Ein Bauwagen zieht ums Steintor

von 3. Juli 2011

Sollte man in den nächsten Wochen einen Bauwagen ums Steintor in Halle (Saale) ziehen sehen, so ist das nichts ungewöhnliches. Denn Platz und Viertel sollen wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt werden. Als Abspaltung des Postkult-Vereins hat sich die Agentur für kreative Stadtentwicklung “Urbanskis” gegründet. Sie will die Erfahrungen aus dem Stadtteil Glaucha nun auch für das Medizinerviertel, den Steintorplatz und auch das östliche Paulusviertel Nahe des Wasserturms nutzen.

Knapp 100 Gebäude stehen leer. Als Eigentümermoderator in Glaucha hat Gernot Lindemann bereits so manchem Haus zu neuem Glanz verholfen. Das soll nun auch rund ums Steintor funktionieren. Beratung bei Fördermitteln, Ideen zu Zwischennutzungen, die Vernetzung von Vereinen und eine Imagekampagne für das Viertel sind vorgesehen. Lindemann sieht seine Aufgabe in der “Unterstützung und Beratung privater Eigentümer”, wie er HalleForum.de sagte. Als Zwischennutzung für leerstehende Geschäftsräume könne er sich Aktionen der kreativen Szene vorstellen.

Eine Zwischennutzung konnte schon in einem Ladengeschäft direkt neben dem Steintor realisiert werden. Dort ist das Projektbüro eingerichtet worden. Vorträge finden hier zum Beispiel statt, wie am vergangenen Donnerstag durch den Arbeitskreis Innenstadt, der über die Geschichte des Platzes informierte. Auch als Ausstellungsraum soll das Büro dienen – so für Werke des Künstlers und Architekten Christoph Bartolmäs, ebenso als Anlaufstelle für Eigentümer und Akteure vor Ort. Das Gebäude gehört Steintor-Betreiber event-net, die das Haus einmal abreißen und hier einen modernen Durchgang zum Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zentrum errichten will.

Und der Bauwagen? Soll die Ideen direkt zu den Bewohnern tragen. Die will man stärker einbeziehen. Zum Beispiel bei den Planungen zum vorgesehenen Umbau des Steintorplatzes, so Lindemann. “Denkräume öffnen”, nennt er das. Planungsbeginn soll im Herbst sein. Möglicherweise brauche man ein Planfeststellungsverfahren. Deshalb könne mit dem Umbau frühestens 2014 begonnen werden. Zwei Jahre sollen die Arbeiten dauern.

Martin Krause von der Urbanski-Agentur stellt sich auch schon konkrete Projekte unter dem Titel “Räume öffnen” vor. Wie wäre es zum Beispiel, Anliegerstraßen in Richtung der viel befahrenen Paracelusstraße zwischenzeitlich zu Sackgassen zu machen? Aus Glaucha kennt man das. Eine Straße hatte man hier für eine Woche komplett gesperrt und dort viele Aktionen durchgeführt, die statt Straßenverkehr richtiges Leben in die Straße brachten. Da wurde gegrillt, sich auf ausgelegtem Rasen gesonnt, Kinder spielten … statt Lärm und Dreck der Autos vielleicht auch ein Denkanstoß für das neue Zielgebiet. Auch einen Abenteuerspielplatz wolle man einrichten, so Martin Krause. Denn an Spielmöglichkeiten mangelt es in diesem Viertel. Nun muss noch der passende Platz gefunden werden. Baulücken gibt es ja genug. Und auch einen Stadtgarten, ähnlich wie in Glaucha, kann man sich hier vorstellen. So will Martin Krause die Idee des essbaren Waldgartens ins Viertel holen.

Einer der Akteure im Viertel ist auch die Universität mit ihrem Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Zentrum. An der Ecke Ludwig-Wucherer-Straße / Emil-Abderhalden-Straße wolle man einen Infocontainer aufstellen, heißt es von der Uni. Dort können sich Anwohner über die konkreten Planungen informieren.

Außerdem soll der Steintorplatz, einst belebt mit Haltestelle in der Mitte, wieder neues Leben erhalten. Am 10. Juli soll das Café Wilhelm den Platz erobern. 14 Uhr geht’s los mit Kaffee, Kuchen, Musik, Film und Begegnung. So soll ein Film auf der Fassade der Varietes gezeigt werden. Um 19.30 Uhr spielt der Sänger Laurent Montagne aus Montpellier. gegen 21.30 Uhr wird "Sita sings the Blues" gezeigt.

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