Bürgerpreis “Esel der auf Rosen geht” verliehen

von 27. März 2011

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Am Sonntagnachmittag wurde im Großen Saal des neuen Theaters auf der Kulturinsel in Halle (Saale) zum 9. Mal der Bürgerpreis “Der Esel der auf Rosen geht” verliehen. Insgesamt 60 Vorschläge waren für den Ehrenamtspreis eingegangen, mit dem bürgerschaftliches Engagement gewürdigt werden soll. Eine hochkarätig besetzte Jury hatte die fünf Gewinner gekürt.

Ausgezeichnet wurde die 39-jährige Annett Schüler. Sie engagiert sich seit sechs Jahren ehrenamtlich bei der Rettungshundestaffel der DLRG, hilft außerdem im Kinder- und Jugendhaus "Flick Flack" aus. Und das, obwohl sie seit neun Jahren an Krebs erkrankt ist, obwohl die Krankheit im Endstadium ist und eine Heilung so gut wie ausgeschlossen.

Sigrid und Erich Bleimeister aus Lodersleben im Saalekreis erhielten den Bürgerpreis für ihren Aufbau einer kleinen Heimatstube. Über 620 Exponate aus der Geschichte des Ortes haben die beiden in den letzten 25 Jahren zusammengetragen, darunter eine Pfefferkuchen-Knetmaschine oder einen Sauerkrautschneider.

Weil er sich ehrenamtlich im Reit- und Fahrverein Salzmünde engagiert, dort quasi “die gute Seele” ist (Zitat des Laudators Andreas Neugeboren, MDR-Moderator und Vorstand im Rennclub Halle), erhielt der 78-jährige Anton Zimmermann den Bürgerpreis. Er kümmert sich um die Pferde, füttert sie, repariert Sattel und Zaum und hilft auch schon mal bei der Geburt eines Fohlens.

Ein Sonderpreis ging an das Jugendblasorchester der Stadt Halle, in dem rund 100 Kinder und Jugendliche aktiv sind. Orchester-Chef Enrico Rummel richtete in seinen Dankesworten auch ein paar Wünsche an die Stadt und die anwesenden Stadträte. Diese mögen sich doch bitte für vernünftige Bedingungen einsetzen. Viele Instrumente seien 40 Jahre und älter und bedürften dringen einer Generalüberholung.

Ausgezeichnet mit dem Ehrenpreis wurde außerdem die Musikerin Ragna Schirmer. Die gebürtige Hildesheimerin lebt bereits seit Jahren in Halle, sie habe sich in die Stadt verliebt, wie sie in ihren Dankesworten sagte. Sie lobte die reiche Architektur und Kultur. “Manchmal wundere ich mich, warum die Stadt so wenig Selbstvertrauen hat”, sagte sie. Zum Dank gab es im Anschluss noch eine selbstgedichtete Hymne auf Halle.

In ihrer Begrüßungsrede lobte Halles Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados die “lieben Zeitspender”. Sie seien diejenigen, die etwas tun. “Unsere Gesellschaft setzt auf sie”, sagte das Stadtoberhaupt, hob unter anderem die 300 Freiwilligenagenturen, die 200 Selbsthilfekontaktstellen und die 500 Mehrgenerationenhäuser in ganz Deutschland hervor.

Politisch wurde dann ihr Kollege aus dem Saalekreis, Landrat Frank Bannert. Statt über Ehrenamt und über die geleistete Arbeit der Ehrenamtlichen zu sprechen, beschwerte er sich – oft blumig verpackt in Geschichten über Mountainbikes und Dienstfahrzeuge – über die Medienberichterstattung der letzten Wochen über ihn und Oberbürgermeisterin Szabados (Blaulicht-Affäre). “Beim Auto hört die Freundschaft auf”, befand Bannert. Es gab noch einige Einschätzungen zur Autopflege und das typische Schubladendenken der Deutschen (wer es makellos pflegt, sei ein strenger Vater; Besitzer schmutziger Autos seien desorientiert), um dann doch noch mit zwei Sätzen zumindest einen kleinen Bogen zum Ehrenamt zu spannen. Wichtig sei es, “dass viele einen Karren ziehen, aber nicht von anderen zum Esel (Affen) gemacht werden.”