Der geplante Abriss der beiden Hochhäuser am Riebeckplatz war am Abend Thema einer Diskussionsrunde im Verlagshaus der Mitteldeutschen Zeitung. Vor allem ältere Hallenser im Rentenalter waren gekommen, um mit dem Podium über die Zukunft der seit Jahren leerstehenden Wohntürme zu diskutieren.
Schnell verwandelte sich die Podiumsdiskussion in eine hitzige Debatte. Denn eigentlich sollte das Publikum seine Fragen auf Zettel notieren. Doch schon nach wenigen Minuten waren Einwürfe und Buhrufe zu vernehmen. Vor allem HWG-Chef Heinrich Wahlen spürte heftigen Gegenwind. Er hatte erneut eine Sanierung abgelehnt. Seinen Worten zufolge kostet die Sanierung nur eines Turms 18 Millionen Euro. Daneben hätten die Türme nur eine geringe Raumhöhe und entsprächen nicht mehr heutigen Wohnstandards. Auch ein zweiter Fluchtweg sei nötig. Nach Angaben von Bürgermeister Thomas Pohlack wäre zwar die Nutzung von Fördermitteln nötig. Doch eine Riebeckturm-Sanierung würde die Fördergelder, die eigentlich für die Sanierungen im historischen Altstadtkern gedacht sind, auf Jahre ausreizen. Heißt: Riebeckturm-Sanierung oder Sanierung historisch wertvoller Denkmäler.
Christian Feigl vom Arbeitskreis Innenstadt (AKI) forderte in der Diskussion eine Konzeption für den gesamten Platz. Man dürfe über einen Abriss nicht losgelöst davon diskutieren.
Reiner Halle, der eine Bürgerinitiative für den Erhalt der Türme gegründet hat, befürchtet eine weitere Verödung des Platzes, sollten die Hochhäuser abgerissen werden. Die Leipziger Straße mit ihren Geschäften würde damit ihre letzte Hoffnung auf Belebung verlieren. Herr Halle sieht durchaus Nutzungschancen für die Hochhäuser. So seien Seniorenwohnungen Studentenappartements denkbar. Die Hochhäuser sind ein unveräußerliches Gut, erklärte er. Sie gehören zu Halle dazu wie maximal zehn andere Gebäude der Stadt. In der Vergangenheit habe es bereits mehrfach großartige Gebäude gegeben, die lange Zeit leergestanden hätten, so Halle, der auf die Burg Giebichenstein und die Moritzburg verwies. Auch der Rote Turm habe lange Zeit kaputt auf dem Platz gestanden. Halle zog deshalb den Vergleich zum halleschen Wahrzeichen. Ein Abriss der Riebecktürme käme einem Abriss des Roten Turms gleich. Die Häuser stehen leer, weil die Leute genötigt wurden auszuziehen, sagte Reiner Halle in der Diskussion. Den Bewohner sei eine Sanierung versprochen worden, danach könnten sie wieder einziehen. Andere Unternehmen zum Beispiel in Halle Neustadt hätten vorgemacht, dass sich Häuser dieser Größenordnung durchaus sanieren lassen. Er zweifelte die von der HWG genannten Kosten der Sanierung an, konnte jedoch kein eigenes schlüssiges Konzept vorlegen. Herr Halle warf dem Unternehmen vor, mit den falschen Zahlen die Teilnehmer des Hochhaustisches zu einem Abriss bewegt zu haben.
HWG-Chef Heinrich Wahlen erläuterte in der Diskussion, dass bereits seit 1998 über einen Abriss diskutiert werde. Man habe sich auch seit Jahren Gedanken über eine Sanierung gemacht. Doch durch die Eigenarten des Gebäudes wäre diese sehr aufwendig und teuer. Seit 2002 sei nach einem Käufer gesucht worden, selbst in Zeitungen sei inseriert worden. Es gab niemanden, so Wahlen. 2003 habe es dann ein professionelles Kaufinteresse gegeben. Der Interessent habe sogar ein Realisierungskonzept erarbeiten und anschließend abgesagt. Hinzu kämen zwei weitere Angebote. Diese möchte ich als nicht substantiiert bezeichnen. Die Leute waren nicht einmal im Haus drin. Auch mit Kostenbildern hätten sich diese nicht beschäftigt.
HWG-Sprecher Joachim Effertz erklärte gegenüber HalleForum.de im Nachgang zu der Veranstaltung, dass man auch weiterhin am Abriss festhalten werde. Ende Juni wird damit die Abrissbirne anrollen.