Der VCD kritisiert die Vollsperrung der Bahnstrecke Halle-Bitterfeld

von 8. August 2012

 Mit Bestürzung hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD), Landesverband Elbe-Saale, die Vollsperrung der Bahnstrecke Halle/Saale – Bitterfeld zur Kenntnis genommen und die Deutsche Bahn aufgefordert, so schnell wie technisch möglich, die uneingeschränkte Befahrbarkeit der Strecke wiederherzustellen. Dabei dürfe es auch keine finanziellen Ausflüchte geben, die eine längere Stilllegung rechtfertigen könnte.Der Vorsitzende des VCD-Landesverbandes, Jan Krehl, sagte: „Während die Deutsche Bahn positive Gewinnbilanzen vorlegt und in Prestigeprojekte wie den City-Tunnel-Leipzig oder Stuttgart 21 investiert, fehlt offenbar das Geld für die Unterhaltung der vorhandenen Infrastruktur. Wie kann es sonst geschehen, dass eine wichtige Eisenbahnstrecke, auf der stark frequentierte Regionalzüge fahren, schwere Güterzüge unterwegs sind und die auf der Achse Berlin-München im ICE Netz liegt, derart verkommt, dass die Streckengeschwindigkeit über Jahre hinweg gesenkt wurde, zuletzt auf 30 km/h und dann auf Null?“ Der VCD sei sich sicher, dass die jetzt erfolgte Sperrung mit rechtzeitigen Unterhaltungsmaßnahmen hätte vermieden werden können, sagte Krehl weiter. Der Zustand dieser Strecke müsse bereits seit Jahren bekannt gewesen sein. Dennoch gab es kaum Unterhaltungsarbeiten. Der VCD unterstützt ausdrücklich die durch das Land Sachsen-Anhalt angekündigte Prüfung finanzieller Konsequenzen für die Deutsche Bahn. Der Verband sieht in der Sperrung sowohl eine kaum zumutbare Belastung der Reisenden, insbesondere der Pendler, als auch einen großen Schaden für das Image des öffentlichen Schienenverkehrs. „Es kann nicht sein, dass auf Grund der vernachlässigten Unterhaltungsarbeiten, die gesamte Strecke über Nacht gesperrt wird und Pendler eine Stunde früher aufstehen müssen, um zur Arbeit zu kommen. So gehen Fahrgäste verloren und steigen aufs Auto um. Fernreisende verpassen auf Grund der Verspätungen im Umleitungsverkehr ihre Anschlusszüge.“ sagte VCD-Sprecher Krehl. Das Land solle prüfen, ob es eine finanzielle Entschädigung zumindest für Zeitkartenbesitzer erreichen könne. Die Bahn habe ihre Kunden bis heute nicht ausreichend informiert. Jetzt müsse das Land Sachsen-Anhalt handeln, im Sinne der Fahrgäste und Bürger, die täglich auf dieser Strecke unterwegs sind.Abschließend forderte Krehl die Deutsche Bahn auf, alle baugleichen Strecken umgehend zu prüfen und zu sanieren. Auf allen vorhandenen Strecken seien Unterhaltungsarbeiten im früher üblichen Modus wieder auf zu nehmen, um vergleichbaren Katastrophen vorzubeugen. Dabei dürften Finanzierungsfragen keine Rolle spielen. Gegebenenfalls müsse eben von Prestigeprojekten wie Stuttgart 21 Abstand genommen werden. Solange die Deutsche Bahn das Bestandsnetz nicht unterhalten könne, sollte sie auch keine Prestigeprojekte weiter verfolgen.