Wie die Bilderberger selbst sagen, soll das Westbündnis zwischen den USA und Europa vertieft werden. Es gehe nur darum, die Diskussion und den Dialog zu fördern. Die jährlich wechselnde Zusammensetzung der Teilnehmerliste richte sich nach Hintergründen, Sichtweisen, Generationen und Geschlechtern der Teilnehmer. Ziel sei eine möglichst große Vielfalt.
Beim diesjährigen Treffen in einem abgeschotteten Nobelhotel in Telfs-Buchen, Österreich, sind wieder einige interessante Namen aus Deutschland zu finden. Zu den Teilnehmern gehört Julia Jäkel, Vorstandsvorsitzende bei Gruner [&] Jahr. Sie ist das sei nebenbei bemerkt mit dem Journalisten und ehemaligen Nachrichtenmann Ulrich Wickert verheiratet. Mit am Tisch sitzt auch Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen, was im Kreise kritischer Beobachter bereits zu Spekulationen geführt hat, die durchsetzungsstarke Ärztin könnte nächste Bundeskanzlerin werden. Zwar müssten dazu die entsprechenden Wahlergebnisse vorliegen, doch die CDU hält sich unter Kanzlerin Angela Merkel konstant an der Spitze aller Parteien in Deutschland. Doch Merkels Stern sinkt innerhalb und außerhalb der Partei. Regierungskritiker sehen sie als Vasallin Washingtons, konservative Kreise wähnen sie hingegen zu weit links und zu wenig entschlossen, im Westblock gegen Russlands Staatschef Wladimir Putin vorzugehen. Tatsächlich folgten Kanzlerschaften wiederholt auf Teilnahmen an Bilderbergtreffen.
Zu den Deutschen in der Bilderberg-Runde 2015 gehören unter anderem auch Mathias Döpfner, Geschäftsführender Vorstand der erklärter Maßen besonders USA- und Israelfreundlichen Axel Springer AG und Thomas Enders, Vorstandsvorsitzender der Airbus Group, der bis zum Jahr 2000 in Führungspositionen der DASA war, dem damals größten Rüstungsexporteur Deutschlands. Die Genannten gehören diesmal zu den Eliten aus Politik, Wirtschaft, Medien und Militär, die über Themen von allgemeinem Interesse sprechen. Dass sie das unter dem vollständigen Ausschluss der Öffentlichkeit also auch der Medien tun, sehen Kritiker als höchst problematisch an.
140 Teilnehmer aus 22 Staaten sitzen diesmal zusammen, um Weltpolitik aus der Westperspektive zu beraten. Nach Darstellung der Bilderberger handelt es sich um Gespräche ohne verbindlichen Charakter. Spiegel Online bei weitem kein linkes Medium, sondern nach dem Brückenschlag des ehemaligen Spiegel-Chefs Stefan Aust zur Springer-Gruppe als staatstragend entlarvt berichtete nun, dass nur Verschwörungstheoretiker von der geheimen Weltregierung schrieben. Angesichts der massiven und weiträumigen Sperrung und Bewachung des Tagungsgeländes dürfen sich Beobachter jedoch zumindest die Frage stellen, welche Bedeutungsschwere diesen Aufwand und das Misstrauen gegenüber der Öffentlichkeit rechtfertigt. Immerhin, so hieß es doch offiziell, treffen sich mächtigsten Menschen der Welt auf dem G7-Gipfel.
In der Vergangenheit gelang es Aktivisten immer mal wieder Politiker auf dem Weg zu den Treffen abzufangen und mit kritischen Fragen zu konfrontieren, so unter anderem den ehemaligen SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Beim 63. Bilderberger-Treffen sind derlei unliebsame Begegnungen offenbar erfolgreich unterbunden worden, berichten Vor-Ort-Beobachter.
Im Lenkungskreis der aktuellen Bilderberger sitzt Thomas Enders und Paul Achleitner, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Bank AG. Zu den beruflichen Stationen Achleitners gehören das in Weltfinanzangelegenheiten federführende US-amerikanische Bankhaus Goldman Sachs und der weltgrößte Versicherungskonzern Allianz SE. Der Spitzenmann ist mit Ann-Kristin Achleitner verheiratet, die als namhafte Fürsprecherin der Denkfabrik Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft auftrat. Dass es sich bei Bilderberg um ein mächtiges Netzwerk handelt, das weitreichenden Einfluss hat, ist offenkundig, zumal der exklusive Teilnehmerkreis jedes Jahr um einige neue Namen erweitert wird.
Die Bilderberger =[gt] http://bilderbergmeetings.org
Der Protest gegen Bilderberg =[gt] http://bilderbergprotest2015.jimdo.com/
