ERFOLGREICHE NACHZUCHT BEI SCHOKOLADENFROSCH & CO

von 22. Januar 2015

Der verführerische Name sollte jedoch nicht über den „wahren Charakter“ dieser kleinen und stark bedrohte Pfeilgiftfroschart aus Peru hinwegtäuschen. Bei giftigen Tieren denkt man im Allgemeinen an Schlangen, Spinnen und Skorpione, aber zum Beispiel der Schreckliche Pfeilgiftfrosch (Phyllobates terribilisals unmittelbarer „Verwandter“ des Schokoladenfrosches, trägt seinen Namen zu Recht. Das Gift des knallgelben, nur 4-5 cm kleinen Frosches ist eine der giftigsten natürlichen Substanzen überhaupt und kann einen Menschen problemlos töten, wenn es in die Blutbahn gelangt. Die Indianer in Kolumbien benutzen das Hautgift für ihre Blasrohrpfeile. Aber keine Sorge, die Exemplare im halleschen Bergzoo sind harmlos. Pfeilgiftfrösche nehmen die giftigen Bestandteile mit ihrer natürlichen Nahrung im Regenwald auf und deshalb verliert sich die Giftigkeit nach 6-12 Monaten in menschlicher Obhut.

Die Zoobesucher finden den Schokoladenfrosch im Affenhaus zusammen mit Goldbaumsteigern und Schrecklichen Pfeilgiftfröschen. Momentan ist der Bergzoo bei der Nachzucht dieser Tiere sehr erfolgreich. Mit etwas Glück können die Frösche mit kleinen dunklen Quappen auf dem Rücken beobachtet werden, die diese mit sich herumtragen oder in Bromelien sowie kleinen Plastedosen ablegen. Die kleinen Kaulquappen werden dann später von den Pflegern eingesammelt und einzeln aufgezogen. Bevor es soweit ist, legen die Frösche ihre Eier anfangs im Wasser und nach etwa 10 Tagen schlüpft eine winzige Kaulquappe. Diese durchläuft dann über etwa 3 Monate mehrere Metamorphosen bis zum fertigen kleinen Frosch. Die Quappen entwickeln sich ausschließlich sich im Wasser, wobei sie sich in der freien Natur von zumeist pflanzlichen Überesten ernähren. Im Zoo werden sie ersatzweise vor allem mit Fischfutter gefüttert. Als fertige Frösche verlassen sie dann sofort das Wasser und stellen ihre Nahrung auf winzige Insekten um. Ab diesem Zeitpunkt dauert es etwa weitere 18 Monate, bis die anfangs nur 5 mm kleinen Jungfrösche geschlechtsreif und dann mit 2 bis 2,5 cm Größe bei den Schokoladenfröschen sowie mit 4 bis 5 cm bei den Schrecklichen Pfeilgiftfröschen als ausgewachsen gelten. Der hallesche Zoo hält derzeit 15 erwachsene Schokoladenfrösche sowie 35 Jungfrösche und 20 Kaulquappen. Bei den Schrecklichen Pfeilgiftfröschen sind es 9 erwachsene Frösche, 32 Jungfrösche und 20 Kaulquappen.

Inzwischen sind weltweit die meisten Froscharten bedroht, so auch die zahlreichen Arten der knallbunten oder schokoladig braun-weiß gefleckten Pfeilgiftfrösche. Schuld daran ist leider, wie bei vielen anderen Umweltbedrohungen auch, unsere eigene Spezies. Diesmal nicht, weil wir wie so oft in anderen Fällen den Lebensraum der Tiere zerstören, sondern weil ein winziger Krankheitserreger durch den Menschen bis in den dichtesten Dschungel verschleppt wurde. Es ist der Chytridpilz, der schon ganze Froschpopulationen dahin gerafft hat. Zoos, Natur- und Artenschutzorganisationen sind daher weltweit aufgerufen, Erhaltungszuchtprogramme für Amphibien zu etablieren, sozusagen eine Arche für Frösche. Mit der erfolgreichen Nachzucht und Abgabe der Frösche an andere Zoos, leistet der Zoo Halle somit einen wichtigen Beitrag im Rahmen Europäischer Erhaltungszuchtprogramme.