Drei unbezahlte Überstunden pro Monat

von 24. Oktober 2012

Der Anteil des bezahlten Überstunden-volumens betrug im selben Jahr 2,7%. Zu diesem Ergebnis kommt eine IWH-Studie auf der Grundlage von Befragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP). Durchschnittlich leistete jeder Arbeitnehmer im Jahr 2010 insgesamt 12,3 Überstunden pro Monat. Von diesen wurden 6,9 Stunden durch Freizeit ausgeglichen oder bezahlt. 3,2 Stunden wurden nicht kom-pensiert, die übrigen Stunden wurden der Kategorie „teils/teils“ zugeordnet.

Hinter diesen Angaben verbergen sich jedoch große strukturelle Unterschiede. Die Zahl der unbezahlten Überstunden ist bei den Vollzeitbeschäftigten (4,2 Stunden pro Monat) mehr als dreimal so hoch wie bei den Teilzeitbeschäftigten (1,2 Stunden). Bei den Männern ist der Anteil der nicht kompensierten Überstunden deutlich höher als bei Frauen. Dies dürfte unter anderem daran lie-gen, dass Frauen häufiger teilzeitbeschäftigt sind. Besonders viele unbezahlte Mehrstunden (19,2 Stunden pro Monat) leisten Arbeitnehmer in Führungs-positionen.
Im gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumen werden unbezahlte Überstunden – im Unterschied zu bezahlten Überstunden und der Saldenveränderung auf Arbeits-zeitkonten – bislang nicht berücksichtigt. Der in Arbeitsstunden gemessene Arbeitsinput wird damit zu gering ausgewiesen. Da die einzelnen Beschäfti-gungsgruppen in unterschiedlichem Maße unbezahlte Überstunden leisten, dürfte vor allem bei Strukturanalysen (nach Qualifikation, nach Geschlecht, Vollzeit/Teilzeit usw.) der Arbeitseinsatz mitunter nicht adäquat abgebildet sein. Bei gesamtwirtschaftlichen Untersuchungen kann es zu Verzerrungen beispielsweise bei der Analyse der Arbeitsproduktivität oder der Lohnkostenbelastung der Produktion kommen.