Elektronische Lagebilder für Halle

von 10. August 2009

(ens) Wie sieht die Präventions- und Aufklärungsarbeit der Zukunft aus? Einen Eindruck davon kann man in Halle (Saale) gewinnen. Bereits 2006 wurde eine Vereinbarung zwischen Stadt und Land zur Schaffung gemeinsamer elektronischer Lagebilder geschaffen. Im März 2007 ging das 25.000 Euro teure Pilotprojekt dann in Betrieb. „Prävention muss uns etwas wert sein“, befand Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados am Montag bei der Vorstellung der Ergebnisse des Pilotprojekts.

Das System macht es möglich, bislang getrennte Daten zu einem gemeinsamen System zusammenzufügen. Ziel: die Arbeit des Fachbereichs Allgemeine Ordnung, Sicherheit und Sauberkeit und der Polizei soll sich erleichtern. Informationen sollen künftig noch besser elektronisch vernetzt und beiden Behörden zur weiteren Bearbeitung zur Verfügung gestellt werden. Das heißt, Daten, die für die Kommunale Kriminalprävention relevant sind, laufen in der Koordinierungsstelle Lagebild zusammen, werden dort bearbeitet und mit der Polizei rückgekoppelt. Umgekehrt stellt die Polizei der Stadtverwaltung anonymisierte Daten zur Verfügung.

So kann die Ereignislage straßengenau erfasst werden. Über die Bedienoberfläche, die mit jedem Internetbrowser funktioniert, lassen sich so auch Schwerpunkte bestimmter Vergehen wie Graffiti-Schmierereien, Unfälle, Überfälle oder Ordnungswidrigkeiten anzeigen. Hinzu kommen Daten zu Schulwegen, Telefonzellen, Arbeitslosigkeit, Baustellen oder ungesicherten Objekten. Allerdings erfolgt der Datenaustausch zwischen Polizei und Stadtverwaltung nicht online, sondern offline.

Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados regte eine Erweiterung des Systems an, will Spielplätze oder Daten des Jugendamtes mit eingeben. Sie erhofft sich dadurch bessere Möglichkeiten der Prävention, weil man so Sozialarbeiter gezielter in Problembereichen einsetzen kann. Unterstützung bekam sie hierbei von Innenminister Holger Hövelmann. Dieser sah durch eine bessere Planung der städtischen Ressourcen auch einen Effekt für die Haushaltskonsolidierung.

Wie das System funktioniert, erklärte Mike Elstermann von IT Consult an Beispielen. So könnte man sich mit dem System einen Fall wie einen Einbruch in der Geiststraße heraussuchen und sich nun im Unfeld alle Ordnungswidrigkeiten anzeigen lassen – Falschparker ebenso wie Hundebesitzer, die beim Häufchenmachen ihres Vierbeiners erwischt wurden. Geplant werden könnte so aber auch digital der Fußmarsch von Fußballfans zwischen Hauptbahnhof und Stadion unter Beachtung und Umgehung umliegender Volksfeste.

Die Stadt Halle wird das System auch nach der Pilotphase dauerhaft nutzen, machte Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados deutlich. Bei der Polizei hingegen liegt der Einsatz momentan auf Eis. Grund sind die Finanzen. Denn durch die Schaffung einer großen Polizeidirektion für den Süden Sachsen-Anhalts bräuchte die Polizei auch umfassendere Kartendaten. Für 39.000 Euro müsste das Material gekauft werden. Geld, was bislang nicht zur Verfügung gestellt wurde. Innenminister Hövelmann will aber nun diesbezüglich Gespräche mit dem Polizeipräsidenten aufnehmen.

Bedenken dürfen bei Datenschützern aufkommen, könnte doch das System zu einer wahren Datenkrake werden.