Energiekonzern sponsert Umweltbildung

von 24. November 2009

(ens) Alles redet von frühkindlicher Bildung. Jetzt sollen die Erzieher der Kindertageseinrichtungen fit dafür gemacht werden. Dieser Tage findet in der Villa Jühling in Halle (Saale) ein kostenloser Fortbildungskurs statt. Hier lernen die Pädagogen zum Beispiel, wie man zusammen mit den Kindern experimentieren kann. Drei Tage dauert so ein Kurs. Da werden die Erzieher noch einmal selbst zum Entdecker. Das Ziel: Kinder für den bewussten und nachhaltigen Umgang mit Energie und natürlichen Ressourcen sensibilisieren. Und immerhin sehen die Kinder ihre Erzieher als Vorbild. Das städtische Jugendamt unterstützt die Kurse, entsprechen sie doch – so heißt es – dem Bildungsprogramm der Stadt.

Umweltbildung – ein Thema, das sicher kein unwichtiges ist. Doch hängt ein Schatten über “Leuchtpol”, so der Name der Fortbildungsinitiative der Arbeitsgemeinschaft Natur und Umweltbildung (ANU). Denn finanziell ermöglicht werden die kostenlosen Kurse – zudem gibt es für die Kitas eine Materialkiste – durch den Energiekonzern E.ON. Daraus macht man beim ANU auch keinen Hehl. “Das Engagement der E.ON AG ermöglicht unserem Verband erstmals ein Projekt dieser Größenordnung”, so die ANU-Bundesvorsitzende Annette Dieckmann. “Die Kompetenzen und das Bildungsnetz der ANU machen Leuchtpol erst möglich”, heißt es. Jedoch habe man auf eine pädagogische Unabhängigkeit geachtet. Zudem sei im Vertrag mit dem ANU ein Werbe- und Marketingverbot von E.ON festgeschrieben.

27 Millionen Euro will E.ON insgesamt für das Projekt ausgeben. 4000 Kitas, immerhin ein Zehntel aller deutschen Kitas, sollen so bis Ende 2012 erreicht werden. Gerade für einen Energiekonzern eine Menge potentieller Kunden. Denn selbst im ANU sahen nicht alle Umweltverbände das Vorhaben mit Freude. Gerade vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) hagelte es Kritik. Kann ein Energiekonzern nachhaltig für sparsamen Umgang mit Energie eintreten? Sollte sich ein Unternehmen überhaupt in die Bildung einmischen? Oder ist es nicht Lobby-Arbeit? Das zumindest befürchtet man beim BUND.

Oliver Wendenkampf, BUND-Vorsitzender und Landesvorsitzender des ANU Sachsen-Anhalt jedenfalls zeigte sich im Gespräch mit HalleForum.de überrascht, dass das Projekt nun auch in Sachsen-Anhalt umgesetzt wird. Schließlich sei der ANU-Landesverband Sachsen-Anhalt neben dem Verband aus Baden-Württemberg der einzige gewesen, der sich gegen die Zusammenarbeit mit E.ON ausgesprochen hat. “Wir hatten einen Beschluss, dass es hier nicht läuft.“ Das der Bundesverband das Projekt nun aber offenbar doch auch in Sachsen-Anhalt durchpeitscht, ist für ihn eine “Frechheit”. Seine Befürchtung: Kindern soll die Sichtweise auf Energie beigebracht werden, “wie sie einer der größten Atomkonzerne hat.” Zwar sei die eigenes gegründete Leuchtpol gGmbH offiziell unabhängig, dürfe allein entscheiden. “Doch E.ON hat ein Vetorecht.” Kritisch sieht Wendenkampf auch, dass der Bundesvorstand des ANU durch Leuchtpol mit Jobs versorgt wurde. Selbst die Geschäftsstelle des ANU sei von Hanau nach Frankfurt am Main zu Leuchtpol umgezogen. Wegen Synergie-Effekten, wie es heißt. “Da versucht sich offenbar ein kleiner Verband gesund zu stoßen”, so Wendenkampf. Genau deshalb habe er sich auch aus dem Bundesvorstand zurückgezogen.