Erinnern an die Nazi-Opfer

von 12. September 2010

Mit Kranzniederlegungen auf dem Gertrauden- und dem Südfriedhof wurde am Sonntag anlässlich des Tages der Erinnerung, Mahnung und Begegnung an die Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Aufgerufen hatten die Verfolgten des Naziregimes und der Bund der Antifaschisten, gekommen waren neben Vertretern der Stadt auch Parteien und Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten.

Kai Langer, Direktor der Landesgedenkstättenstiftung, erinnerte an die Geschichte des Gedenktages. So ergriffen Überlebende der Nazidiktatur 1945 die Initiative und führten in Berlin-Neukölnn in der Werner-Seelenbinder-Kampfarena eine Gedenkfeier mit 100.000 Teilnehmern durch. Doch ab 1947 habe eine Schlussstrich-Mentalität eingesetzt. Der Osten führte den Tag der Opfer des Faschismus ein, der durch das Regime für die eigene Legitimierung missbraucht worden sei. Im Westen hingegen galt eine Teilnahme am OdF-Tag als prokommunistische Aktion. Und so habe sich in Ost und West eine unterschiedliche Gedenkkultur entwickelt. Erst seit der politischen Wende 1989 findet das Gedenken als “Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung” gemeinsam in Ost wie West statt.

Langer erinnerte auch an die Greueltaten. Vor dem Denkmal an die “679 vom nationalsozialistischen Staat Gemordeten” wies Langer darauf hin, dass an dieser Stelle tatsächlich nur 455 Opfer liegen, die restlichen 224 Urnen seien in einem internationalen Bereich des Gertraudenfriedhofs bestattet. Unter den Toten, an die mit der Gedenkstätte erinnert wird, seien auch 150 Kranke und Behinderte. Langer berichtete von der Ermordung eines 9jährigen behinderten Kindes in der Gaskammer. Der tatsächliche Todestag sei verschleiert worden, so dass den Eltern auch noch “Pflegekosten” in Rechnung gestellt worden.