Besucher dürfen Schilddrüsen-OP üben

von 1. September 2010

Wie funktioniert ein endoskopischer Eingriff an der Schilddrüse? Dieser Frage können Patienten und Interessierte am 4. September im Foyer und Ambulanzbereich des Diakoniekrankenhauses, Advokatenweg 1, anlässlich des erstmals stattfindenden Struma-Tages nachgehen. Zwischen 10 und 13 Uhr können die Gäste an zwei medizinischen Puppen, so genannten Dummies, ihr eigenes operatives Geschick testen.

„Mit dieser Aktion wollen wir den Leuten nicht ganz alltägliche Einblicke in Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen geben“, sagt Dr. Uwe Rose, Chefarzt der Klinik für Allgemein,- Viszeral- und Thoraxchirurgie. Der Mediziner ist ärztlicher Direktor des Diakoniekrankenhauses und gilt zugleich als ausgewiesener Experte für die Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen. Gemeinsam mit seinem Team wird er an diesem Tag für Fragen von Patienten zur Verfügung stehen. Darüber hinaus gibt es Vorträge und kostenlose Ultraschalluntersuchungen der Schilddrüse. Außerdem wird der kommentierte Film eines chirurgischen Eingriffs an dem wichtigen Stoffwechselorgan gezeigt.

Mitteldeutschland ist ein so genanntes Endemiegebiet. Das bedeutet, dass hier mehr Menschen wohnen, die im Verlauf ihres Lebens einem Jodmangel ausgesetzt waren. Der Grund: „In der früheren DDR wurde dem Speisesalz später als in der alten Bundesrepublik das für die Funktion der Schilddrüse wichtige Jod zugesetzt. Außerdem war im Osten die Versorgung mit frischem, Jod-haltigen Seefisch schlechter. Dadurch haben viele Menschen einen Jodmangel erlitten, der wiederum die Bildung von Knoten in der Schilddrüse begünstigt“, erklärt Dr. Uwe Rose. „Deshalb ist es Ziel des Patiententages über die knotigen Veränderungen in der Schilddrüse aufzuklären“. Oft wissen die Betroffenen nichts von diesen Veränderungen. Denn nicht in jedem Fall verspüren sie sofort Symptome. Jedoch gilt: „Je früher solche Knoten entdeckt werden, desto besser“, so Rose. Der Grund: hinter den kalten Knoten kann sich Krebs verbergen, daher ist es wichtig, den Verlauf ihrer Entwicklung regelmäßig zu dokumentieren.

Ein weiteres Ziel des Patiententages ist es, zu informieren. Einerseits sei die Dunkelziffer in der Bevölkerung bei Schilddrüsenerkrankungen relativ hoch, dennoch gibt es gute Behandlungsmöglichkeiten, sowohl medikamentös als auch operativ. Neben knotigen Veränderungen kommen häufig auch die Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse vor sowie deren krankhafte Vergrößerung, die im Volksmund auch als „Kropf“ bezeichnet wird. Typische Symptome, die auf eine Schilddrüsenerkrankung hindeuten können, sind zum Beispiel Schluckprobleme oder ein Fremdkörpergefühl im Hals. Aber auch Herzrasen, Nervosität oder übermäßiges Schwitzen können Warnsignale sein.

Die Behandlung und Operation von Schilddrüsenerkrankungen gehört zu den Schwerpunkten des Diakoniekrankenhauses. Dort werden pro Jahr etwa 400 derartige Eingriffe durchgeführt, einige davon nach der besonders schonenden Abba-Methode, bei der man den Patienten eine Narbe am Hals ersparen kann. Dieses ursprünglich aus Japan stammende Verfahren wurde übrigens von Dr. Uwe Rose in Halle etabliert und von ihm auch erstmals in der Region durchgeführt.

Pro Jahr werden rund 100.000 Menschen in ganz Deutschland an der Schilddrüse operiert. Damit sind Eingriffe an diesem wichtigen Stoffwechselorgan die dritthäufigste allgemeinchirurgische Operation überhaupt.