Blauer Dunst trotz Gesetz

von 27. Mai 2012

 Das bestellte Essen wird serviert – doch am Nebentisch zündet sich jemand trotz des Rauchverbots eine Zigarette an: Der Schutz von Menschen, die nicht rauchen, reicht in Sachsen-Anhalt nach Ansicht von Interessenvertretern trotz Gesetz noch längst nicht aus. Nicht nur in Kneipen, sondern auch in Büros und öffentlichen Gebäuden gibt es immer wieder Ausnahmen des Rauchverbots, oder es wird von ignoranten Rauchern einfach dagegen verstoßen, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur dpa ergab. Organisationen fordern daher schärfere Gesetze. Seit 1987 ruft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) jedes Jahr am 31. Mai den Welt-Nichtrauchertag aus.    «Es gibt zahllose Ausnahmeregeln des Nichtraucherschutzgesetzes», sagte Sachsen-Anhaltes Landesvertreter des Vereins «Pro Rauchfrei», Hans-Jürgen Reichel. So könne in privat genutzten Krankenzimmern einiger Krankenhäuser gequalmt werden. Das Gleiche gelte für Lokale mit abgetrennten Raucherbereichen. «Doch häufig bleiben die Türen offen, und der Qualm zieht in alle Räume», bemängelte Reichel die Praxis.    Auch in Ämtern und Büros gebt es Lücken bei der Umsetzung der gesetzlichen Regelungen. Offiziell dürfen Bürger und Angestellte nur vor Gebäuden zum Glimmstängel greifen. «Aber es gibt auch Raucherräume», erklärte die Sprecherin der Stadt Magdeburg, Cornelia Poenicke. Dann dürfe im Verwaltungsgebäude gepafft werden.    Die Deutsche Krebshilfe warnt derweil vor den Folgen des Tabakkonsums. «Rauchen ist kein Symbol für Freiheit und Genuss, sondern macht abhängig und krank», sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven. Vor allem junge Menschen würden sich durch qualmende Filmvorbilder verleiten lassen. «Erfreulicherweise geht der Anteil der jugendlichen Raucher jedoch zurück», sagte Reichel. Dazu hätten vor allem Aufklärungsarbeiten an Schulen beigetragen.    Jährlich sterben nach Angaben des Aktionsbündnisses Nichtrauchen in Deutschland 110 000 Raucher, zusätzlich etwa 3500 Passivraucher. Das Statistische Landesamt in Halle fand bei der vergangenen Erhebung zum Thema Rauchen im Jahr 2008 heraus, dass sich jeder zwölfte Raucher im Land als Starkraucher bezeichnet. Bei der vorhergehenden Studie im Jahr 2003 war es noch jeder Achte.    Dass Rauchen für Mitmenschen lästig werden kann, zeigt auch ein Blick auf die Straßen. «Zur Vermeidung von Zigarettenkippen im öffentlichen Verkehrsraum wurden Papierkörbe mit Aschern aufgestellt», sagte die Sprecherin der Stadt Halle, Ria Steppan. Pro Mülleimer koste dies 100 Euro. Rund ein Drittel der Raucher ignoriere jedoch die Ascher und schmeiße die Kippen auf die Wege.    Am 1. Januar 2008 trat in Sachsen-Anhalt das Nichtraucherschutzgesetz in Kraft. So ist das Rauchen zum Beispiel in Gaststätten nur in einem abgeschlossenen Raum für Raucher erlaubt. Bei Verstößen gegen das Rauchverbot drohen saftige Bußgelder von bis zu 1000 Euro.