Ausbildungsplätze für fast alle Jugendlichen

von 26. Oktober 2010

Noch vor Jahren war es für Jugendliche schwierig, einen Ausbildungsplatz zu finden. Doch die Zeiten ändern sich. Grund die Anfang der 90er zurückgegangenen Geburtenzahlen. Das hat Auswirkungen auf die Bewerberzahlen – immer weniger Jugendliche stehen bereit.

Insgesamt wurden im Berufsberatungsjahr 2009/2010 in Sachsen-Anhalt 14.370 Ausbildungsbewerber betreut, ein Rückgang um 1.351. Unversorgt waren Ende September 312 Jugendliche, 67 weniger als ein Jahr davor. Im gleichen Zeitraum wurden 10.460 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet, mit 149 etwas mehr als im Berufsberatungsjahr. Hinzu kamen 3.136 außerbetriebliche Stellen für benachteiligte und behinderte Jugendliche (gg. Vorjahr: -925 bzw. -22,8%). Ende September waren noch 326 Lehrstellen in Unternehmen unbesetzt (gg. Vorjahr: -61 bzw. -15,8%).

Über alle Berufe betrachtet kamen im abgelaufenen Beratungsjahr rein rechnerisch auf 100 Bewerber 95 gemeldete Ausbildungsstellen. Im Vorjahr waren es 91 und vor zwei Jahren 82 Ausbildungsplätze je 100 Bewerber.

Knapp zwei Drittel der Jugendlichen, 8.970 Bewerber, mündeten in duale Ausbildung (6.897 Personen in betriebliche, 2.073 Personen in außerbetriebliche Angebote). Darüber hinaus begannen Jugendliche berufsvorbereitende oder schulische Maßnahmen zur Verbesserung ihrer Ausbildungsreife, zur Schulpflichterfüllung oder zum Erwerb eines höheren Schulabschlusses. Außerdem gab es Ausbildungsbewerber, die erst einmal ihren Bundeswehr- bzw. Zivildienst antraten, sich für ein Studium, freiwilliges soziales Jahr entschieden oder eine andere Lösung für sich gefunden haben.

Die Mehrzahl der Bewerber hatte einen Realschulabschluss (45,7%), fast jeder fünfte Bewerber hatte Hochschulreife und knapp ein Viertel der Bewerber besaß einen Hauptschulabschluss. Der Anteil der Bewerber ohne Schulabschluss lag bei 3%.

Die Zahl der Jugendlichen, die bereits seit mehr als einem Jahr eine Ausbildung suchten, konnte im Vergleich zum Vorjahr weiter reduziert werden (7.293 Personen; gg. Vorjahr:
-289 bzw. -3,8%). Am Ende des Berufsberatungsjahres waren 240 dieser „Altbewerber“ unversorgt.

Die zehn gefragtesten Berufe unter den Bewerbern waren Kraftfahrzeugmechatroniker, Fachlagerist, Koch, Verkäufer, Industriemechaniker, Kaufmann im Einzelhandel, Bürokaufmann, Tischler, Metallbauer, Maler.

Die zehn gefragtesten Berufe unter den Bewerberinnen waren Verkäuferin, Bürokauffrau, Kauffrau im Einzelhandel, Friseuse, Köchin, Medizinische Fachangestellte, Fachkraft im Gastgewerbe, Fachangestellte in der Kommunalverwaltung, Kauffrau für Bürokommunikation, Restaurantfachfrau

Ende September gab es noch freie Lehrstellen in Dienstleistungsberufen (z. B. für Gästebetreuer, Warenkaufleute, Körperpfleger oder Bürokräfte), in Fertigungsberufen (z. B. für Elektriker, Schlosser, Metallberufe, Ernährungsberufe, Tischler, Maler) und auch in Landwirtschaftlichen Berufen (Landwirte, Gartenbauer). Diese werden den unversorgten Bewerbern weiterhin angeboten.

„Die Schere von Angebot und Nachfrage am Ausbildungsmarkt in Sachsen-Anhalt hat sich fast geschlossen. Rein quantitativ haben sich zwar die Ausbildungschancen der Jugendlichen verbessert. Trotzdem konnten nicht alle Lehrstellen besetzt werden“, erklärte Kay Senius, Chef der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit, während der Pressekonferenz zum Abschluss des Berufsberatungsjahres 2009/2010 in Halle. Das habe verschiedene Ursachen. Eine sei die mangelnde Flexibilität der Jugendlichen, auch einmal links und rechts vom Traumberuf zu schauen. In vielen zukunftsorientierten Berufen der Chemischen Industrie, der Metall- und Werkzeugindustrie, des Maschinenbaus, der der Nahrungsgüterwirtschaft, des Lager- und Logistikgewerbes, der Finanzwirtschaft sowie im Gast- und Reinigungsgewerbe habe es in diesem Jahr mehr Lehrstellen als Bewerber gegeben.

„Auch scheint der Leidensdruck ob des drohenden Fachkräftemangels noch nicht überall so groß zu sein, dass mehr leistungsschwächeren Jugendlichen Ausbildungsmöglichkeiten im Betrieb eröffnet werden. Denn es mussten erneut zahlreiche Bewerber in außerbetriebliche Ausbildung oder in andere Fördermaßnahmen vermittelt werden, weil sie den Anforderungen der Unternehmen an ihren Fachkräftenachwuchs nicht gerecht geworden sind“, so Senius.

In diesem Zusammenhang wies er nochmals hin auf die Fördermöglichkeiten der Arbeitsagenturen für sozialpädagogische Begleitung und Stützunterricht sowie auf das Instrument Einstiegsqualifizierung mit dem Ziel eines Ausbildungsvertrages. Er riet den Unternehmen, so früh wie möglich Kontakt zu Schülerinnen und Schülern der Region aufzunehmen, um sie mit Ausbildungsangeboten vertraut zu machen.

Mit Blick auf die Jugendlichen stellte Senius fest, dass nach wie vor eine gute Schulausbildung die beste Grundlage für eine stabile Berufsbiografie ist. „Eine Berufsausbildung ist die Eintrittskarte für den Arbeitsmarkt. Diese Faustformel gilt auch weiterhin.“ Perspektivisch steige der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. An- oder Ungelernte Arbeitskräften werden künftiger immer weniger gebraucht.