Einladung an Schüler, Appell an Minister

von 6. Juni 2016

Das Salinetechnikum an der Mansfelder Straße in Halle ist genau diesem Thema gewidmet. Im Vorfeld der MINT-Messe am 11. Juni 2016 und der 6. Sommerakademie vom 13. bis 26. Juni 2016 war die Presse ins Halloren- und Salinemuseum zur Pressekonferenz eingeladen.

Im Podium saßen: Marco Tullner (Bildungsminister des Landes Sachsen-Anhalt), Steffen Zoller (bei kununu GmbH seit April 2016 Geschäftsführer für die Bereiche Produkt, Technologie sowie Business und Market Development), Angela Papenburg (Geschäftsführerin Bau- und Verwaltungsgesellschaft mbH Günter Papenburg AG), Prof. Elke Hartmann (Vision Salinetechnikum), Thomas Gaube (Schulleiter Giebichenstein-Gymnasium „Thomas Müntzer“ Halle), Torsten Schaper (Leiter Marketing [&] Multimedia bei der Dögel GmbH) sowie Dr. Petra Bratzke (Vorsitzende der Geschäftsführung Agentur für Arbeit Halle).

Menschen wollen wissen, wo sie arbeiten und warum sie arbeiten

Zoller nannte Deutschland nicht nur ein Land der Dichter und Denker, sondern auch der Ingenieure. Immer mehr Menschen wollen heute wissen, wo sie arbeiten und warum sie arbeiten, formulierte er eine zentrale Erkenntnis der Unternehmensbewertungsplattform Kununu. Bei der Attraktivität eines Unternehmens zähle nicht nur das Gehalt, sondern auch das Arbeitsumfeld.

Papenburg sah die Arbeitswelt angesichts der Digitalisierung im Wandel begriffen. Eine andere Form der Demokratie und Einsichtnahme sei entstanden. „Wir müssen uns auf wesentlich mehr Demokratieförderung einstellen in den Schulen.“ In fast allen Berufen habe man heute mit Daten zu tun. Das erwarteten auch die Kunden.

Bratzke erwähnte, dass es im Agenturbezirk zuletzt 650 Lehrstellen in MINT-Berufen gab, während bereits ein Drittel aller Mitarbeiter der Region in MINT-Berufen tätig sind. Es gehe einerseits um attraktive Zukunftsperspektiven und andererseits darum, dass in den MINT-Berufen händeringend Leute gesucht würden. Unternehmen würden die MINT-Messe im Salinetechnikum gerne nutzen, um sich vorzustellen und mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Jugendliche bekämen dort nicht nur Faltblätter, sondern könnten sich auch ausprobieren. Man müsse nicht alle Angebote in der Schule vorhalten, sondern könne auch außerschulische Lehrangebote nutzen. Die Sommerakademie zum Beispiel sei sogar kostenlos.

Berufswahl folgt engagierten Lehrern und technischer Ausstattung

Gaube erklärte: „Wir sind die Leute, von denen maßgeblich abhängt, wer sich für MINT interessiert.“ Bei einem Treffen ehemaliger Schulabgänger habe man gerade wieder festgestellt, welchen Einfluss die Lehrer naturwissenschaftlicher Fächer auf die Studien- und Berufswahl haben. Gaube nannte Beispiele, wie sich das Giebichenstein-Gymnasium dem MINT-Thema konkret nähert. Da wurden Touren nach Wolfsburg unternommen und nach Peenemünde oder ein Elektroauto entwickelt mit einer Partnerschule in Ecuador (Südamerika). Nachdem es das Elektroauto in Ecuador gebe, werde nun in Halle an einer Solar-Regenwasser-Bewässerung gearbeitet. Kritik ging an die Adresse von Tullner: MINT-Messen seien gut und wichtig, doch die tägliche Arbeit werde an den Schulen gemacht. Die Berufswahl ergebe sich aus engagierten Lehrern und einer guten technischen Ausrüstung. Handlungsbedarf besteht offenbar in beiden Fällen.

Schaper berichtete, dass Dögel auf der MINT-Messe im vergangenen Jahr sehr gute Erfahrungen gemacht hat. Die Schüler sollten ein IT-Netzwerk aufbauen und das zog viele Neugierige an. Dögel wachse und sei unterwegs auf der Suche nach Fachkräften. Um Schüler für Technik zu interessieren, startete Dögel 2015 das Projekt „Kabelskevalley“, gewissermaßen als IT-Entwicklerumgebung in Anlehnung an das weltweite Vorbild Silicon Valley in den USA. Zusammen mit Schülern habe Dögel bereits eine App und einen 3 D-Drucker entwickelt.

