Bürger geben grünes Licht für Scheibe A

von 27. September 2017

Anwohner erleben die Scheibe A, die allen Besuchern der Einkaufszentren Neustädter Passage und Neustadt Centrum ins Auge springt, seit Jahren als Schandfleck. Verfall, Taubendreck, Vandalismus – so soll es nicht weitergehen, finden viele.Was zu tun wäre, um diesen Zustand zu ändern, daran wurde schon unter OberbürgermeisterBernd Wiegands Amtsvorgänger Klaus Rauen nachgedacht, doch die dubiosen Geschäfte der Treuhandgesellschaft in Halle hatten Eigentumsverhältnisse geschaffen, die einer Gesamtlösung bis heute im Wege standen.OB Wiegand hat das Neustädter Stadtzentrum zur Chefsache gemacht, kam damit aber bisher nicht recht voran. Nun hat er den Stadträten die Pistole auf die Brust gesetzt und einen Bürgerentscheid durchgedrückt, der nur vorübergehend vom Landesverwaltungsamt untersagt worden war.

Wiegand will offenbar zwei Vorhaben miteinander verbinden: Die Sanierung einer Scheibe (gewissermaßen als Initialzündung für die anderen Scheiben) und die Zentralisierung der Verwaltung. Grundlage ist ein Gutachten.Es stammt von der Kanzlei Rauschenbach [&] Kollegen, seit langem privater Chefberater der halleschen Stadtverwaltung. Demnach sind 1629 Mitarbeiter der hiesigen Administration an 26 Standorten untergebracht, von Heide-Nord bis zur Silberhöhe, von Neustadt bis an die Delitzscher Straße.Der Bericht stellt die Dezentralität selbst innerhalb diverser Fachbereiche fest, allen voran die Bereiche Bildung und Gesundheit, und arbeitet die starken Unterschiede bei den verfügbaren Flächen pro Mitarbeiter heraus, wobei die Flächen insgesamt zu groß sind.Verbesserungsbedarf sehen die Berater auch bei den Mieten der vier großen von der Stadt angemieteten Objekte Hansering 15 und 20 sowie Große Nikolaistraße 8 und Albert-Schweitzer-Straße 40. Für die 26 Verwaltungsobjekte wurde ein Sanierungsstau von insgesamt 13,4 Millionen Euro ermittelt.Im Fazit hält Rauschenbach fünf der 26 gegenwärtigen Verwaltungsstandorte für “nicht geeignet”: Kreuzerstraße, Heidekrautweg, Helmeweg, Paul-Thiersch-Straße und Große Steinstraße.

Die Scheibe A war zu DDR-Zeiten ein Studentenwohnheim und 2003 während eines internationalen Theaterfestivals als “Hotel” letztmalig in den Positivschlagzeilen.

In den 17 Etagen der Scheibe A will die Stadt nun die Fachbereiche Bildung und Soziales unterbringen (siehe Grafik). Titel des Vorhabens: Sozialrathaus.