umsatzlage angegeben. Die Geschäftserwartungen gehen auf -5,7 Prozentpunkte zurück.

Das Verkehrsgewerbe wird zunehmend ausgebremst. Das Geschäftsklima geht auf 11,2 Punkte zurück. Die Stimmung ist eher verhalten. Dabei sinkt die Geschäftslage auf 19,0 Prozentpunkte ab. Die Entwicklung der Umsätze, Auftragseingänge und Gewinne wird als neutral eingeschätzt. Die Geschäftserwartungen sind mit 3,3 Prozentpunkten ebenfalls gesunken. Die Beschäftigungsabsichten der Unternehmen trüben sich mit -12,0 Prozentpunkten nun auch deutlicher ein.