Hartmann betonte das Ziel des Salinetechnikums: die technische Bildung fördern. Sie warb dafür, an Schulen das Fach Technik einzuführen, wenigstens für die Interessierten, am besten für alle. Mit Blick auf das von Gaube erwähnte Technikprojekt sprach sie von mangelnder Reichweite. Das Gymnasium habe 1000 Schüler, während an dem Projekt gerade 14 Schüler beteiligt sind. Schüler wüssten, was sie mit ihren Fingern am Smartphone machen können, wie das aber alles funktioniert, wüssten sie nicht. Zur Sommerakademie würden 1600 bis 1700 Kinder erwartet und Unternehmen der Stadt. Während der Akademie erlebten die Teilnehmer den Weg von der Idee zum Produkt.

Wissensvermittlung muss zu Arbeits- und Lebensfähigkeit führen

Tullner befand nach einer Kritik an der überalterten Lehrerschaft, dass man das Heil nicht nur in jüngeren Lehrern suchen darf, denn die Erfahrung der älteren sei sehr wichtig. Er selbst sei während seiner Schulzeit stark von der Persönlichkeit älterer Lehrer geprägt worden. Tullner erwähnte gleich in seinem Eingangsstatement, wie wichtig qualifizierte Frauen und Männer für den Wirtschaftsstandort Sachsen-Anhalt sind. Auf die Frage, wie weit der vor Jahren von CDU-Parteikollege Wolfgang Böhmer getätigte Vorstoß gediehen ist, einen berufspraktischen Unterricht wie zu DDR-Zeiten wieder in die Schulen einzuführen, konnte Tullner nichts Konkretes sagen. Hallelife fand im Internet dazu die Auskunft, dass es seit dem Jahr 2003 in Sachsen-Anhalt das Angebot „Produktives Lernen“ gibt. Das richtet sich aber nur an Schüler, die sonst völlig chancenlos wären und wird seit dem Jahr 2008 an landesweit 21 Schulen (in Halle Sekundarschulen „Heinrich Heine“ und Heide-Süd) durchgeführt. Damit gibt es nach wie vor kein adäquates Angebot.

Papenburg meinte, dass Wissensvermittlung gut ist, letztlich aber zur Arbeits- und Lebensfähigkeit führen muss. Zur MINT-Messe und Sommerakademie merkte sie kritisch an, dass teilweise Lehrer kämen, die nicht vorbereitet sind und die Schüler nur vertretungsweise begleiten. Auch, dass es bisher keinen Lehrer gab, der das Angebot eines Betriebspraktikums bei Papenburg angenommen hat, ärgerte sie. „Wir wünschen uns mehr Zusammenarbeit und Absprachen zwischen Schulen und Unternehmen.“ So könne es auch gelingen, unter anderem zu zeigen, wie interessant der Beruf des Stahlbetonbauers ist.

Das SalineTechnikum wurde 2010 am Technischen Halloren- und Salinemuseum Halle (Saale) gegründet. Es versteht sich als außerschulische Bildungseinrichtung mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen aller Bildungsstufen für Technik zu begeistern. Aktuell geht es um eine Kooperation mit dem Eigenbaukombinat. Ansprechpartner für das Salinetechnikum sind Prof. Dr. Elke Hartmann (elke.hartmann(at)iw.uni-halle.de) und Steffen Kohlert (steffen.kohlert(at)salinemuseum.de), Telefon: 0345/ 552 37 10 oder 0345/ 20 93 23 12.

Kununu, seit 2013 eine Tochter der XING AG, ist nach eigener Darstellung „mit über einer Million Bewertungen zu mehr als 248.000 Unternehmen die führende Arbeitgeberbewertungs- und Employer Branding-Plattform in Europa“. Die Günter Papenburg AG liegt mit drei von fünf Sternen im Kununu-Schnitt. Bewerter merkten kritisch an, dass das Bauunternehmen keinen Tarif zahlt und viele Überstunden fordert. Konfliktfälle würden auf Arbeitnehmer abgewälzt.

das Salinetechnikum im Internet

www.salinetechnikum.de

Kabelskevalley im Internet

www.kabelskevalley.com/

die Unternehmensbewertungsplattform Kununu

www.kununu.com

Komm mach MINT! – nationaler Pakt für Frauen in Mint-Berufen

www.komm-mach-mint.de

im April 2016 wies „Mint Zukunft schaffen“ eine MINT-Lücke 171.400 aus

www.mintzukunftschaffen.de/