Erstmals Gymnasien für Berufsvorbereitung ausgezeichnet

von 14. Juni 2016

Die jährliche Zertifizierung vorbildlicher Berufsorientierung geht dieses Jahr bereits in die zehnte Runde, zum ersten Mal wurden neben Sekundar- und Förderschulen auch zwei Gymnasien ausgezeichnet.

Das Berufswahl-SIEGEL zeigt, welche Schulen in Sachsen-Anhalt die Jugendlichen besonders gut auf den Start ins Berufsleben vorbereiten. „Dass sich dieses Jahr erstmals auch Gymnasien beteiligen, ist ein sehr erfreuliches Signal“, sagte Simone Danek. „Dies verdeutlicht, dass dort ein Umdenken begonnen hat.“ Immerhin 18 Prozent der Auszubildenden eines Jahrganges im IHK-Bezirk hätten Abitur, berichtete Frau Danek. „Auch diesen Jugendlichen sollte – neben der notwendigen Studienorientierung – eine systematische Berufsorientierung ermöglicht werden.“

Marco Tullner beglückwünschte besonders drei Schulen, die seit Beginn der Zertifizierung vor zehn Jahren dabei sind: die Ganztagsschule „Johann-Gottfried-Borlach“ in Bad Dürrenberg, die Sekundarschule „Saale-Elster-Auen“ in Schkopau und die Sekundarschule „Adolph Diesterweg“ in Roitzsch. „Damit sind sie ein Vorbild und haben andere angeregt, angeleitet und vor allem überzeugt. Sie können stolz sein auf Ihre herausragende Arbeit, die hiermit öffentliche Anerkennung findet. Kontinuität und Exzellenz in der Qualität sowie Nachhaltigkeit im Handeln, das zeichnet diese drei Sekundarschulen aus. Wir sind stolz, solche leistungsstarken und engagierten Schulen im Land zu haben.“

Das Berufswahl-SIEGEL wird seit den Anfängen im Jahr 2006 inhaltlich durch die Qualifizierungsförderwerk Chemie GmbH getragen. Es ist eine Initiative der Wirtschafts- und Sozialpartner, unterstützt vom Land Sachsen-Anhalt sowie von Unternehmensvertretern, Gewerkschaftern und gewerblichen Kammern. Diese arbeiten gemeinsam mit Lehrern sowie Vertretern der Agenturen für Arbeit und des Landesinstituts für Lehrerfortbildung intensiv in der Jury mit. Die IHK Halle-Dessau ist bereits seit zehn Jahren Partner der Initiative und war wiederholt Gastgeberin der Auszeichnungsveranstaltung.

Übersicht der Zertifizierungen im Schuljahr 2015/2016

Erste Zertifizierung

Sekundarschulen

Landkreis/Stadt

1

SK „Friedensschule“ Dessau-Roßlau

Dessau-Roßlau

2

SK Jessen Nord

Wittenberg

3

SK „Sankt Mauritius“ Halle

Halle

Gesamtschule

Landkreis/Stadt

4

IGS Freie Schule Anhalt Köthen

Anhalt-Bitterfeld

Gymnasien

Landkreis/Stadt

5

Gymnasium Jessen

Wittenberg

6

Domgymnasium Naumburg

Burgenlandkreis

Förderschule für geistig Behinderte

Landkreis/Stadt

7

Förderschule „Schule des Lebens – Helen Keller“

Halle

Wiederholte Zertifizierung

Landkreis/Stadt

8

KGS „Wilhelm v. Humboldt“ Halle

Halle

9

SK „Ernestine Reiske“ Kemberg

Wittenberg

10

SK „Adolph Diesterweg“ Roitzsch

Anhalt-Bitterfeld

11

SK „Johann-Gottfried-Borlach“ Bad Dürrenberg

Saalekreis

12

SK „Saale-Elster-Auen“ Schkopau

Saalekreis

13

LB „An der Lindenallee“ Gräfenhainichen

Wittenberg

14

LB „Hahnemann“ Köthen

Anhalt-Bitterfeld

Hintergrund: Aus den Würdigungen der Laudatoren

Seit zehn Jahren für die Berufsausbildung engagiert

Ganztagsschule „Johann-Gottfried-Borlach“, Bad Dürrenberg
Das lang ersehnte, aufwendig sanierte Schulgebäude der Borlach-Schule in Bad Dürrenberg bietet mit modernsten Fachkabinetten die Möglichkeit, Arbeitsgemeinschaften zur Berufsorientierung zu gestalten, die teilweise auch von Eltern übernommen werden. Die Nähe zum traditionsreichen Chemiestandort wird selbstbewusst und gezielt für Kooperationen mit Unternehmen sowie der Hochschule Merseburg genutzt. In Bad Dürrenberg werden aus Problemen Chancen gemacht. Nach dem Ausfall der Wirtschaftslehrerin etwa übernahmen die jeweiligen Klassenleiter die Aufgaben, was letztlich alle als Gewinn im Sinne der Teamarbeit und der Einsichten in die Berufsorientierung ansehen.

Sekundarschule „Saale-Elster-Auen“, Schkopau
Die Sekundarschule Schkopau überraschte die Jury unter anderem mit einer Präsentation zur Berufszufriedenheit ihrer Lehrkräfte. Ausgehend von dieser schulinternen Evaluation und mit Blick auf die Spezialisierung der Lehrkräfte wurde ein äußerst klares Konzept der Berufsorientierung für jede Klassenstufe entwickelt. Bereits die Fünftklässler konnten die Jury im Audit überzeugen. Die Nutzung des Polytechnischen Zentrums bietet einen großen Praxisbezug. Die damit verbundenen logistischen Herausforderungen zur Absicherung des Schulbetriebs werden dafür gern in Kauf genommen. Als ganz besonders eindrucksvoll erlebte die Jury die umfassend wertschätzende Atmosphäre in der Schule Schkopau.

Sekundarschule „Adolph Diesterweg“, Roitzsch
Die Sekundarschule „Adolph Diesterweg“ in Roitzsch ist seit 2011 eine gebundene Ganztagsschule. Die dadurch gewonnene Zeit wird zum großen Teil für die Berufsorientierung genutzt. Seit fünf Jahren gibt es beispielsweise – über den Lehrplan hinaus – für die 10. Klassen ein zusätzliches verpflichtendes Praktikum, welches immer eine Woche nach den schriftlichen Prüfungen stattfindet. Orientiert wird dabei auf den Betrieb oder den Bereich, in dem die Jugendlichen eine Ausbildung anstreben. 90 Prozent der Schüler/-innen in Roitzsch gehen in eine Ausbildung über. Die Kontakte zu ehemaligen Schüler/-innen sind sehr eng. Die Jury empfiehlt die Rückmeldeaktion auf der Internetseite anderen Schulen zur Nachahmung.