Editha bekommt neuen Sarg

von 7. August 2009

„Raubgräber“, „Leichschändung“, „Diebstahl“ – mit harten Bandagen wurde im Frühjahr um die Gebeine von Königin Editha gekämpft. Der mittelalterliche Sarg mit der Inschrift 1510 soll die sterblichen Überreste der Gemahlin von Kaiser Otto I. enthalten. Sie starb 946.

Der bereits erheblich beschädigte Bleisarg, in dem sich die Gebeine befanden, soll nicht wieder verwendet werden. Darauf einigten sich Kultusministerium und das Landesamt für Archäologie nach einer Expertenrunde in Magdeburg. Aus denkmalpflegerischen Gründen sei es nicht möglich, den bisherigen Bleisarg wieder an seinem Fundort, dem Sandsteinsarkophag im Dom zu deponieren. Deshalb müsse für diesen Ort, an den die Gebeine Edithas zurückkehren sollen, ein neues, würdig gestaltetes Behältnis entworfen werden. Deshalb wird die Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt gebeten, die Neugestaltung eines würdigen Behältnisses für die sterblichen Überreste der Königin Editha auszuschreiben.

Gesucht wird nun ein künstlerisch dezent und anspruchsvoll gestalteter Bleisarg in ungefähr der bisherigen Größe (77 mal 21 mal 17 cm). Er soll ebenfalls wieder mit einer Inschrift versehen werden, als Zeugnis der Gegenwart späteren Generationen etwas über die Ideen und das Verständnis im Umgang mit dem kulturhistorischen und religiösen Erbe des Ottonenreiches und der Stadt Magdeburg mitzuteilen.

Bei der mutmaßlich letzten Umbettung Edithas im frühen 16. Jahrhundert seien unsere Vorfahren ähnlich vorgegangen, indem sie als Zeugnis ihrer Zeit und des Ereignisses der Umbettung einen Bleisarg geschaffen haben, der Ende vergangenen Jahres im Sandsteinsarkophag vor der Scheitelkapelle im Umgangschor wiederentdeckt wurde. Im Rahmen der Landesausstellung „Aufbruch in die Gotik“, die am 30. August im Kulturhistorischen Museum der Landeshauptstadt eröffnet wird, soll dieser Bleisarg an exponierter Stelle der Öffentlichkeit präsentiert werden, so Kultusminister Olbertz.

Im Rahmen einer Arbeitsgruppe soll in den nächsten Wochen entschieden werden, wo der vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie untersuchte und konservierte bisherige Bleisarg und die weiteren Funde im Umfeld künftig ausgestellt werden sollen. Hier für sei die Verbindung zum Dom und seiner Kultur- sowie Baugeschichte ein ausschlaggebendes Kriterium, so der Minister.

Parallel beginnen Gespräche zwischen den Beteiligten, insbesondere den Kirchen und der Denkmalpflege, über eine angemessene Form der Wiedereinrichtung der Grabstätte im Dom. Eine entsprechende Veranstaltung soll nach Abschluss der Grabungen und der Ergebnisdokumentation um den Jahreswechsel im Dom stattfinden. Wie vereinbart sollen die Gebeine Edithas zum Jahresende wieder von Halle (Saale) aus, wo sie gerade untersucht werden, in die Landeshauptstadt zurückkehren.