Bergzoo trauert um Bibis totes Kälbchen

von 22. September 2015

Am 22. September um 15 Uhr trat der neue Zoo-Direktor Dennis Müller, sichtbar berührt von dem Todesfall, vor die Presse, um Details zu berichten und sich den Fragen zu stellen. Bei Nieselregenwetter sprach er vom Drama der vorangegangenen Nacht. Nach 22 Monaten Schwangerschaft platze Bibis Fruchtblase gegen 23.30 Uhr. Typischerweise standen zwei Elefantenkühe bei ihr, darunter Mafuta. Das Kalb kam lebend auf die Welt, so Müller. Das Zoo-Personal blieb stiller Beobachter und wurde Zeuge, wie Bibi ihr Junges, wahrscheinlich unter dem Eindruck des Geburtsschmerzes, sofort attackierte. Mafuta eilte zur Unglücksstelle, drängte Bibi von ihrem Baby weg und ließ die Mutter erst wieder zu ihrem Kind, als sie sich beruhigt hatte. Bibi kam bald zu sich, versuchte, dem Jungtier aufzuhelfen, und wachte stundenlang bei ihrem toten Kalb. Dann erst konnten Tierpfleger den Kadaver bergen und in die tiermedizinische Pathologie nach Leipzig schicken. Die genaue Todesursache war zum Zeitpunkt des Pressetermins noch unklar.

Im Vorfeld der Geburt hatten Zoo-Angestellte die Elefantenanlage für Besucher komplett gesperrt und die Elefantenherde für ihre Geburtsrituale in die Freianlage gelassen. Zuvor hatten Tierpfleger und -ärzte beobachtet, dass sich Bibi und die Leitkuh Mafuta gegenüber Besuchern zeigten. Obwohl Bibi in einem anderen Zoo angekettet ein Kalb gebar, das überlebte, entschied man sich in Halle gegen diese Prozedur. Zoodirektor Müller betonte gegenüber Journalisten noch einmal, dass das für den Zoo Halle nicht in Frage kommt. Die Methode sei rückschrittlich und widerspreche dem Tierschutz. Trotz des unglücklichen Ausgangs habe sich gezeigt, dass die natürliche Geburt im Herdenverband der richtige Weg sei.

Mafuta kann führen und Bibi kann eine gute Mutter sein, versichert Müller. Er glaubt nach wie vor an ein Happy End in Halles Elefantengehege. Bibi hat inzwischen vier Kinder zur Welt gebracht, zwei überlebten. Tochter Panya lebt mit in der halleschen Elefantenanlage. Müller sieht die Zuchtgruppe auf dem richtigen Weg. Es brauche jedoch Zeit, zum Erfolg zu kommen. Die Tiere müssten sich aneinander gewöhnen, die Rangordnung ausmachen und schließlich die lange Tragezeit überstehen. Dass es bei der Bildung einer Zuchtgruppe zu Todesfällen kommt, sei gar nicht so selten. Auch der Zoo Leipzig habe zuletzt zwei Todesfälle zu verkraften gehabt.

Ein Grab wird das tote Elefantenkälbchen nicht bekommen. Nach den geltenden Bestimmungen des Veterinärwesens werden die sterblichen Reste verbrannt und entsorgt. Vielleicht wird auch das sich künftig ändern.