Einfach trostlos: Der Riebeckplatz in Halle (Saale)

von 15. Juli 2009

Der Abriss der zwei Wohntürme auf dem Riebeckplatz in Halle (Saale) ist für die Hallesche Wohnungsgesellschaft mbH (HWG) beschlossene Sache. Gewartet wird jetzt nur noch auf einen Fördermittelbescheid vom Land. Statt der ersehnten Fördergelder bekam die HWG jetzt einen Brief vom Landesrechnungshof ins Haus (HalleForum.de berichtete). Der will nun ganz genau wissen, ob und wie mögliche potentielle Kaufinteressenten in der Planung berücksichtigt worden. Unterdessen geht die Verödung einer der zentralsten Plätze von Halle (Saale) weiter.

„Kein Baum, kein Strauch, kein Grün, etliche Händler haben aufgegeben, auch das einzige Café hat zugemacht.“, stellte Anfang der Woche die Mitteldeutsche Zeitung (MZ) in einem ausführlichen Artikel zur Situation am Riebeckplatz fest. Die Lokalzeitung meint weiter, „dass die Strecke vom Hautbahnhof über den Riebeckplatz bis zu oberen Boulevard kein Aushängeschild für die Stadt und schon gar kein attraktives Eingangstor für die Stadt Halle sei“. Zu diesem Thema sprachen wir mit Wolfgang Meissner vom Freundeskreis Riebeckhochhäuser.

Herr Meissner teilen Sie die Meinung der MZ?
Ja, die Lage wie sie in der MZ zu diesem Thema beschrieben wurde trifft den Nagel auf den Kopf!

Sind die Schlussfolgerungen, die hier benannt wurden auch Ihre Meinung?
Auch hier ein klares ja, denn eine starke Gemeinschaft aus Händlern und Hauseigentümern kann, wenn sie konzertiert die Problematik angeht, viel bewegen. Gleichwohl die Zielstellung des Hauseigentümers HWG hier kontraproduktiv wirkt.

Wieso kontraproduktiv?
Wie Sie wissen, plant die HWG den Abriss der Hochhäuser am Riebeckplatz und das ist die schlechteste Lösung für das genannte Problem, die Verödung des Platzes und seines Umfeldes würde dadurch nur beschleunigt werden.

Wie könnte aus Ihrer Sicht eine Lösung aussehen?
In dem die stadtbildprägenden Bauwerke saniert werden oder verkauft werden, mit der Auflage die Hochhäuser ebenfalls zu sanieren.
Das Problem der Verödung resultiert doch daher, dass am Riebeckplatz zu wenig Menschen wohnen, die Geschäfte benötigen oder in Anspruch nehmen. Wenn nun die Hochhäuser abgebrochen werden sollen, wird hier die Möglichkeit genommen Manschen an diesem Platz anzusiedeln.

Sie sind also der Meinung, dass die Hochhäuser, wenn sie bewohnt wären die Situation ändern würde?
Zumindest wäre es ein Schritt in die richtige Richtung, denn in beiden Hochhäusern könnten bei Vermietung ca. 900 Menschen wohnen. Diese Anzahl von Menschen stellt ein großes Käuferpotential dar und würde die jetzige Situation deutlich entschärfen.

Aber die HWG hat doch zum zweiten Hochhaustisch festgestellt, dass eine Sanierung unwirtschaftlich sei.
Das ist richtig, aber diese Feststellung geht vom falschen Ansatz aus, dass sich das eingesetzte Kapital innerhalb von 10 Jahren amortisieren soll. Bei Sanierungskosten von ca. 16 Millionen Euro je Hochhaus muss man mit Amortisationszeiten von mindestens 15 Jahren, wenn nicht sogar von 20 Jahren, ausgehen. Auch ist die HWG den Beweis schuldig geblieben, wie viel Fördermittel die HWG aus den einzelnen Fördermittelprogrammen für die Sanierung hätte einwerben können! Denn am ersten Hochhaustisch wusste man genau, dass das Unternehmen 6,5 Millionen Euro Fördermittel pro Hochhaus benötigen würde, um eine wirtschaftliche Sanierung zu ermöglichen.

Bliebe noch der Verkauf der zwei Riebecktürme …
Der Verkauf zum Verkehrswert wäre auch eine Option, um aus dem Erlös die Altschulden begleichen zu können und den Rest zur Sanierung des städtischen Haushaltes abzuführen. Zum jetzigen Zeitpunkt geht die HWG mbH noch davon aus, dass sie ungefähr 2 Millionen Euro für den Abbruch benötigt, die womöglich noch zu niedrig angesetzt sind, und hierfür auch noch Förderung benötigt. Also Gelder aus Steuermitteln.
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