Immerhin fiel im Norden genügend Niederschlag, während vor allem die Mitte Deutschlands unter großer Trockenheit litt. Die Sonnenscheindauer lag bundesweit weit über dem Durchschnitt. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2 000 Messstationen.
In Kitzingen wurde am 5. Juli ein neuer deutscher Temperaturrekord gemessen
Mit durchschnittlich 19,5 Grad Celsius (°C) lag der Juli 2015 um 2,5 Grad über der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990.
Selbst im Vergleich zur wärmeren Periode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung +1,5 Grad. Damit kam der mittlere Sommermonat allerdings nur auf den 6. Platz in der Reihe der wärmsten Julimonate. Zugleich erlebten die Menschen in weiten Teilen Deutschlands im ersten Juli- Drittel eine der heftigsten Hitzewellen seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Hauptsächlich im Süden wurden an zahlreichen DWD-Stationen alte Rekorde gebrochen. In Kitzingen am Main kletterte die Temperatur am 5. auf 40,3°C – so hoch wie noch nie zuvor in Deutschland seit Beginn flächendeckender Messungen im Jahr 1881.
Nicht nur Älteren und Kranken machte die für Mitteleuropa extreme Hitze schwer zu schaffen. Bei Tiefstwerten, die häufig über 20°C blieben, war an erholsamen Schlaf oft nicht zu denken: So fiel das Quecksilber in Düsseldorf in der Nacht zum 2. nicht unter 24,7°C.
Die tiefste Julitemperatur meldete Deutschneudorf-Brüderwiese am 11. mit 1,8°C.
In der Mitte große Trockenheit, im Norden meist genügend Regen
Mit rund 68 Litern pro Quadratmeter (l/m²) fehlten dem Juli 2015 zwölf Prozent zu seinem Soll von 78 l/m². Die Niederschläge verteilten sich wie im Mai und Juni diesen Jahres sehr ungleichmäßig: Ausreichend Regen fiel nur in der Nordhälfte und kleineren Gebieten im Süden, wo Gewitter mit Hagel und Sturm örtlich große Regenmengen brachten. So fielen in Demker, nördlich von Magdeburg, am 4. während eines Schwergewitters 119,9 l/m². Mit einer Monatssumme von rund 220 l/m² musste diese Station etwa 440 Prozent des Solls verkraften. Besonders benachteiligt blieb dagegen erneut ein breiter Streifen in der Mitte Deutschlands, wo sich die Trockenheit erheblich verschärfte und gebietsweise katastrophale Ausmaße erreichte.
Im Süden mehr Sonnenschein als im Nordwesten
Der Juli 2015 verlief sehr sonnenscheinreich: Mit etwa 244 Stunden übertraf er seinen Klimawert von 209 Stunden um 17 Prozent. Während sich die Sonne im Nordwesten etwas länger hinter Wolken versteckte und örtlich unter 200 Stunden schien, zeigte sie sich an Donau und Bodensee teils mehr als 300 Stunden. Zusammen mit der großen Hitze war der reichliche Sonnenschein sehr belastend für die Landwirtschaft.
Das Wetter in den Bundesländern im Juli 2015
(In Klammern stehen jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)
Schleswig-Holstein und Hamburg: Im Juli 2015 war Schleswig-Holstein mit 17,0°C (16,3°C) das kühlste, mit ungefähr 127 l/m² (80 l/m²) das nasseste und mit etwa 219 Stunden (210 Stunden) ein eher sonnenscheinarmes Bundesland. Auch Hamburg war mit 18,2°C (17,0°C) ein vergleichsweise kühles, mit zirka 103 l/m² (77 l/m²) ein nasses und mit rund 202 Stunden (201 Stunden) sonnenscheinarmes Bundesland.
Niedersachsen und Bremen: Auch Niedersachsen gehörte im Juli 2015 mit 18,1°C (16,7°C) zu den eher kühlen, mit etwa 115 l/m² (73 l/m²) zu den nassen und mit 211 Stunden (191 Stunden) zu den sonnenarmen Bundesländern ebenso wie Bremen mit 18,2°C (16,9°C), rund 115 l/m² (75 l/m²) und 198 Sonnenstunden (192 Stunden).
Mecklenburg-Vorpommern: Mecklenburg-Vorpommern war im Juli 2015 mit 17,7°C (16,8°C) das zweitkühlste Bundesland. Die Niederschlagsmenge betrug rund 67 l/m² (66 l/m²) und die Sonnenscheindauer zirka 227 Stunden (223 Stunden).
Brandenburg und Berlin: Der DWD registrierte für Brandenburg 19,6°C (17,9°C), etwa 77 l/m² (54 l/m²) und 250 Sonnenstunden (223 Stunden), für Berlin 20,0°C (18,3°C), rund 68 l/m² (53 l/m²) und 242 Sonnenstunden (224 Stunden).
