Bahnkundenpreis für Halle und Ministerium

von 20. November 2010

Die Stadt Halle (Saale) und Sachsen-Anhalts Verkehrsminister Karl-Heinz Daehre sind am Samstagnachmittag im Stadtmuseum mit dem Deutschen Schienenverkehrs-Preis in den Kategorien Nahverkehr und Politik ausgezeichnet worden. Der Preis wird seit 1986 verliehen. Dass in diesem Zeitraum Karl-Heinz Daehre erst der dritte ausgezeichnete Minister ist zeige, “dass wir den Preis nicht verramschen, sondern mit Sorgfalt vergeben”, so Gerhard J. Curth, Präsident des Deutschen Bahnkunden-Verbandes. Neben einer Urkunde ist der Preis auch mit einem goldenen Schienen-Klemmeisen verbunden.

Die Laudatio für Halle hielt der Baubürgermeister der Stadt Zwickau, Rainer Dietrich. “Halle bekennt sich nachhaltig zum ÖPNV und der Straßenbahn”, so Dietrich. “Das ist nicht selbstverständlich.” Zwar komme der Straßenbahn eine ökologische und soziale Bedeutung zu, zum Beispiel für mobilitätseingeschränkte Personen. Jedoch stehe vielfach auch die finanzielle Frage im Raum. Dietrich hob hervor, dass Halle 1891 das erste komplett elektrische Straßenbahnnetz Europas hatte, hier 1992 die erste Niederflurstraßenbahn des Ostens fuhr und sich der Niederfluranteil auf mittlerweile 80 Prozent erhöht habe. Auch die Gründung des Fahrgastbeirates wurde lobend erwähnt, ebenso wie die Straßenbahnverlängerung nach Halle-Neustadt. Dies sei ein Zeichen, dass dieser Stadtteil nicht aufgegeben wird. “Die Tradition des Straßenbahnverkehrs wird honoriert”, freute sich Halles Finanzdezernent Egbert Geier. Der Preis solle dazu anregen nachzudenken, wie man es, mit Blick auf die Kommunalfinanzen, schaffen kann, das Netz stabil zu halten oder auszubauen.

Minister Daehre wurde vor allem für seine innovativen Ideen für den sonst eisenbahntechnisch vernachlässigten Raum ausgezeichnet. Das sei beispielhaft, hieß es in der Laudatio von Matthias Hansen von der Fachzeitschrift BahnReport. Zwar sind auch unter der Regie von Daehre Strecken stillgelegt worden, doch darum ging es diesmal nicht. Sachsen-Anhalt habe es geschafft, eine Forderung des Bahnkundenverbandes schon in die Landesverkehrsplanung aufzunehmen – die Synergien einer Trassennutzung für Güter- und Personenverkehr. Gewürdigt wurden der Erhalt und die Elektrifizierung der Rübelandbahn, wo seit dem die Transportmengen verdoppelt werden konnten. Eine Verdopplung sei auch bei der Zuckerbahn Wanzleben gelungen, die Baustoffwerke haben einen Verladebahnhof bekommen und nutzen nun die Schiene statt der Straße. Auch der Weiterbestand der Dessau-Wörlitzer Eisenbahn wurde gewürdigt. Seit dem Ende der DB-Zeiten hat sich hier das Fahrgastaufkommen mehr als verdoppelt. Mit Wangen und Bad Schmiedeberg gibt es sogar zwei neue Bahnhöfe. “Ich werde oft dargestellt als der Minister, der Scherenschnitte an Straßen macht”, so Daehre. Doch auch im Schienenverkehr sei viel gemacht worden. “Der Mix aus Schiene, Straße und Wasserwegen macht es.” Der Minister erklärte, welche Probleme es durch den demografischen Wandel und die Abwanderung gebe, die Züge noch voll zu bekommen. “Wir wollen den ÖPNV erhalten”, sagte er, dies sei öffentliche Daseinsvorsorge. Gerade auf dem Land sei es wichtig, Bahnhöfe als Schnittstelle von Bus und Bahn auszubauen. Beide Verkehrsmittel sollen hier aufeinander warten und ein Umsteigen ermöglichen. Nichts sei ärgerlicher, als die roten Rücklichter zu sehen, so Daehre. Er erklärte, das künftig in den Zügen wieder Kundenbetreuer eingesetzt werden sollen. “Da zu sparen war ein Fehler.” Deshalb werde in den neuen Verkehrsverträgen auch auf dieses Thema geachtet. Kundenbetreuer würden für ein besseres Sicherheitsgefühl der Fahrgäste sorgen. Außerdem soll es wieder möglich sein, Fahrkarten im Zug zu kaufen. Daehre sprach sich zudem dafür aus, Strecken nicht für Personenverkehr stillzulegen, wenn noch Güterverkehr stattfindet, auch wenn die geforderten Fahrgastzahlen nicht erreicht werden. Dies würde nur zu Gebührenerhöhungen durch die DB-Netz gegenüber den Gütertransportanbietern führen. Die Folge sei eine Umverlagerung von Fracht auf die Straße. Unklar bleibt jedoch, warum genau dies im Burgenlandkreis passiert.