Fachtagung Kraft-Wärme-Kopplung im MMZ

von 3. März 2012

 Am Donnerstag fand in Halle (Saale) die Fachtagung des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung e.V. statt. Mehr als 100 Experten diskutierten im Multimediazentrum Möglichkeiten, wie Kraft-Wärme-Kopplung in Krankenhäusern und Kliniken ein Großkraftwerk ersetzen könnte. Die EVH betreibt zwei mustergültige Anlagen im Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle sowie im Krankenhaus Martha-Maria in Dölau. Der KWK-Verband fordert den konsequenten Ausbau der dezentralen Stromerzeugung. Wärme braucht der Mensch. Vor allem wenn er wieder gesund werden soll. In Krankenhäusern und Reha-Kliniken besteht daher ganzjährig ein hoher Wärmebedarf und zugleich wird auch sehr viel Strom für medizinische Technik benötigt. Dies seien ideale Voraussetzungen für den Einsatz von Blockheizkraftwerken (BHKW), so die zentrale Botschaft einer Fachtagung des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung e.V. in Kooperation mit dem Umweltverband BUND über BHKW in Krankenhäusern in Halle an der Saale. Dass dabei umgekehrt BHKW für Krankenhäuser ein enormes Potenzial zur Senkung ihres Energieverbrauchs und der Energiekosten bieten, sei dort allerdings noch viel zu wenig bekannt. Die unerwartet hohe Zahl von hundert Tagungsteilnehmern, davon die meisten aus  Krankenhäusern und Kliniken, bewiesen aber, dass das Interesse groß sei. „Das Potenzial ist gewaltig“, konstatierte Verbandspräsident Berthold Müller-Urlaub, zugleich Vorsitzender Geschäftsführer der EVH GmbH. Und es sei auch wirtschaftlich umzusetzen. Jedes einzelne BHKW in diesen Gebäuden stelle einen Beitrag zur Kostensenkung im Gesundheitswesen dar. Warum diese zudem auch noch Umwelt schonende Option bisher nur von einer Minderheit der Einrichtungen genutzt werde, sei betriebswirtschaftlich nicht nachvollziehbar. Neben direkt in Krankenhäusern installierten BHKW biete sich in Fernwärme versorgten Gebieten auch  der Anschluss an die Wärmeerzeugung aus einem großen Heizkraftwerk an, in dem ebenfalls das umweltschonende Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) zur Anwendung komme. Am Bespiel Krankenhäuser werde auch deutlich, welche enormen Möglichkeiten zur Deckung des künftigen Strombedarfs die dezentrale Stromerzeugung biete. „Quasi gratis“,  so Müller-Urlaub,“ könnte allein in den ca. 3.300 deutschen Krankenhäusern und Reha-Kliniken als kostenneutrales Nebenprodukt zur Heizwärme so viel Strom mit erzeugt werden, dass dadurch ein Großkraftwerk überflüssig würde“. Diese enormen Potenziale der dezentralen Stromerzeugung in Kraft-Wärme-Kopplung würden in den Plänen zur künftigen Deckung des Strombedarfs nach Fukushima noch nicht hinreichend berücksichtigt. Die Bundesregierung sei hier immer noch zu sehr rückwärtsgewandt auf Großkraftwerke fixiert. So drohe ein ambitionierter Vorschlag der EU-Kommission im Entwurf der Energie-Effizienzrichtlinie,  für neue und u.U. auch bestehende Kraftwerke KWK verpflichtend zu machen, auf Druck u.a. von Deutschland  stark verwässert zu werden. Anstelle einer „Top-Down“-Herangehensweise in Denkkategorien von Großkraftwerken, bei denen die Abwärme größtenteils ungenutzt vergeudet  werde, sei es künftig erforderlich, von der dezentralen Wärmeerzeugung – also „bottom-up“ – auszugehen. Durch Umstellung von Nur-Wärmeerzeugung in Heizkesseln auf Kraft-Wärme-Kopplung könnten bis zu 40% Energie und 60% CO2 eingespart werden. Eine bereits vor sechs Jahren im Auftrag der Bundesregierung erstellte Potenzialstudie habe gezeigt, dass auf diese Weise knapp 60% des Stroms in Deutschland hocheffizient in KWK erzeugt werden könnte. Müller-Urlaub nahm die Fachtagung zum Anlass, von Bundesregierung und Koalition eine konsequente Umsetzung der KWK-Potenziale bei Ihrer Positionierung zur EU-Energieeffizienzrichtlinie und insbesondere bei der anstehenden Novellierung des KWK-Gesetzes einzufordern. Das erklärte Ziel einer Verdopplung des KWK-Stromanteils bis 2020 sei ohnehin nicht sehr anspruchsvoll, allerdings werde auch dieses bei einer zu schwachen Neujustierung des Gesetzes nach Maßgabe des vorliegenden Entwurfs mit Sicherheit verfehlt. „Ziel und Handeln müssen zusammenpassen“, so Müller-Urlaub.