Aus in Halle, Neustart in Markranstädt

von 22. April 2017

Die Internetseite zum Vorhaben in Halle ist seit Längerem schon deutlich abgespeckt. Die zuvor schon dürftigen Informationen zum Fortgang des Vorhabens sind inzwischen auf ein Minimum reduziert. Nach dem extremen Hochwasser im Juni 2013 hatte Projektentwickler Hans Jürgen Schenk noch davon gesprochen, die Baupläne würden an die neue Lage angepasst. Nun taucht dasselbe Vorhaben in Markranstädt (Sachsen) auf. Wie es in einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ (LVZ) dazu heißt, hat der Investor bereits im April 2016 entschieden, das Projekt in Halle aufzugeben. Als Grund dafür nannte Schenk in dem Beitrag die Mätzchen um den Bau der neuen Hochwasserschutzanlagen entlang des Gimritzer Dammes. Nach dem Alleingang von Oberbürgermeister Bernd Wiegand im Sommer 2013 war um den Deich für Halle-Neustadt ein juristisches Ringen entstanden (Hallelife berichtete). Inzwischen liegt der früheste Fertigstellungstermin des Bauwerks im Jahr 2019. Nach Hallelife-Informationen steht das Grundstück, auf dem das neue Krebsbehandlungszentrum entstehen sollte, nun zum Verkauf.

Schenk ist nach eigenen Angaben um die halbe Welt gereist, um Geld für sein Vorhaben einzusammeln. Russland, USA und Hong Kong steuerte er unter anderem an. In Markranstädt sind es nun dem LVZ-Bericht zufolge Brasilianer, die 230 Millionen Euro investieren wollen. Schenk hat ein 30.?000 Quadratmeter großes Grundstück an der Siemensstraße im Gewerbegebiet Ranstädter Mark gekauft und die dortigen Stadträte offenbar in einen regelrechten Rauschzustand versetzt. Von bis zu 145 neuen Arbeitsplätzen ist die Rede. Markranstädt hat sich gegen Grundstücke in Leipzig, Taucha, Borna, Markkleeberg und Bad Lausick durchgesetzt, die ebenfalls im Gespräch waren. Im Mai/Juni 2017, so hieß es im Herbst 2017, könnte der erste Spatenstich sein. Vier Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Ähnliche Ankündigungen hatte es auch in Halle gegeben. 2011 wurde das Vorhaben bekannt, im Juni 2012 sollte es losgehen, doch die Geldbeschaffung gestaltete sich schwierig. Schenk hielt sich bedeckt und vermied es fortan, Termine für den Baustart zu nennen. Er sprach mit Politikern, Ärzten, Firmen und potenziellen Investoren und schloss Kooperationsverträge unter anderem mit dem Institut für Unternehmensforschung und Unternehmensführung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg e.V. (ifu) und dem Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara. Zum Aus für das Vorhaben in Halle äußerte er sich zum Zeitpunkt der Entscheidung nicht. Hallelife erreichte ihn am Samstag telefonisch: Schenk bestätigte das Vorhaben in Markranstädt. Aus Halles Stadtverwaltung war am Freitag, 21. April 2017, keine Aussage zum Stand der Protonentherapie in Halle zu bekommen. Inzwischen haben die Projektentwickler alle Pläne aus Halle an den neuen Standort in Sachsen angepasst. Der Patientenmix soll 60 Prozent Kasse, 20 privat und 20 Prozent Ausland sein.

Bei der Finanzierung von Krebsbehandlungen mit Protonen zeigten die Krankenkassen in den vergangenen Jahren kein einheitliches Bild. Im Hintergrund konkurrierten vielmehr die Lobbyisten der klassischen Strahlentherapie mit dem neuen Wettbewerber. Streitpunkt war und ist das Preis-Leistungsverhältnis, wobei offiziell nach wie vor die bisher angeblich unzureichende Dokumentation des Therapieerfolgs ein Kernargument ist. Tatsächlich fristet die Protonentherapie in Deutschland seit Jahren ein Schattendasein. Bisher gibt es nur in München und in Essen Anlagen, die mit der in Markranstädt angekündigten vergleichbar sind. Auf echte Langzeiterfahrungen mit dieser Art der Krebsbehandlung können bisher nur die USA verweisen, wo die Betreiber der Protonentherapiezentren vor allem Prostatakrebs-Patienten in großer Zahl behandelt haben. Aufgrund der speziellen Eigenschaften der Protonen besteht Hoffnung, auch komplizierter gelegene Tumore, die operativ nicht entfernbar sind, zu bekämpfen. Auch soll die Strahlenbelastung geringer sein, was nicht zuletzt bei der Bestrahlung von Kindern ein Vorteil wäre. Auf die meisten praktischen Erfahrungen in Deutschland kann RPTC in München verweisen.

Bericht der LVZ über das Protonentherapiezentrum in Markranstädt

http://www.lvz.de/Region/Markranstaedt/Brasilianer-wollen-230-Millionen-investieren-in-Krebsbehandlungs-Zentrum

Projektplaner sicher: – Brasilianer wollen 230 Millionen …

www.lvz.de

Markranstädt. Riesenchance für die Region: Eine brasilianische Investorengruppe will in Markranstädt rund 230 Millionen Euro investieren und für die …

umfangreicher Bericht der Apotheken-Umschau zur Protonentherapie

http://www.apotheken-umschau.de/Protonentherapie

Protonentherapie | Apotheken Umschau

www.apotheken-umschau.de

Die Protonentherapie ist eine Form der Strahlentherapie. Mit ihr können Ärzte bestimmte bösartige Tumoren sehr gezielt und damit relativ nebenwirkungsarm bestrahlen