Fahrkartenautomat für die Westentasche

von 22. Juli 2011

Vor einer Woche hatte HalleForum.de bereits darüber berichtet, dass es künftig im gesamten Gebiet des Mitteldeutschen Verkehrsverbunds (MDV) möglich sein wird, seine Fahrkarte für Straßenbahn, Bus und Zug über das Handy zu bestellen. Auch Fahrplanauskünfte sind so möglich.

Im Rahmen einer Pressekonferenz auf dem Flughafen Leipzig-Halle informierte der MDV nun am Freitag detailliert über die Handyapplikation EasyGo, die nach erfolgreicher Testphase in Halle (Saale) und Leipzig nun in einer neuen Version vorhanden ist und in 26 Verkehrsunternehmen im Süden Sachsen-Anhalts sowie in Sachsen funktioniert. Und diese neue Version verfügt über einige Neuerungen. So lassen sich nun auch Anschlusstickets über die Tarifzone hinaus kaufen, für die die Tickets von Zeitkartennutzern gelten. Neu ist ebenfalls die Umgebungssuche, eine geografische Kartenansicht auf dem Handy, die den momentanen Standpunkt des Nutzers und die nächsten Haltestellen anzeigt. Um den Reiseweg zu optimieren, wird die schnellste Verbindung mit den idealsten Umstiegen bis zum gewählten Reiseziel grün angezeigt. Daneben sollen Nutzer hier aktuelle Verkehrsinformationen erhalten, beispielsweise wenn eine Straßenbahn wegen eines Verkehrsunfalls verspätet kommt.

Ulf Middelberg, Marketing-Chef der Leipziger Verkehrsbetriebe, sprach von einer “elektronischen Fahrplanauskunft und Fahrkartenautomat für die Westentasche.” Die Fahrkarten können ohne Registrierung gekauft werden, der Betrag wird von der Handy-Rechnung abgezogen. Der Kunde erhält einen Code auf sein Handy, den die Kontrolleure mit ihrem Lesegerät einscannen und kontrollieren können. Installieren kann man die Software ganz einfach: Eine SMS mit "easy" an die 82 000 genügt oder EasyGo wird im App Store oder Android Market herunter geladen.

Vor eineinhalb war das von der Jenaer Software-Firma entwickelte EasyGo gestartet und inzwischen 37.000 Mal heruntergeladen. 7.500 von ihnen nutzen nicht nur die Fahrplanauskunft, sondern bestellen sich bereits ihre Fahrkarte mit dem Handy. Der MDV erhofft sich, die Zahl der Downloads durch die verbundweite Einführung innerhalb der nächsten 12 Monate auf 100.000 steigern zu können. Der Umsatz solle dann allein durch Handytickets bei jährlich 650.000 Euro liegen.

Die Software wurde durch den Bund und die Länder Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziell gefördert. Rund 890.000 Euro wurden investiert. Um alle 5.700 Haltestellen des MDV mit Fahrkartenautomaten und dynamischen Abfahrtstafeln auszustatten, bräuchte man hingegen 200 Millionen Euro.

Nun gilt es aber noch, alle Mitarbeiter der Verkehrsunternehmen zu schulen, damit diese auch mit der neuen Technik umgehen können. Denn während der Testphase gab es auch immer wieder Fälle, das Kontrolleure oder Fahrer mit den Handytickets nichts anfangen konnten und diese deshalb nicht akzeptierten.