Blauer Zug von Weimar nach Potsdam

von 29. Juli 2015

Im Aktionsaufruf auf ihrer Internetseite fdj.de heißt es dazu: „Von der Selbstbefreiung der Konzentrationslagerhäftlinge bis zur neuen Chance für Deutschland im Potsdamer Abkommen. Mit dem Rad durch das bessere Deutschland zurück in eine Zukunft, die die DDR sich mal aufgebaut hat und die die BRD nicht haben wollte.“ Geplant ist die Reise vom 25. Juli bis zum 2. August von Lichtenberg, über Buchenwald und Weimar weiter über Halle und einem Abstecher zum War-starts-here-Camp gegen des Bundeswehr-Gefechtsübungszentrum (GÜZ) Schnöggersburg in der Altmark bei Magdeburg, das größte GÜZ in Europa. Am 1. August, zum 70. Jahrestag des Potsdamer Abkommens wollen die FDJler mit ihren Rädern, einem alten W50-Lkw aus der DDR und einem T34-Panzer der Roten Armee dem neuen Generalstab in Potsdam einen Besuch abstatten.

Die FDJ wurde im Februar 1946 in der sowjetisch besetzten Ostzone gegründet. Damit setzte sich eine Entwicklung fort, die bereits 1936 in Paris (Frankreich), 1938 in Prag (Tschechei) und 1939 in Großbritannien begonnen hatte. Schon Ende 1945 war in Düsseldorf einer der ersten FDJ-Verbände auf deutschem Boden entstanden. Die FDJ West kämpfte gegen die Wiederbewaffnung und strebte dazu eine Volksbefragung an, die im April 1951 verboten wurde. 1952 wurde das FDJ-Mitglied Philipp Müller bei einer Demo in Essen erschossen. Die FDJ in Halle an der Saale benannte ihm zu Ehren später eine Straße. Nach einem Hochverratsprozess gegen FDJ-Vositzenden Josef Angenfort wurde die FDJ West im Juli 1954 als verfassungswidrig verboten. Das Verbot gilt bis heute in der Ursprungsform fort, so dass die FDJ im Osten weiter bestehen kann. Sie betreibt ein „Infoportal gegen den deutschen Imperialismus“ und fordert unter anderem „Raus aus der BRD“ und „Völkerfreundschaft statt Völkerschlachten“.

In den letzten Jahren der DDR war es faktisch Usus, dass jedes DDR-Kind nach Jung- und Thälmann-Pionier-Organisation in die FDJ kam. Obwohl die Mitgliedschaft gemäß Statut freiwillig war, waren Jugendliche, die der Aufnahme in die FDJ widersprachen faktisch Außenseiter, die mit Ächtung rechnen mussten. Im Statut der DDR-FDJ war die ideologische Linie klar formuliert: „Die Freie Deutsche Jugend arbeitet unter der Führung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands und betrachtet sich als deren aktiver Helfer und Kampfreserve. Grundlage für die gesamte Tätigkeit sind das Programm und die Beschlüsse der SED.“ Folgerichtig waren die Staats- und Parteichefs der DDR, sowohl Erich Honecker als auch sein Nachfolger Egon Krenz, zuvor Erste Sekretäre des FDJ-Zentralrats. Die FDJ war als SED-Kaderschmiede gedacht und so hieß es im Statut nicht eben zufällig: „Sie betrachtet es als Ehre, ihre besten Mitglieder für die Aufnahme als Kandidaten in die Reihen der SED vorzubereiten.“ Zu den Pflichten gehörte laut Statut „alle seine Kräfte aufopferungsvoll für die Verteidigung der Arbeiter-und-Bauern-Macht einzusetzen“. Ferner galt es, „in Vorbereitung auf den Wehrdienst Kenntnisse und Fähigkeiten zum sicheren Schutz des Sozialismus anzueignen“ und „um höchste militärische Meisterschaft zu ringen und hohe Einsatzbereitschaft und Disziplin zu beweisen“.

Bericht über das GÜZ Schnöggersburg

http://www.pravda-tv.com/2012/08/ein-teil-vom-krieg-in-norddeutschland/

die Dokumente des Potsdamer Abkommens

http://potsdamer-konferenz.de/dokumente.php

die FDJ-Tour

http://www.fdj.de/FDJ_Homepage_08/Seiten/_pdf/20150710RoweTour.pdf

Seite der FDJ mit Sitz in Ost-Berlin

http://www.fdj.de/FDJ_Homepage_08/Seiten/Startseite.html