Bewerbungsbeginn für Bürgerarbeit

von 19. August 2010

Die Arge Halle nimmt ab sofort Anträge für die 1000 Bürgerarbeitsplätze in Halle an. Das teilte Lydia Rost von der Arbeitsgemeinschaft der Kommune und der Agentur für Arbeit (Arge) mit.

Die Arge werde gegen Ende der Woche direkt die Träger gemeinnütziger Einrichtungen anschreiben, mit denen sie bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet hat. Doch auch andere Einrichtungen können sich für die Bürgerarbeitsplätze bewerben: „Wir werden alle Anträge prüfen“, so Rost.

Die Bürgerarbeit muss gemeinnützig sein und darf keine regulären Arbeitsplätze verdrängen. Wenn Bewerbungen für mehr als 1000 Plätze diese Kriterien erfüllen, wird die Arge entscheiden, welche Beschäftigungen die besten Zukunftsaussichten für die Langzeitarbeitslosen bieten.

Trotz des Bewerbungsbeginns sind einige Aspekte noch nicht geklärt. „Momentan läuft erst der Entscheidungsprozess für die Projektauswahl, es steht noch kein genauer Zeitplan dafür fest“, erklärt Rost. Unklar ist auch noch, ob sich Bildungsträger wie das berufliche Bildungswerk an der Bürgerarbeit beteiligen dürfen.

Das Diakoniewerk Halle ist an der Bürgerarbeit interessiert: „Wir prüfen derzeit, ob wir Plätze in unserer Altenhilfe anbieten wollen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Christoph Radbruch. Bürgerarbeit biete zusätzlich zur professionellen Pflege gute Möglichkeiten für die Begleitung von Senioren. Der Caritasverband Halle prüft die Beschäftigung von Bürgerarbeitern in seinem „Sozialkaufhaus“. Auch das Kinder- und Jugendhaus Halle erwägt eine Bewerbung für die Bürgerarbeitsplätze. Die Einrichtung werde voraussichtlich vier Plätze beantragen, unter anderem für die Betreuung von Erste-Hilfe-Kursen für Kinder.

Laut Geschäftsführerin Beate Gellert hat das Kinder- und Jugendhaus in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit subventionierten Arbeitsmaßnahmen gemacht: „Oft konnten wir engagierte Leute übernehmen oder an andere Träger weitervermitteln.“ Zudem sei es gut, dass die Bürgerarbeit bis zu drei Jahre lang gefördert wird. Gellerts Meinung nach sind längerfristige Maßnahmen sinnvoller als beispielsweise die sogenannten Ein-Euro-Jobs, die nur auf wenige Monate befristet sind.

Während der Aktivierungsphase von sechs Monaten versucht die Arge Halle zunächst verstärkt, ausgewählten Langzeitarbeitslosen einen regulären Arbeitsplatz zu vermitteln. Gelingt das nicht, kann ihnen einer der 1000 Bürgerarbeitsplätze angeboten werden. Parallel zu der Bürgerarbeit bekommen die Betroffenen gezielte „Coachings“, um sie auf eine langfristige Beschäftigung vorzubereiten. Für die Aktivierungsphase und die Coachings stellt das Land Sachsen-Anhalt der Stadt Halle drei Millionen Euro zur Verfügung. Der Bund und die Europäischen Sozialfonds tragen die Lohnkosten der Bürgerarbeit.

Trotz ihres Interesses an der Bürgerarbeit kritisiert Beate Gellert vom Kinder- und Jugendhaus Halle: „Gezielte Subventionen könnten längerfristig einfach sinnvoller als die Bürgerarbeit sein.“ Sie befürworte eher staatliche Fördermittel für Betriebe, die schwer vermittelbare Arbeitslose einstellen. Unter diese Kategorie könnten Langzeitarbeitslose und auch ältere Arbeitslose fallen.

Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Sonje Schwennsen, Stipendiatin der Journalisten-Akademie.