Bürgerstiftung feiert siebten Geburtstag mit neuer HallRolle

von 24. Mai 2011

Im Jahr 2000 wurde die Idee geboren, drei Jahre später gab es dann den Gründungsaufruf. Und am 25. Mai 2004 hat sich dann die Bürgerstiftung in Halle (Saale) mit 39.000 Euro Stiftungskapital gegründet. “Übrigens die erste Bürgerstiftung in Sachsen-Anhalt”, wie Halles frühere Oberbürgermeisterin und heutige Vorsitzende der Bürgerstiftung, Ingrid Häußler, am Dienstagabend zur Geburtstagsfeier im Thalia Theater betonte.

Aber warum eigentlich eine Bürgerstiftung? “Man müsste mal, könnte man nicht” – genau das hört man immer wieder. “Aber wer ist man”, fragte Ingrid Häußler. “Man, das sind wir.” Etwas tun, sich engagieren. Das wollen viele Hallenser. Gestartet mit 75 Förderern, sind es heute mehr als 900 Stifter. “Die Bürgerstiftung lebt durch Unterstützung und Zeit.” Doch gerade letzteres ist in der schnelllebigen Zeit oft Mangelware, bedauerte Häußler. Sie erinnerte in ihrer kurzen Begrüßungsrede an die vielen Projekte der Bürgerstiftung. So an die Figurengruppe Frau Roth am Moritzburgring, den Thomas-Kupfer-Bildungsfond und Max geht in die Oper. Häußler hob die vielen schönen Erlebnisse und Begegnungen mit den unterstützten Kindern hervor, die Begeisterung und den Enthusiasmus, die Erfahrung etwas zu können.

Zum Geburtstag gehören natürlich auch Geschenke. Und die kamen in Form eines Films. Nach dem Erfolg der ersten Ausgabe wurde die HallRolle II vorgestellt. Wieder gibt es viele historische Filme über die Saalestadt zu sehen. Los geht es erst einmal mit einem Werbespot aus dem DDR-Fernsehen. Schon damals gab es nämlich Lieferdienste. Jeder der Ratsgaststätten wurde hier beworben. Traditionsgemäß informierte sich “Vaddi” natürlich in der Freiheit über das Angebot.

Ein Film aus dem Jahr 1948 zeigt Halle in der damaligen Zeit als Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt. So tagte hier auch der Landtag. Doch auch den heute nicht mehr existenten Trödel gab es zu sehen, die Gerbersaale, den Giebichenstein – und eine Hoffnung war damals wie heute gleich, was für Lacher im Publikum sorgte: der erhoffte Aufschwung für den Hafen in Trotha. Den sollte damals der Ausbau des Mittellandkanals bringen. Filmemacher Albert Pätz ist mit “Unarten” vertreten, bei dem er das oftmals mürrische Verhalten der Hallenser hinterfragt. Doch Pätz filmte auch den Abriss und Verfall in der Stadt. Nicht immer leicht, erklärte der verstorbene Filmemacher in einem Interview aus dem Jahr 1998. Schließlich hätten die Bauarbeiter die Anweisung gehabt, keine Kameras zu dulden. Oft sei deshalb auch mit Steinen nach ihm geworfen worden.

“Die Saat des Sozialismus ist aufgegangen” – unter diesem Motto standen die 10. Arbeiterfestspiele 1968, die in Halle stattfanden und zu denen auch Walter und Lotte Ulbricht kamen. Ein weiterer Film beschäftigt sich mit Buddelstedt. Ein Spitzname für Halle wegen der damals vielen Baustellen. So wurde Halle-Neustadt aus dem Boden gestampft, der Thälmannplatz umgebaut, die Hochstraße quer durch die Stadt gezogen. Ein Film aus dem Jahr 1989 zeigte den allgegenwärtigen Verfall rund um den Steinweg. Und auch manch witzige Begebenheit. Im Schaufenster eines Fleisch- und Wurstwaren-Ladens hing ein Porträt von Erich Honecker. Ein Filmemacher aus Westdeutschland setzte sich 1985 kritisch mit Halle auseinander. Großspurig werde beispielsweise die Leipziger Straße Boulevard genannt. Eine großes Angebot an Speisen und Getränken gebe es da, das sei aber auch das einzig erschwingliche. 6.200 Mark für einen Fernseher, “utopische Preise”, kommentierte der Sprecher. Eine Mark für acht Straßenbahnfahrten stehen dem aber als Schnäppchen gegenüber. Je näher man der Innenstadt komme, desto grauer, düsterer und schmutziger werde die Stadt. Die chemische belastete Saale mit ihren Schaumteppichen war ebenso zu sehen. Die DDR-Wochenschau berichtete 1973 über den Ausbau eines Turms der Moritzburg zum Studentenclub. Und der Film aus dem Jahr 1990 beschäftigte sich mit freiem Handel und freien Wahlen.

Die öffentliche Premiere der HallRolle II findet am 28. Mai, um 18 Uhr, im „Lux. Kino am Zoo“ statt. Dort ist auch ein Filmgespräch mit den Machern geplant. Weitere Aufführungstermine sind der 5. und 26. Juni, jeweils 16 Uhr im Lux. Eine DVD gibt es vorerst nicht.