Erlebnishaus abgerissen, Eissporthalle verwüstet

von 22. Juni 2015

Sonntag, 21. Juni 2015, Eissporthallen-Areal. Der Teil des Eissporthallen-Komplexes, der dem geplanten Deich im Wege stehen würde, ist planiert. Der Großteil aber steht nach wie vor. Überall sind Türen aufgebrochen und Fensterscheiben eingeworfen. Die Kassen vor der Eissporthalle sind ausgebrannt. Auf den Gehwegplatten liegen Schlittschuhe. Durch die zerschlagenen Scheiben ist bereits zu erahnen, wie stark das Sportobjekt bereits verwüstet ist. Inzwischen ist die Eissporthalle zum Lost Place (verlorenen Ort) geworden, der von Randalierern und Graffitischmierern heimgesucht wird und für neugierige Fotografen und Filmern auf Stadtentdecker-Tour (urban exploration) ein interessantes Ziel ist. Das Ausmaß der Verwüstungen ist auf einem solchen Urbex-Video auf Youtube zu sehen:

An einem Fenster auf der Seite zum Gimritzer Damm hängt noch das Schreiben des letzten Eissporthallenbetreibers, der mit der Stadt im Clinch liegt wegen der Frage, ob die Eissporthalle – wie von der Stadt behauptet – einen Totalschaden hat oder nicht. Schon Anfang Juli 2013, kaum einen Monat nach dem verheerenden Saale-Hochwasser in Halle, hatte Oberbürgermeister Bernd Wiegand erklärt, die alte Eissporthalle abreißen und an selber Stelle eine neue Eissporthalle errichten zu wollen. Neubaukosten von 20 Millionen Euro standen in Rede. Inzwischen steht die neue Eishalle einige Hundert Meter weiter auf der anderen Seite des Deiches in Halle-Neustadt.

Rückblick in die DDR: Das Initiativ-Bauvorhaben Eissporthalle wurde im zweiten Quartal 1967 begonnen. Anfang Dezember 1967 ging die Kunsteisbahn in Betrieb. Die Einhausung der Kunsteisbahn erfolgte im ersten Halbjahr 1968 unter Leitung des Betriebsteils Projektierung und Technologie des VEB BMK Chemie Halle. Offizieller Start für die Eissporthalle war der 30. Mai 1968 gerade rechtzeitig für die Arbeiterfestspiele im Juni 1968. Im Jahr 1973 wurde schließlich nachgebessert mit der Rekonstruktion der Eissporthalle für die Weltmeisterschaft im Hallenhandball 1974. Beauftragt war das Zentrale Investitionsbüro Sportbauten des Staatssekretariats für Körperkultur und Sport in Berlin. 1990 kam das vorläufige Aus für die Eissporthalle. Nach der Wende hatte der TÜV die Halle bemängelt, die daraufhin trotz Protest- und Unterschriftenaktionen jahrelang leer stand und erst 1998 saniert und wiedereröffnet wurde. Zwischenzeitlich wummerten die Technobeats aus einem Stahlcontainer auf dem Hallen-Vorplatz. Ein Disko stand auf den Betonplatten und beschädigte sie. Den Neustart der Halle wagten zwei ehemalige Eishockeyspieler: Andreas Werkling und Frank Busch. Die Hallenser holten sich ihre Halle zurück. Das regelmäßige, schon in der DDR beliebte öffentliche Eislaufen kam wieder in Gang. Auch Kampfsport fand dort wieder statt und der Eishockeysport erlebte eine Hochzeit. Bis im Januar 2011 die Saale erstmals vor die Türen der Eissporthalle zog. Doch neben dem Hochwasserschutz ging es seit Jahren schon um die Kosten des Betriebs. Im Juni 2013 dann der Supergau: Wasser flutete die Kältemaschinen, lief in die Umkleidekabinen und in die Eislaufarena. Eishockeyfans ganz Deutschland rückten schließlich zum Aufräumen an und die Betreiber der Halle gingen sicher davon aus, den Betrieb im Herbst wieder anzufahren. Doch in der Stadtverwaltungsspitze stand bereits fest, dass das Hochwasser die Gelegenheit ist, tabula rasa zu machen und die Kompetenz- und Finanzquerelen der letzten Jahre zu beenden. Die Betreiber stehen seither auf verlorenem Posten, dabei waren sie, wie sie im Dezember 2013 an Halles Eissportfreund schrieben, fest entschlossen: „Wir geben den Kampf um unsere Eissporthalle nicht auf und werden Euch über unsere weiteren Bemühungen auf dem Laufenden halten.“