Ausschuss diskutiert über Sanierung und Abriss

von 13. Oktober 2010

Dem zunehmenden Verfall historischen Gebäude wollen die Politiker in Halle nicht länger tatenlos zusehen. Sowohl SPD als auch Grünen wollen Druck auf die Verwaltung ausüben. So schlagen die Sozialdemokraten eine „Rote Liste“ bedrohter Baudenkmäler vor. Diese solle in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie erstellt werden. Daraus solle eine Prioritätenliste für marode Häuser erstellt werden, die möglichst schnell saniert werden sollen. Bündnis 90 / Die Grünen fordern ein Programm zur Sicherung städtebaulich oder denkmalpflegerisch bedeutsamer Gebäude, wollen dafür eine Prioritätenliste. Aus städtischen Haushaltsmitteln soll zunächst die Sicherung der Baudenkmäler bezahlt werden. Eine Entscheidung fällte der Planungsausschuss, in dem beide Anträge am Dienstag beraten wurden, noch nicht. Im November stehen weitere Beratungen an.

Nach Angaben der Stadtverwaltung gebe es in Halle eine Liste mit rund 250 bedrohten Häusern. Allein in der Altstadt sei die Sanierung von 150 der mehr als 1000 Gebäude nötig. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung nannte beispielhaft einige Gebäude, bei denen der Zustand bedenklich bedrohlich ist. Immerhin laufen aber für die Mittelstraße 17/18 die Vorbereitungen zur Sanierung. Auch für das stark geschädigte Haus in der Großen Klausstraße 3/Graseweg 1 stehe man in Verhandlungen mit dem Eigentümer. Den Besitzer gewechselt hat das Haus in der Talamtstraße 9, hier steht ebenso eine Sanierung an. Planungsgespräche würden für die Gebäude in der Kleinen Märkerstraße 5 und 6 laufen. Als bedenklich wird auch der Zustand der Großen Märkerstraß 5 eingeschätzt. Die Stadt hatte im vergangenen Jahr das Gebäude einer Bank abgekauft, steht derzeit in Verhandlungen mit einem Investor. Ebenfalls eine dringende Sanierung nötig hätten der Kühle Brunnen 2 und die Brüderstraße 5, 7 und 12. Letzteres soll am 27. Oktober zwangsversteigert werden, der Verkehrswert des leerstehenden Hauses beträgt 145.000 Euro. Laut Stadtverwaltung sind für die Abarbeitung dieser Sanierungsliste 18,5 Millionen Euro nötig.

In den vergangenen Jahren flossen insgesamt 27,7 Millionen Euro Fördermittel in 291 Sanierungen. Damit seien laut Stadtverwaltung Gesamtinvestitionen von 360 Millionen Euro getätigt worden. Waren 1993 noch 50 Prozent aller Gebäude in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand, sind es heute nur noch rund 15 Prozent. Auch in die Infrastruktur wurde investiert, insgesamt 32 Millionen Euro flossen in Straßen und Plätze wie Boulevard oder Hansering. In den kommenden Jahren fließen weitere 11,3 Millionen Euro in die Große Steinstraße, die nördliche Große Ulrichstraße, die Schulstraße, Barfüßerstraße und in den Platz vor der Moritzkirche. Mehr als 100 Millionen Euro an die HWG nach eigenen Angaben in der Innenstadt ausgegeben, unter anderem zur energetischen Sanierung von Plattenbauten. 3000 Wohnungen seien instand gesetzt worden. Aktuell laufen noch Arbeiten an der Bergstraße, der Schlossgasse und dem Mühlberg. Das Hochhaus am Schülershof wurde gestutzt, die Platten daneben sollen mittelfristig saniert werden, ebenso wie Moritzzwinger, Klausstraße, Alter Markt und Jerusalemer Platz. 40 Millionen Euro fließen in die Sanierung der rund 1000 Wohnungen.

Zum Problem könnten sich die sinkenden Städtebaufördermittel entwickeln. Dies könne man angesichts der finanziellen Situation der Stadt nicht aus eigenen Mitteln ausgleichen, so Stadtplaner Lunebach. „Bisher konnten wir alles was gewollt war fördern. Das geht nun nicht mehr.“ Deshalb arbeite man an der Fortschreibung der Sanierungsziele, der Stadtrat soll im ersten Halbjahr 2011 einen Beschluss zu Prioritäten bekommen. Obendrauf sieht sich die HWG, die immer wieder wegen nicht sanierter Häuser in der Kritik steht, mit der städtischen Haushaltskonsolidierung auseinandergesetzt. 140 Millionen Euro soll das Unternehmen dem Schuldenabbau der Stadt beisteuern. Geld, das bei der Gebäudesanierung fehlt, so HWG-Chef Heinrich Wahlen. Man mache in diesem Jahr 8,5 Millionen Euro Gewinn und müsse davon 7,3 Millionen Euro an die Stadt abführen. „Da sind die Probleme“, so Wahlen. Das Häuser nicht saniert werden könnten liege „an den belastenden Beschlüssen des Gesellschafters.“

Unterdessen wird der Abriss in Halle weiter voran getrieben. Das Eckhaus am Böllberger Weg / Geseniusstraße wurde bereits abgerissen. Am Monatsende rollen die Abrissbagger an der Delitzscher Straße 32.