Sachsen-Anhalt: Bei durchschnittlich 19,3°C (17,6°C) schien die Sonne hier rund 253 Stunden (207 Stunden). Beim Niederschlag erreichte Sachsen-Anhalt mit etwa 92 l/m² 177 Prozent des Solls (52 l/m²). Während eines schweren Gewitters am 4. fiel in Demker in der Altmark mit 119,9 l/m² in wenigen Stunden mehr als die doppelte Menge eines ganzen Monats. Die Julisumme erreichte dort mit rund 220 l/m² zirka 440 Prozent des Klimawertes. Wegen Hitzeschäden musste die Autobahn A 9 bei Bad Dürrenberg, südlich von Halle, am 5. gesperrt werden. Ein Gewittersturm deckte am 7. nördlich von Halle in einigen Orten Dächer ab. Bei Alberstedt, westlich von Halle, knickte er mehrere Hochspannungsmasten, so dass 1800 Haushalte zeitweise ohne Strom blieben.
Sachsen: Für Sachsen notierten die Meteorologen im Juli 20,1°C (17,2°C) und zirka 69 l/m² (69 l/m²). Mit etwa 269 Stunden (210 Stunden) gehörte Sachsen zu den sonnenscheinreichen Bundesländern. Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge meldete am 11. mit 1,8°C die deutschlandweit tiefste Temperatur des Monats. Durch die Tro- ckenheit sank der Pegel der Elbe in Dresden auf den niedrigsten Stand seit 1964.
Thüringen: Bei 19,6°C (16,4°C) kam der Niederschlag auf ungefähr 82 l/m² (63 l/m²) und der Sonnenschein auf rund 250 Stunden (205 Stunden). In Dachwig bei Erfurt konnten Kinder nach einem Schwergewitter am 3. eine mehrere Zentimeter dicke Hageldecke für eine hochsommerliche Schlittenfahrt nutzen.
Nordrhein-Westfalen: Hier lag die Temperatur bei 18,9°C (17,0°C) und der Niederschlag bei 87 l/m² (82 l/m²). Mit 209 Stunden (187 Stunden) war das Bundesland sonnenscheinarm. Düsseldorf meldete in der Nacht zum 2. ein Minimum von 24,7°C. Bei einem heftigen Gewitter demolierten am Abend des 5. etwa 5 cm dicke Hagelkörner in einem Streifen von Euskirchen bis ins Siegerland Dächer, Scheiben und Autos. In Hattingen verletzte ein Blitz zwei Menschen. Am 25. sorgte das Starkwindfeld des Sturmtiefs Zeljko für die vorsorgliche Absage zahlreicher Veranstaltungen.
Hessen: Hessen erreichte durchschnittlich 19,9°C (16,9°C), 59 l/m² (73 l/m²) und rund 244 Sonnenstunden (204 Stunden). In Frankfurt- Westend wurde am 5. mit 39,0°C ein neuer Temperaturrekord für Hessen aufgestellt. Hier fand auch der Ironman-Triathlon statt, bei dem ein Teilnehmer im Ziel zusammenbrach und vier Tage später starb. Sturmböen entwurzelten am 25. bei Babenhausen in Südhessen einen Baum, der vor ein Auto fiel. In Hessen wurden im Juli 40 Waldbrände gezählt.
Rheinland-Pfalz: Im Juli 2015 zählte Rheinland-Pfalz mit 20,2°C (17,1°C) zu den wärmeren und mit rund 40 l/m² (72 l/m²) zu den trockenen Regionen Deutschlands. Die Sonne schien etwa 248 Stunden (210 Stunden). Am 5. stellte Bad Dürkheim an der Weinstraße mit 39,7° C den Temperaturrekord für Rheinland-Pfalz ein. Sechs Teilnehmer des Deutschen Chorfestivals erlitten in Trier einen Hitzekollaps. In Bad Bergzabern ging die Temperatur in drei Nächten nicht unter 20°C zurück. Am 7. verwüstete ein Gewittersturm 30 km südlich von Mainz Teile des Ortes Framersheim. Ein Flächenbrand zerstörte am 13. nordwestlich von Speyer 15 Hektar Wald und Wiese.
Saarland: Das Saarland war mit 20,6°C (17,5°C) das zweitwärmste und mit 33 l/m² (72 l/m²) das trockenste Bundesland. Die Sonne schien rund 242 Stunden (226 Stunden).
Baden-Württemberg: Im Juli war Baden-Württemberg mit 20,9°C (17,1°C) das wärmste, mit rund 39 l/m² das zweittrockenste und mit 274 Stunden (229 Stunden) das sonnigste Bundesland. In Rheinau- Memprechtshofen am Oberrhein kletterte die Temperatur im Juli an acht Tagen über 35°C. Nach einem schweren Gewitter türmten sich am 22. in Horb am Neckar 5 cm große Hagelkörner stellenweise einen halben Meter hoch auf.
Bayern: Bayern war mit 20,4°C (16,7°C) ein warmes, mit zirka 45 l/m² (101 l/m²) ein trockenes und mit etwa 273 Stunden (221 Stunden) das zweitsonnigste Bundesland. Kitzingen am Main meldete am 5. mit 40,3° C einen neuen deutschen Temperaturrekord. Wegen Hitze und Trockenheit litt die Kleine Landesgartenschau in Alzenau, nördlich von Aschaffenburg, unter Besucher- und Wassermangel. Nahe der Kleinstadt entstanden am 4. und 5. sogar Waldbrände. Hagel bis zu einer Größe von 5 cm fiel während eines Gewitters am 7. in Obernburg, südlich von Aschaffenburg.