Bildungsstreik zieht durch Halle

von 9. Juni 2010

Rund 300 Studenten und Universitätsmitarbeiter der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und damit deutlich weniger als erwartet, haben am Mittwochnachmittag in Halle für eine bessere Hochschulpolitik protestiert. “Bildung ist keine Ware”, “Bologna war mal eine schöne Stadt” und “Schule darf nicht selektieren” war auf Plakaten zu lesen. Die Forderungen: eltern – und altersunabhängiges Bafög, eine Ausfinanzierung der Hochschule, Masterplätze für alle und die Ablehnung der sogenannten „Hochschuldozenten“, die neben der Lehre keinen Kontakt zur Forschung haben.

Einer Kundgebung auf dem Uniplatz hatten sich auf Senat und Rektorat angeschlossen. “Die Universität ist extrem unterfinanziert”, begründete Rektor Wulf Diepenbrock die Aktion auf der “guten Stube der Universität”. Seinen Worten zufolge fehlen allein im kommenden Jahr 6 Millionen Euro. Doch auch bei der Organisation der Studienprogramme bestehe weiterhin Handlungsbedarf, beispielsweise bei den Betreuungsrelationen. Ute Larsen vom Stura beklagte überfüllte Hörsäle und starre Studienpläne. “Die Schmerzgrenze für Studierende und Lehrende ist erreicht”, so Larsen. Das Bildungssystem sei in Schieflage.

Beim anschließenden Umzug durch die hallesche Innenstadt blieb es dann zumeist ruhig – zumindest was die Studenten selbst anbelangt. „Hu Hu Humankapital“ versuchte einer der Protestler anzustimmen. Auf Widerhall stieß das nicht. Das lauteste waren die Lautsprecher der Gewerkschaftswagen, aus denen Alternative Rock dröhnte. Ein junge Mann mit MLPD-Fahne versuchte umstehende zu fragen, was sie denn von der aktuellen Politik halten. Und auf die Frage, warum sie denn überhaupt heute hier sind, konnte ein Großteil der Teilnehmer des Protestzuges nicht einmal eine richtige Antwort geben.

Auf einer zweiten Kundgebung am Leipziger Turm sprach sich der Landtagsabgeordnete Hendrik Lange (Linke) gegen Wettbewerb in der Bildung aus. Dies sei der falsche Weg. „Das Bildungssystem muss solidarisch und für alle da sein.“ Am Abend gab es schließlich noch eine Diskussionsrunde zur Finanzierung der Hochschulen. Sachsen-Anhalts neue Kultusministerin Birgitta Wolff suchte das Gespräch mit den streikenden im Bildungscamp. Am Samstagmittag will sie mit den Studenten ins Gespräch kommen.