Biochip für Schweine siegt im Ideenwettbewerb

von 24. Juni 2011

Bereits zum dritten Mal hat das Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt Süd seinen Ideenpreis "Scidea" verliehen. Im Rahmen einer Festveranstaltung im Händelhaus wurden Preisgelder von 2.750 Euro ausgereicht. Eröffnet wurde die Prämierungsveranstaltung von Marco Tullner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt, und Uni-Kanzler Martin Hecht. Beide Redner betonten die Bedeutung von Wettbewerben wie dem Ideenwettbewerb "Scidea", der junge Leute schon frühzeitig im Studium dafür sensibilisieren und motivieren soll, ihre Ideen umzusetzen.

Mit dem „Sonderpreis Forscher“ im Wert von 1.000 Euro, gesponsert von der Sparkassenbeteiligungsgesellschaft, wurde das Ideenpapier von Dr. Jana und Dr. Jan Heise, Wissenschaftler und Absolventen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg sowie von Dr. Daniel Mörlein, Wissenschaftler an der Georg-August-Universität Göttingen, ausgezeichnet. Ihre eingereichte Idee beschreibt einen Biochip für Schlachthöfe, mit dem zukünftig die Qualität von Schweinefleisch online überprüft werden kann. „PIGchip“ heißt das Verfahren, das auf einem schnellen und kostengünstigen, automatisierten Bluttest während der Schlachtung basiert. Durch "PIGchip" kann auf die äußerst schmerzhafte Kastration von männlichen Ferkeln verzichtet werden, da es den Schlachthöfen die Möglichkeit bietet, automatisiert und zuverlässig die wenigen unkastrierten Eber, die geruchsauffällig sind („Stinker“), am Schlachtband zu identifizieren und zu für den Verbraucher unproblematischen Produkten zu verarbeiten. Motivation am Wettbewerb teilzunehmen war für die glücklichen Preisträger vor allem die Meinung der Expertenjury. „Der Blick von außen in der frühen Phase der Ideenfindung war für uns wichtig. Wir wollten herausfinden, ob unsere Idee Marktpotential hat und umsetzbar ist. Mit der heutigen Anerkennung haben wir ein positives Feedback erhalten, das uns bestärkt, unsere Idee weiterzuentwickeln“, sagte Dr. Jan Heise, der 2007 sein Biotechnologie-Unternehmen „NH Dyeagnostics“ auf dem Weinberg Campus in Halle gründete.

In der Kategorie „Innovatives Produkt“ überzeugte das Team „Tyewear“ um Anne Trautwein. Sie erhielten den ersten, mit 500 Euro dotierten, Preis, gesponsert von der BIO Mitteldeutschland GmbH. Die Absolventin der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und ihre Teamkollegen Jens Reindl und Patrick Heypeter haben die Idee, das Geotextil Tyvek in Bekleidung einzusetzen. Das papierartige Funktionstextil besteht aus thermisch verschweißten, atmungsaktiven Polyethylen-Spinnfasern, welche so fein sind, dass sie nicht spürbar sind. Das weiche, federleichte, grobmaschige Gestrick ist besonders für Menschen mit empfindlicher Haut eine Alternative, aber auch für Freizeitsportler attraktiv; perspektivisch ist das Textil sogar im medizinischen Bereich anwendbar. Anne Trautwein ist nach der erfolgreichen Teilnahme am Ideenwettbewerb "Scidea" optimistisch, dass die erste Produktreihe noch Ende des Jahres vom Band läuft. Genau das – die industrielle Produktion ihrer Textilen – möchte sie mit Hilfe eines Förderprogramms des Landes realisieren. Sollte dieses bewilligt werden, steht der Umsetzung der Idee „Tyewear“ und damit der Gründung eines Unternehmens nichts mehr im Wege.

Den ersten, mit einem Preisgeld von 500 Euro dotierten Platz in der Kategorie „Innovative Dienstleistung“, belegten Mirko Kisser, Jan Kursawe und Tim Friedrich von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU). Mit „i-like.mobi“ wollen sie die Lücke zwischen realer und vernetzter digitaler Welt schließen und dank mobilem Internet und QR-Codes jeden erdenklichen Gegenstand in Facebook präsent machen. Gesponsert wurde der Preis von den Stadtwerken Halle
GmbH im Rahmen der privilegierten Partnerschaft mit der MLU. „Der Ideenwettbewerb war für uns ein Motor: Eine Idee, die schon lang im Kopf herumschwirrte wurde nun konkret und durch die Entwicklung des Ideenpapiers schneller vorangetrieben“, sagte Mirko Kisser im Anschluss an die Prämierung.

Weiterhin wurde ein zweiter Preis in der Kategorie „Innovatives Produkt“, im Wert von 300 Euro, an die Ideenträger des Projekts „Traumpfade“ von der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle verliehen. Sie haben interaktiv leuchtende Bodenplatten entwickelt. Der dritte Preis in dieser Kategorie, dotiert mit 200 Euro, ging an zwei Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung Leipzig. Sonja Hahn-Tomer und Dr. Konrad Siegfried haben mit "ARSOlux" ein Verfahren entwickelt, mit dem zuverlässig, schnell und preiswert kritische Arsenbelastungen im Grundwasser erfasst werden können. Beide Preise wurden gesponsert von der BIO Mitteldeutschland GmbH.

Den Publikumspreis in Höhe von 250 Euro, gesponsert von der Stadtwerke Halle GmbH, erhielten Franziska Kolb und Christin Raschke für ihre Idee „Liebding“. Jeder der 80 geladenen Gäste der Abendveranstaltung hatte dazu die Möglichkeit, per Stimmzettelwahl für eines der im Foyer des Händel-Hauses ausgestellten Ideenpapiere zu voten. Neben Studierenden und Absolventen waren auch Wissenschaftler der regionalen Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen aufgerufen, sich mit Ideen zur kommerziellen Verwertung ihrer Forschungsergebnisse, bspw. in Form einer Ausgründung, zu beteiligen.

44 Ideenträger reichten insgesamt 24 Ideenpapiere mit Konzepten für Produkte und Dienstleistungen im breiten Spektrum der Felder IT/Web, Life Sciences, Energie, Social Entrepreneurship, Automobil sowie aus dem Bereich Design ein. Zehn Projekte haben es in die engere Auswahl geschafft. In einer dreiminütigen Präsentation hatten die Finalisten am Nachmittag des 23. Juni die Möglichkeit, die Jury-Vertreter der Hochschulen und der Wirtschaft – endgültig von ihren Ideen zu überzeugen. Bei der Jury-Bewertung standen nicht das Gründungspotential, sondern das Entwicklungspotential und die Möglichkeit der wirtschaftlichen Verwertung einer Idee im Vordergrund.