Berliner Straße: Stadt erwartet Staus, aber kein Chaos

von 9. August 2010

In zwei Wochen will die Stadt mit der Sanierung der Berliner Straße beginnen. Was auf sie zu kommt ist vielen Anwohnern allerdings noch nicht klar. In einer Bürgerversammlung am Montag im Diemitzer Feuerwehrhaus sollten die wichtigsten Fragen geklärt werden. Das Interesse war so groß, dass die Stadtverwaltung kurzfristig eine zweite Veranstaltung anderthalb Stunden später einrichten musste. Der Versammlungsraum im Feuerwehrhaus war hoffnungslos überfüllt, ein Teil der Anwohner wurde auf den späteren Termin vertröstet. Zuvor hatten Anwohner über die Situation geschimpft, die Stadt hätte mit dem großen Interesse rechnen müssen. Ein Vorschlag, in die benachbarte Grundschule mit größeren Räumlichkeiten auszuweichen konnte nicht realisiert werden. “So schnell bekommen wir keine Genehmigung dafür”, sagte Martin Heinz, Leiter des Tiefbauamtes. Doch eine Reihe von Nachfragen der Anwohner, zum Beispiel nach der Anpassung des Busfahrplans, damit die Anschlüsse zur Straßenbahn passen, blieben offen.

Baustart ist am 24. August. Mit Hilfe des Konjunkturpakets werden in den Ausbau der Berliner Straße 1,8 Millionen Euro investiert. Anwohner müssen dadurch keine Ausbaubeiträge zahlen. Auf insgesamt 790 Metern wird das Kopfsteinpflaster entfernt und durch leiseren Asphalt ersetzt. Zugleich wird ein neuer Mischwasserkanal gebaut, werden Trinkwasser-, Strom-, Gas und Elektroleitungen erneuert. Auch die Straßenbeleuchtung wird modernisiert. Einzig die Telekom plant keine Erneuerung oder Erweiterung ihrer Leitungen, was insbesondere beim Backmittelhersteller Kathi auf Kritik stößt.

Dieser Tage beginnt die Fällung der Bäume, was bereits im Vorfeld für Kritik bei den Anwohnern gesorgt hat. Ein Teil der Bäume soll später vor allem durch Winterlinden ersetzt werden. Zudem sind Ersatzpflanzungen in der Äußeren Diemitzer Straße und im Dahlienweg vorgesehen. Warum die Pappeln nicht umgesetzt, sondern ebenfalls gefällt werden begründete die Stadt mit den dadurch entstehenden Kosten. Alle Grundstückszufahrten werden im Rahmen der Bauarbeiten erneuert, am Fleischer und bei Kathi zusätzlich vergrößert. Auf der Südseite – stellenweise ist diese Situation derzeit nur noch zu erahnen – wird es wieder getrennte Fuß- und Radwege geben. Der Trampelpfad auf der Nordseite wird der Vergangenheit angehören, hier wird ein asphaltierter gemeinsamer Geh- und Radweg gebaut.

Auch das Überqueren der Straße wird einfacher. Zwei Übergänge mit Mittelinseln am Einkaufsmarkt und unweit der Apoldaer Straße soll es geben. Zudem wird von der Berliner Straße aus eine Linksabbiegespur in die Apoldaer Straße eingerichtet.

Während der gesamten Bauzeit – sie dauert voraussichtlich bis zu 30. August 2011 – bleibt die Berliner Straße befahrbar. Deshalb wird in Baufeldern gearbeitet, wie Gerd Vater von der VSC Verkehrs-System Consult GmbH erläuterte. “Wir arbeiten nach dem Prinzip Bauen und Fahren.” Einspurig werde der Verkehr ampelgeregelt an den einzelnen Baufeldern vorbeigeführt. Dazu wird zunächst auf der Nordseite eine Behelfsfahrbahn errichtet. “Staus werden sich nicht verhindern lassen”, so Vater. “Es wird Stau geben, aber kein Chaos. Autofahrer brauchen fünf Minuten länger.” In einzelnen Bauabschnitten werde das Linksabbiegen nicht möglich sein. Dazu werde deshalb ein Wendedreieck an der Gothaer Straße eingerichtet. Vor allem die Laster für Kathi werden diese Möglichkeit wohl nutzen müssen.

Noch bis Ende Oktober wird auch in der Apoldaer Straße gebaut. Anschließend, so befürchten die Anwohner, nutzen Autofahrer die Strecke als Umleitung, um nicht im Stau zu stehen. Die geltenden 30 km/h würden schon jetzt nicht eingehalten, kritisierten mehrere Anlieger und fürchten vor allem um Gefahren für die Schulkinder. Eine Forderung nach mehr Kontrollen soll nun an Ordnungsamt und Polizei weitergeleitet werden. Auch Anwohner aus dem Hortensienweg beklagen, dass ihre Straße als Umleitungsstrecke genutzt wird. Trotz Verbot würden schon jetzt 40-Tonner durch die Straße fahren, mit Beginn der Bauarbeiten wird sich das wohl verschärfen, mutmaßte eine Frau. Eine andere Anwohnerin drohte gar mit rechtlichen Schritten.

Dass die Berliner Straße künftig nur noch 7.20 Meter (jetzt 7.30m) bereit ist, stößt bei Kathi auf Kritik, wie Unternehmensvertreter Herr Wilhelm sagte. Er warnte vor abgefahrenen Bordkanten. Schon jetzt würden die Laster seines Unternehmens am äußersten Rand fahren. Seine Befürchtung gilt aber auch der gefahrenen Geschwindigkeit. Schon jetzt diene die Berliner Straße als Rennstrecke, was sich mit der Asphaltdecke verschärfen dürfte. Auch hier kam die Forderung nach mehr Kontrollen.

Sorgen um die Busverbindung machen sich zahlreiche Eltern. Durch die erwarteten Staus werde möglicherweise der Anschluss zur Straßenbahn an der Berliner Brücke nicht mehr erreicht. Statt 6.46 Uhr müssten die Kinder deshalb einen Bus früher (um 6.06 Uhr) nehmen, um pünktlich in der Schule zu sein. Es fiel die Forderung, die Fahrpläne anzupassen. Weil aber kein Vertreter der HAVAG anwesend war, konnte dieses Problem noch nicht geklärt werden.

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