Das ist Halle auf 330 Seiten

von 5. Dezember 2011

Mehr als 330 Seiten nüchterne Zahlen, die trotzdem Grund zur Freude geben: Innendezernent Bernd Wiegand hat am Montag im Ratshof das Statistische Jahrbuch der Stadt Halle (Saale) für das Jahr 2010 vorgestellt. Es ist die 17. Auflage seit Neugründung der Kommunalstatistik im Jahr 1994. Tabellen und Grafiken aus über 90 Quellen wie städtische Ämter, Bundes- und Landesbehörden stellen die Stadt in Zahlen dar. Für 25 Euro ist der Wälzer im Fachbereich Bürgerservice im Ratshof erhältlich, alternativ gibt es das Datenmaterial zum gleichen Preis auch auf CD-Rom.

Doch warum Grund zur Freude? "2010 sind die Einwohnerzahlen gestiegen", erklärte Monika Stenzel, Ressortleiterin Statistik in der Stadtverwaltung. 230.831 Einwohner waren am Stichtag 31. Dezember 2010 in der Saalestadt gemeldet, 454 mehr als ein Jahr davon. Zurückzuführen sei das Plus auf einen Wanderungsgewinn. Das bedeutet, mehr Menschen zogen nach Halle als aus der Stadt fort, insgesamt steht nun ein Plus von 1.127 Personen. Gegen über den Umlandgemeinden des Saalekreises verbuchte die Stadt einen Wanderungsgewinn von 404. Es ziehen inzwischen also wieder mehr Menschen in die Stadt zurück. Neben Sachsen-Anhalt kamen die meisten Neubürger aus Sachsen, Thüringen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Monika Stenzel führt das unter anderem auf die steigenden Studentenzahlen zurück. Die Zahl der Studierenden in Halle war mit 20 284 im Wintersemester 2010/11 um
4,0% höher als im Vorjahr. 61 Prozent der Neuhallenser sind zwischen 18 und 30 Jahren alt. Steigende Einwohnerzahlen sind in Halle ein seltenes Ereignis. Seit der Wende hat es einzig 2003 einen minimalen Anstieg gegeben.

"Wir hatten außerdem die höchste Geburtenrate seit der Wende", freute sich die Statistik-Chefin. 2.198 Kinder kamen in Halle auf die Welt, drei mehr als ein Jahr davor. Trotzdem beträgt das Geburtendefizit 731 Personen. Es sterben als mehr MEnschen als geboren werden. Mehr Kinder bedeutet auch einen höheren Ansturm auf die Einrichtungen. So gab es im letzten Jahr 18.727 Schüler in den halleschen Schulen, 489 mehr als ein Jahr davor. Die Zahl der Einschulungen kletterte um 7,2 Prozent. Zudem waren 14.707 Kinder in den 54 kommunalen und 87 freien Kitas und Horten gemeldet, soviele wie seit 2004 nicht mehr.

Doch trotz des kleinen Plus bei den Kindern wird Halle immer älter. Am 31.12.2010 betrug das Durchschnittsalter 45,23 Jahre (Vorjahr 45,20 Jahre). 29 Hallenser waren der Statistik zufolge 100 Jahre und älter.

Als Ordnungsdezernent freute sich Bernd Wiegand insbesonder über einen Rückgang der Kriminalität. 27.301 Straftaten wurden registriert, die geringste Zahl seit 1996. Im Jahr 2010 wurden in Halle 11.751 Straftaten je 100 000 Einwohner registriert, in Magdeburg waren es 12.632. Zahl der Tatverdächtigen insgesamt verringerte sich in Halle um 0,6%, Zahl der Jugendtatverdächtigen verringerte sich um 9,0% gegenüber dem Vorjahr, Aufklärungsquote für Straftaten insgesamt erhöhte sich gegenüber 2009 um 0,3 Prozentpunkte auf 58,5%. Wiegand führt das auf eine vermehrte Streifentätigkeit von Ordnungsamt und Polizei zurück. Hingegen gab es 8.104 Verkehrsunfälle und damit 185 mehr als noch 2009.

Enthalten sind im Jahrbuch auch Daten zur Wirtschaft der Stadt. Die Zahl der Arbeitslosen war im Jahresdurchschnitt 2010 mit 15.060 Personen niedriger als im Jahr 2009 (-853). Auch die Jugendarbeitslosigkeit (-16,4%) ging gegenüber dem Vorjahr deutlich zurück. Leicht zugenommen (0,5%) hat dagegen die Zahl von Arbeitslosen, die 55 Jahre und älter waren. Ein Indikator ist aber auch die Zahle der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse am Arbeitsort Halle. Hier wurden 91.626 Jobs gezählt, ein Plus von 105. 75.168 Personen mit Hauptwohnsitz in Halle gingen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nach (+ 1 064). Damit zeigt sich auch, dass Halle tausenden Menschen aus dem Umland einen Arbeitsplatz bietet.

Leicht zurück ging die Zahl der Gewerbeanmeldungen um 25 auf 1.914. Darunter waren 1.718 Neuerrichtungen . 1.845 Gewerbe wurden abgemeldet, 69 weniger als noch 2009. 87,9% davon gaben vollständig auf.

37 geöffnete Beherbergungsstätten mit mehr als 8 Gästebetten gab es im vergangenen Jahr in Halle. Hier wurden 162.268 Ankünfte (+4.531) und 300.245 Übernachtungen im Fremdenverkehr gezählt. 15.301 Gäste kamen aus dem Ausland, darunter 76,8% aus Europa, 13,5% vom amerikanischen Kontinent, 6,5% aus Asien, 1,2% aus Afrika und 0,7% aus Australien, Neuseeland, Ozeanien.

Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen für die Errichtung neuer Gebäude hat sich 2010 gegenüber dem Vorjahr um 25 auf 121 verringert. Im gleichen Zeitraum erhöhte sich die Zahl der Baufertigstellungen bei neu errichteten Wohnungen um 27 auf 215. Ein Rückgang (-240) gegenüber dem Vorjahr war bei der Zahl von Wohnungsabgängen (Totalabgänge und Abgänge durch Nutzungsänderungen) festzustellen. Im Jahr 2010 waren hiervon 333 Wohnungen betroffen. Das bedeutet: es wurden weniger Wohnungen abgerissen als ein Jahr davor.

Und auch mit den Kommunalfinanzen beschäftigt sich der Bericht. Von 2002 bis zum Jahr 2010 konnte die Stadt ihre Schulden von 324,4 Millionen Euro um 24,5 Prozent auf 244,9 Millionen Euro verringern. Am Jahresende 2010 betrug die Pro-Kopf-Verschuldung 1 061 Euro je Einwohner (vgl. 2002 = 1 363 Euro je Einwohner). Größter Ausgabeposten im Gesamthaushalt 2010 ist mit einem Anteil von 37,2% der Einzelplan Soziale Sicherung.

“Wir haben keine Wertung und keine Bewertung vorgenommen”, erklärte Rita Lachky, Leiterin des Amtes für Bürgerservice. Die Interpretation überlasse man den Nutzern. Und die können sich das Werk im Ratshof kaufen.